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H A R M O N I E 

 

 

 

Wellenreiten ist eine feine Sache,
solange die Wellenreiter nicht untergehen.

 

Eigentlich dürften wir Menschen überhaupt nicht existieren! Hätte die Atmosphäre nur ein bisschen weniger Sauerstoff, wir würden alle sofort ersticken. Wäre die Gravitation nur etwas geringer, wir wären völlig ohne Wasserstoff und hätten kaum Wasser auf der Erde. Eine geringfügig höhere Temperatur und wir bekämen Backofenverhältnisse wie auf der Venus. Auch etwas niedrigere Temperaturen würden dem Leben auf der Erde sehr zusetzen und Antarktiskälte bescheren. Würde die Erde nicht seit einigen Milliarden Jahren so konstant ihre Bahn ziehen, die Entwicklung von Leben wäre abrupt gestoppt worden. Es scheint als ob die Ergebnisse von Tausenden von Zufällen harmonieren mussten. Und nicht nur das. Während der langen Zeit des Lebens, seit einer knappen Milliarde Jahren, gab es immer wieder massive Bedrohungen, die zu einem starken Rückgang der Artenvielfalt auf der Erde geführt haben. Das Leben ist jedoch wie ein Stehaufmännchen - auf und nieder immer wieder. Wer nicht an all diese Zufälle glauben will bemüht hier gerne Gott als Schöpfer, der in einer großen Kreation unseren "wunderbaren" Planeten geschaffen hat. Geplant als Paradies, wenn nicht seine Lieblingsgeschöpfe Adam und Eva ihm gezeigt hätten was eine Harke ist, wofür er ihnen dann die Quittung durch die Vertreibung aus demselben verpasst hat. Mal abgesehen davon, dass Gott da reichlich menschlich reagiert hat, wie ein beleidigter Junge, dem der Fußball - pardon: Apfel... weggenommen wurde, muss das Paradies laut Bibel und Gilgamesch-Epos eindeutig auf der Erde gewesen sein, wahrscheinlich irgendwo im Orient. In diesem Paradies haben wahrlich paradiesische Zustände geherrscht, alles happy und in Harmonie. Ja, hätte da nicht irgendjemand die böse Schlange eingeschleust! Gott dürfte wohl etwas kurzsichtig gewesen sein, als sie sich vorgestellt hat, oder ist es ihm etwa wie ATA [s. Kapitel Ursprünge] gegangen, die von den göttlichen und halbgöttlichen oder doch mehr teuflischen Mitgöttern per 'Viehrus', quasi von der eigenen Spezies hintergangen wurde. Ja wenn..., dann wäre es heute noch so paradiesisch im Paradies wie einst vor dem Sündenfall. 

Was bedeutet es eigentlich wenn im Paradies harmonische Zustände herrschen? Für den Löwen, das Lamm, die Schlange, Gott und die Menschen? Harmonie hat wie alle Begriffe viele Gesichter und wird je nach Anschauung verschieden definiert. Dennoch gibt es hinter jeder sprachlichen Definition einen, zwar unscharfen, aber inhaltlichen Gehalt des Begriffes. Zum Beweis der vielen Gesichter sei nur angeführt, dass Sadisten unter Harmonie sicherlich etwas anderes verstehen als etwa masochistisch oder normal exponierte Menschen. Damit Sadisten glücklich sein können (= ihre sadistischen Neigungen befriedigen können), brauchen Sadisten masochistische Menschen; die Normalen werden den Sadisten diese Befriedigung nur temporär bzw.  nicht in ausreichendem Maße verschaffen können, weil sie sich logischerweise nicht typisch masochistisch verhalten werden. Analoges gilt natürlich auch für die Gruppe der masochistisch interessierten Menschen. Nun gut, wie dem auch sei, mehr als die Tatsache, dass Harmonie wie alle anderen Begriffe relativ ist, haben wir bisher nicht. Versuchen wir uns mit einer einfachen (Vor)definition:

      Harmonie ist ein widerspruchsfreier Zustand

Systeme sind dann frei von Widersprüchen, wenn keine Veränderliche(n) des Systems einen irgendwie ausgerichteten Druck ausüben und daher keine wirkliche Veränderung mehr stattfindet, auch keine schleichende.

 

Nach dieser Definition kann es nur lokale oder zeitlich begrenzte Harmonie innerhalb der Zeit geben - Harmonie ist nicht konservierbar. Es verwundert deshalb nicht sehr, dass die "letzten Paradiese", die von Forscher/innen bisweilen entdeckt werden, meist mit dem Begreifen des harmonischen Zustandes auch schon zerstört werden.

      Welche Systeme sind harmonisch ?

Das Paradies - die Antarktis - das Sonnensystem - der Wasserkreislauf - das Perpetuum mobile - die Gasgesetze - die Belousow-Zhabotinsky-Reaktion - das Feigenbaum-Szenario - die Venus von Milo.......

 

Bei näherer Betrachtung treffen die vorhergesagten Einschränkungen für die aufgelisteten und wahrscheinlich für alle Systeme - auch für das Perpetuum mobile - zu. Das bedeutet alle genannten Zustände sind nur temporär oder periodisch wiederkehrend harmonisch. Auch eine harmonische Schwingung geht sofort in eine gedämpft harmonische Schwingung über, wenn Gravitation wirkt und unterliegt damit der Auflösung, selbst wenn es ewig - x dauert. Die Antarktis bleibt solange Antarktis, solange keine äußeren Faktoren auf das System wirken, wie z.B. wirtschaftliche Ausbeutung durch den Menschen oder massive Änderung der Sonneneinstrahlung. Analoges gilt für die Systeme 'Sonnensystem' und 'Wasserkreislauf'. Etwas komplizierter liegt die Sache bei den 'Gasgesetzen' und dem 'Perpetuum mobile'. Beide Systeme funktionieren völlig widerspruchsfrei, wenn sie überhaupt funktionieren würden. Die Gasgesetze setzen grundsätzlich ideale Gase voraus, die aber gibt es nicht. Das Perpetuum mobile kann nicht gegen die thermodynamischen Hauptsätze der Physik handeln wenn es auf unser Weltall lokalisiert ist, - auf die Annahme, dass das Universum selbst ein Perpetuum mobile ist wollen wir hier nicht eingehen - aber wenn es existieren könnte, dann ewiglich und in sich widerspruchsfrei. Entscheidend ist, dass diese Systeme abhängig vom Bewusstsein der Menschen sind und ggf. mit demselben zusammenbrechen - ausgenommen das Universum würde über andere, von biologischer Evolution unabhängig  funktionierende Detektoren mit Fähigkeit zum Bewusstsein verfügen. Bei den beiden zuletzt genannten Systemen handelt es sich prinzipiell um Systeme, die in irgendeiner Form chaotischen Charakter haben und damit intern unvorhersehbare Störungen noch und noch produzieren. Dies spielt aber keine Rolle, da sie nach reproduzierbaren Regeln funktionieren, die in sich harmonisch sind - sonst bekämen wir ja nicht immer dieselben Ergebnisse (siehe PI 3,141...) - sofern wir nicht die Bedingungen (von außen) ändern. Logischerweise fallen damit die postulierten Zustände vor dem Urknall und nach dem Tod des Weltalls ebenfalls unter unsere Harmonie-Definition. Dennoch ist diese Vorstellung von Harmonie zu einfach gestrickt. Wir haben die Rechnung ohne die Menschen, ihr Bewusstsein, diesen unheimlich energetischen Treppenrutsch des Universums und möglicherweise ohne Gott gemacht.

 

 

 

TÜRÖFFNER ZUR GLÜCKSELIGKEIT ?

Das letzte Lied auf der Beatles-LP 'Abbey Road' enthält den einfachen aber bemerkenswerten Satz:

 "And in the end the love you take is equal to the love you make". 

Wenn also wirklich am Ende die Liebe sich ausgleichen wird, ist dann die Liebe etwa der Schlüssel und das Maß aller Dinge ? Ist also Harmonie weniger ein widerspruchsfreier Zustand im wissenschaftlichen Sinne, als ein Zustand von Gleichgewicht zwischen dialektischen Polen ?? Ist möglicherweise der Motor der Menschheit das Streben nach einem Gleichgewicht zwischen Materie und Geist ??? Es würde zumindest erklären weshalb Menschen überleben wollen, oder weshalb die ökologische Zukunft heute genauso beschworen wird wie die "gute alte Zeit". Für viele Menschen spielt Gott (und/oder dessen Transmitter) bzw. dessen Synonym, Abbild, Matrize, Negativ oder ein anderes Analogon die wesentliche Rolle beim Erreichen von Harmonie. Bei symbolischen Handlungen werden heilige Gegenstände, direkte Materialisationen Gottes, von eingeweihten Personen - den Priestern etc. - geküsst, gegessen, geopfert oder sonst irgendwie bearbeitet. Zweck dieser Handlungen ist die Vereinigung mit Gott, oder einer von ihm/ihr/es übermittelten Kraft bzw. deren Inhalation. Könnte Harmonie also identisch mit Gott sein? Ergänzend sei hier nur George Harrison genannt, der Gott und Liebe bzw. Liebe und Gott schlicht als Einheit betrachtete.

 

     + Harmonie  =  Gott - x
   x
+ Harmonie  =  Gott
Gott - Harmonie  =  x
Gott + Harmonie  =  y
   y - Harmonie  =  Gott
     - Harmonie  =  Gott - y

 

Abb. 10.1: Weltformel "Harmonie"

 

Merkwürdig, merkwürdig. Wollen wir die Frage nach Harmonie grundsätzlich beantworten, müssen wir uns also mit Gott und den Weltreligionen auseinandersetzen. Wer in einer religiösen Gemeinschaft lebt oder irgendwann in eine solche Gemeinschaft hineingeboren wurde und mit wachsendem Alter und Bewusstsein irgendwie auf die Idee kommt Gott in Frage zu stellen, wird zumindest in den christlichen Religionen häufig auf folgendes Argument der gläubigsten Vertreter religiöser Institutionen stoßen: "Nicht wir definieren Gott; Gott definiert uns". Wie kommen die in der Regel männlichen Vertreter Gottes zu dieser Behauptung - Hat Gott sie ihnen eingeimpft ? Nein - auch wenn der Fuldaer Erzbischof Dyba noch 1990 öffentlich in einer TV-Talkshow meinte, dass Jesus uns als seine Kinder auserwählt hat und wir ihm deshalb folgen müssen. Irgendwo her müssen aber solche Thesen kommen. Gehen  wir davon aus, dass Papst & Co. solche Behauptungen nicht mit menschlichen Hintergedanken aufstellen, sondern aus völlig wertfreien Motiven, dann müssen wir uns auf die Suche nach der Herkunft dieser Thesen machen. Wie man es auch dreht und wendet, frau stößt auf die Quellen der Religionen, letztlich also auf die überlieferten Schriften. Im Koran, in der Bibel und wie diese Quellen alle heißen, ist Gottes Verhalten oder sagen wir es in der Sprache der Eingeweihten, sind Gottes Postulate wie klare Anweisungen.

Auch wenn es sehr operativ klingt, möchte ich hier ausschließlich von Gottes Eigenschaften sprechen, also von den Verhaltensweisen, die nur Gott zuzuschreiben sind. Unter Pädagogen/innen besteht zur Jahrtausendwende der Konsens, dass Appelle zur Einhaltung moralischer Postulate nur dann Sinn machen, wenn sie auch in den Verhaltensweisen der Lehrer/innen vorgelebt werden! So   sind Moralpostulate und Moraltheorie ganz nett - allein in der Praxis zählen überprüfbare Verhaltensweisen und die zugrundliegenden Eigenschaften und Eigenheiten. Um eine Liste göttlicher Eigenschaften aufstellen zu können, müssen die alten Schriften ausführlich studiert werden. Werten wir monotheistische Schriften, wie die Bibel oder den Koran, systematisch aus, so kommen wir zu einer ganzen Palette von Eigenschaften, die sich mehr oder minder gleichen, aber zur allgemeinen Überraschung auch weitgehend mit menschlichen Eigenschaften deckungsgleich erscheinen und sogar viele Merkmale menschlicher Widersprüchlichkeiten enthalten. Ich spare mir hier den detaillierten Nachweis - tun sie das ruhig mal selbst; die Selbstüberzeugung ist sowieso die wirksamste Methode der Überzeugung (Bibel AT, Bibel NT, Koran). Als Hinweis soll genügen, dass Gottes Verhalten im alten Testament starke Ähnlichkeit mit dem typisch autoritären Vaterbild hat (s. Erich Fromm »Ihr werdet sein wie Gott« [rororo 7332], während der neue Gott, Gottes Sohn, wesentlich antiautoritärer agiert - er zweifelt gar an den Entscheidungen seines Vaters, so in der Wüste und am Kreuz. 
{VORSICHT: --> Der Begriff "antiautoritär" ist einer der am meisten missverstandenen Begriffe des 20. Jahrhunderts! Antiautoritär hat weder etwas mit Ablehnung jeglicher Autorität zu tun noch ist "echte antiautoritäre Erziehung" ein Laisser-faire, bei dem die Kinder gar der groben Nötigung unterworfen werden "jeden Tag tun dürfen zu müssen, was sie wollen". Niemand wurde so gründlich falsch verstanden wie Alexander Neill.... er ist ein Opfer der sprachlichen Nähe von "autoritär" und "Autorität".... und es wird Zeit, dass er rehabilitiert wird (s. meine Ausführungen zur "echten Kommunikation" im Kapitel Kommunikation!)}

In der Summe hat Gott positive wie negative Eigenschaften in Relation zum Menschen. Würden wir Harmonie klassisch als totale Positivität (Gott = gut; Satan = böse) definieren, was übrigens auch denen gerecht wird, die behaupten, "Gott definiert uns", dann wäre Gott auf jeden Fall auch harmonisch, aber im Endeffekt eben doch mehr. Während man Harmonie als bloßen Begriff fassen kann, muss man spätestens nach dem Studium der alten Schriften Gott als etwas begreifen, das nach menschlichen Vorstellungen eine Synthese aus Subjekt und Objekt (Wesen und Begriff) ist. Ist also Harmonie etwas viel einfacheres als Gott? Ich glaube nicht.

 

 

 

Liebe = Harmonie = Gott ?

Gerade der Vergleich von Liebe, Harmonie und Gott zeigt, - das Gefühl der Parallelität zur neutestamentarischen Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist oder die Relation von Yin und Yang zum Yin-Yang-Kreis drängt sich geradezu auf - dass die drei zuvor genannten Begrifflichkeiten in sich, sehr wohl dynamisch sind. Der Gott des neuen Testaments war eben nicht seit ewigen Zeiten der immerfort liebende, sondern auch schon mal der strafend böse handelnde Gott und wird es, wenn man der Bibel glauben soll, bald wieder - beim Jüngsten Gericht - sein. Noch so eine "göttliche" Gemeinheit: Da werden wir Menschen mit einer unglaublichen apokalyptischen Drohung alleine gelassen, keine konkrete Aufklärung über Zeit, Hintergründe, Abwendbarkeit und andere Details. Mehr noch, wird doch von uns Menschen erwartet, dass wir uns auch genauso daneben benehmen, damit auf jeden Fall die Katastrophe zu Recht über uns hereinbricht. Ist Gott wirklich so ein Fiesling - oder holt uns hier das Unterbewusstsein der Menschheit ein, das im Gewande einer selbsterfüllenden apostolischen Prophezeiung, notgedrungen so gemein sein muss ? Der III.Weltkrieg inklusive atomarem Winter oder der kosmische Bürgerkrieg lauern schon. Bei genauerem Betrachten schenkt auch der Heilige Geist seine ausgleichende Harmonie eher selten aus und durchaus nicht immer mit gleicher Gnade für alle Menschen. Wenn Gott und Geist nicht statischer sondern fluktuierender Natur sind, warum sollte die Liebe also statisch sein? Die klassische Dialektik unterschied nur zwischen Gut und Böse - Gott und Teufel. Spätestens seit Erich Fromm, eigentlich schon seit Meister Eckhardt und in Ansätzen bereits seit Thomas von Aquin, wissen wir, dass auch die Liebe dialektischen Charakter hat. So trennt Fromm präzise zwischen einer Liebe des Habens und einer Liebe des Seins. Folgt man den Ausführungen seines Buches "Haben oder Sein", so gewinnt man den Eindruck, dass die Liebe des Habens im Gegensatz zur Liebe des Seins von Raffgier und Machtstreben geprägt ist und damit eine Form von "böser Liebe" darstellt, während die Liebe des Seins sich dem Guten, Wahren und Schönen verschrieben hat und deshalb eine "edle Liebe" ist. Niemand hat im vergangenen Jahrhundert diesen Konflikt innerhalb der Liebe so in Sprache mit Musik umgesetzt wie John Lennon, der bis über seinen Tod hinaus beide Extremformen der Liebe erfahren hat. Sein Song LOVE  - eine große musikalische Stille - durchzogen vom leisen an- und abschwellenden Geplätscher des Pianos und begleitet von seiner Stimme, die teils fordernd, teils resignierend und dennoch irgendwie entspannt alle Nuancierungen der Liebe begreift, transzendiert, rekursiv anhäuft und wieder in sich versinken lässt.....LIEBE TOTAL...

Wer Johns Song auf das Konto der Liebe des Seins buchen will, übersieht völlig, dass eine Liebe des kognitiven Seins in völliger Gleichberechtigung zur habenwollenden Liebe steht und sich in Lennons Kontext als nahtloses Link in eine lange Reihe von Liebesliedern aller Nuancierungen wie "She loves you; Happiness is a warm gun; Woman; Wachting the wheels, Stand by me - bis hin zu - I'm losing you" einreiht. John hat einen Song erschaffen, der alle Entwicklungen der Liebe katalysiert und dennoch die Liebe in ihrer universellen Ganzheit jederzeit bewahrt. Ich konnte mir nicht verkneifen LOVE mit Dynamiksymbolen zu versehen. Diese sind natürlich subjektiv und stellen nur eine von unendlich vielen Varianten einer kommunikationstheoretischen Interpretation des  LOVE Songs dar. Ich entdeckte John Lennons LOVE für mich selbst beim TV-Schlafen als eine asiatische Ballettkünstlerin und ihr sibirisch wirkender Tänzer, grau und schwarz gekleidet, über den leeren Raum meines Bildschirms flimmerten. Eine überraschende Videoclip-Synthese aus Text, Klang und Bewegung gab dem Szenario den unscheinbaren Hauch von LOVE, der durch Ergreifen (Haben wollen), Fallenlassen und schwebende Beweglichkeit (einfach nur Sein) eine melankolisch surrealistische Farbigkeit produzierte. So sehr es Erich Fromm gelungen ist die dialektischen Pole der Liebe blank zu legen, so wenig gelang es ihm - leider - zu erkennen, dass es nicht um Haben (Verlangen) oder Sein (Hingeben) geht, sondern um Haben und Sein - oder - noch genauer: um das Dreieck der Liebe.

 

Abb. 10.2: Synthesedreieck  der Liebe: give love + take love => real love


Erich Fromm wird somit zum Kolumbus des geistigen Raumes. Hat er doch die Liebe gefunden, allein der Zugang zu ihrer wirklichen Dimension blieb im verstellt. Viele beschäftigen sich mit Yin und Yang - die asiatische Darstellung für den dynamischen Gegensatz - übersehen aber, dass Yin und Yang nur im gemeinsamen Yin-Yang-Kreis überleben können. Böses kann alleine nicht existieren, da es sich sonst selbst vernichten muss, aber auch Gutes (das klassische Paradies - ohne Schlange!) würde alleine gelassen nur in tödlicher Langweile erstarren. In unserem Raum-Zeit-Kontinuum gilt die Polarität integrativer Art, unser Zeitpfeil verlangt und produziert sie immer wieder. Monopole - seien sie magnetisch-physikalischer Natur oder wirtschaftlich-monetärer Art sind genauso wenig dauerhaft wie ein Leben permanenter Freuden und Höhepunkte. Wenn die Physikerschaft magnetische Monopole findet, dann bestenfalls außerhalb unseres Weltalls, notfalls auch an den zeitlichen Grenzen (Urknall...) oder in völlig abgekapselten Bereichen desselben (z.B. in Schwarzen Löchern). Fromm hat also - Kolumbus gleich - die Tür zum geistigen Raum aufgestoßen. Wir aber haben dort nicht nur Liebe als Einheit (Dreieinigkeit) gefunden sondern  vielleicht auch schon persönlich so erfahren. Wir werden ebenso die Begriffe Harmonie und Gott in ihrer Dreieinigkeit entdecken. Vgl. dazu Synthese-Ansatz im Kapitel Nexial .

Abb. 10.3: Doppeltes Synthesetriplett Harmonie-Gott

In der Vereinigung des realen und geistigen Raumes sublimieren Formen und Inhalte zu einem riesigen Sierpinskidreieck mit kosmischem Ausmaß.

 

 

KOSMO-SOZIOLOGISCHE GESETZE

Wer in Harmonie leben will kommt nicht umhin sich an den Grundprinzipien des Universum zu orientieren. Doch wie wollen wir uns da orientieren ? Wir sind wieder bei den Problemen des ersten Kapitels angekommen. Natürlich können wir uns Fixpunkte suchen, doch wie zuverlässig ist beispielsweise die Ausrichtung an den Formelbergen der Mathematik, Physik oder Chemie ? Alternativ können wir uns auch an astrologischen Einflüssen, der Harmonielehre der Musik oder den Stilelementen der schreibenden, malenden oder multimedialen Kunst festhalten. Auch die Versenkung in die Natur, spirituelle Ökologie oder Hilfe in 1001 Religionsvarianten bis zur hin zum totalen Skeptizismus kann die Orientierungskrise - manche meinen es nur eine Wertekrise (ha ha!) - beseitigen. Alle diese Orientierungsversuche führen in die Einseitigkeit. So bedarf es wieder einmal eines ganzheitlichen - nexialen - 'holistischen' Angriffs....... 
Vorweg jedoch eine Abgrenzung zwischen Gesetzen und Prinzipien: Gesetze sind starr und absolut. Sie stehen in juristisch exakter Beziehung zu den anderen Gesetzen, aber eben im Sinne eines Uhrwerks, bei dem ganz deterministisch das eine Zahnrad den Lauf des anderen bestimmt, feste Relationen, eine klare Kette von Ursachen und Wirkungen. Das Problem von Gesetzen ist, dass sie nicht nur im kulturellen Bereich mit dem Fortlauf der Zeit sich selbst ad absurdum führen, sondern auch im physikalischen Sinne jedes mechanische Werkzeug Ermüdungen unterliegt. Das schöne an der Taschenuhr war, dass man dank ihrer Wundermechanik glaubte endlich immer die genaue absolute Zeit zu haben, nur genau das hat bis heute kein mechanisches Uhrwerk je geschafft - es gibt kein auf irgendeiner Mechanik beruhendes Gesetz der Zeit. Es gibt nur ein Prinzip von Zeit und dieses unterliegt der Relativität, wie Einstein das Glück hatte zu offenbaren. Prinzipien sind im Unterschied zu Gesetzen dynamisch und ihre Dynamik rührt aus der Tatsache heraus, dass sie unscharf sind. Würden wir ein "Prinzip Tisch" formulieren wollen, so kann dieses durchaus beinlos sein, eine wellige Oberfläche haben oder aus einem Baumstumpf bestehen. Als Kinder nutzten wir oft die Bettdecke als Tisch für Karten- und Brettspiele. Ein "Gesetz Tisch" hingegen würde auf Mehrbeinigkeit - immer vier?! - und platter Oberfläche bestehen. Gesetze grenzen ein und ab und ersticken außerdem Kreativität, während Prinzipien viel integrativer sind und Verzahnungen und Verknüpfen aller Art zulassen, wenn nur der Geist des Prinzips erhalten bleibt. Dem Gesetz hingegen fehlt der Geist oder sollte ich sagen: die Fuzzy Logik ? Nun, zwei kosmische Prinzipien haben sich in diesem kurzen Abschnitt bereits offenbart. Es sind dies die Wechselwirkung und die Unschärfe. Im Übrigen treten kosmische Grundprinzipien wohl meist  paarweise auf.

Kosmische Grundprinzipien

Prinzip

Anmerkungen

...Ursache und Wirkung <-> Wirkung und Ursache...

 (Kausalität)

Dimension und Fraktalität     (Analogik/Ähnlichkeit)
Defekt-/Überschußsystem

(Differenzsystem =>Kampf)

Vergangenheit & Zukunft

 (V+Z --> Evolution)

Item und Kontext

 (Monogamie <-> Polygamie)

Attraktion & Isolation

 (Evolutionsfaktoren)

Regel & Störung  (Ausgleich/Spannung)
Haben und Sein (Bewußtheit)
Schöpfung und Evolution

(geistiger und realer Raum)

 Symmetrie <-> Asymmetrie

 Harmonie ?!?

Abb. 10.4: Kosmische Grundprinzipien

 

Das Universum ist eine Art russische Puppe, bei der auch die größte Puppe in der kleinsten enthalten ist und die zweitgrößte in der zweitkleinsten, die drittgrößte in der drittkleinsten, die unendlichgrößte in der unendlichkleinsten wie auch die endlichgroßen in den endlichkleinen enthalten sein können oder die x-unendlichen in den y-endlichen und so weiter und so fort..... kurzum: Jede beliebig ausgesuchte Puppe finden wir in jeder genauso beliebig ausgesuchten anderen Puppe.....versteckt. 


Abb. 10.5: Das Babuschka-Prinzip "Puppe in der Puppe"

Mit dem Fall der Berliner Mauer tauchte ein neues Modell der russischen Puppe auf.  Es zeigt außen Gorbatschow. Öffnet man diese erste Puppe erscheint Breschnew, dann folgt darin Chruschtschow, schließlich kommt der finstere Stalin aus der Versenkung und zuletzt der Erzkommunist Lenin. Die begrenzt verklemmte Denkweise der Erfinder dieser neuen  Babuschka waren nicht willens den nächsten Sprung zu wagen. Denn selbst bei dieser primitiven Kausalität müsste nun in der Leninpuppe der letzte russische Zar auftauchen und danach in den nächsten Schalen ein blutrünstiger Zar nach dem anderen bis schließlich irgendwann die letzte Hülle fällt und die Super-Urgroßmutter ans Tageslicht tritt, die vor ca. 280000 Jahren diese Kettenreaktion ausgelöst hat und daran "schuld ist", dass heute viele Milliarden Menschen den Erdball bevölkern. Harmonie ist eben und endlich Liebe und Kampf, Defekt und Überschuss, Vergangenheit wie Zukunft, monogam oder auch nicht, Anziehung und Abstoßung, Schärfe und Unschärfe zugleich etc. pp..... Wer Harmonie begreifen will sollte die Struktur der Harmonie begreifen; sie ist polymorph und voller Interferenzen. Diese Struktur ist überwiegend wellen- und lamellenförmig, sie kann auch treppenförmig oder begrenzt geradlinig vorkommen, mit oder ohne Resonanzen und mit oder ohne Redundanzen. Wichtig ist, dass alle hier beschriebenen Strukturen gleichberechtigt sind und um unendlich viele gleichberechtigte Strukturen (Linien) ergänzt werden können. Aus all dem gesagten folgt schließlich das universelle   Wechselwirkungsprinzip, dem wir all diese kosmischen Wellen zu verdanken haben. Weil die Menschen angeblich besser Gesetze verstehen, möchte ich es hier zum Wechselwirkungsgesetz erheben.  

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Call me No.1: "Gesetz der Wechselwirkung" ¦
¦                                           ¦
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      Wo keine Wechselwirkung ist,        ¦
¦         kann weder etwas erzeugt          ¦
¦           noch zerstört werden.           ¦
¦                                           ¦
¦                  U N D                    ¦
¦                                           ¦
¦        Wo Wechselwirkung herrscht,        ¦
¦          entsteht ständig Neues           ¦
¦         und entwickelt sich etwas.        ¦
¦                                           ¦
¦                                           ¦
¦       keine Evolution...keine Schöpfung   ¦
¦                     ¥                   ¦
¦         wo Schöpfung ... da Evolution     ¦
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Diese Gesetzmäßigkeit ist so einfach, dass vermutlich bisher niemand auf den Gedanken gekommen ist, es so deutlich zu formulieren. Es ist wie eine gute alte Bekannte, auf die wir uns eben immer stillschweigend verlassen konnten, so dass wir sie im Laufe der Zeit überhaupt nicht mehr bemerken. Dennoch ist das 'Gesetz der Wechselwirkung' <-> 'Wechselwirkungsprinzip' so filigran, dass es Wissenschaftler einzelner Fachrichtungen nur schwer in ihre Gedankenwelt einbeziehen konnten. Erst raumgreifendes, nexiales Denken bezieht geradezu zwangsläufig die Wechselwirkung als besonderen Forschungsgegenstand in Theorie und Praxis mit ein. Eine nexalistische Denk-, Arbeits- und Lebensweise {Vorsicht: Ideologisierungsgefahr!} ist genau dazu angetan Wechselwirkung zu erkennen. Wer ganzheitlich forschen will und daher auch die Methode der Analogik, des vergleichenden Forschens anwendet, der muss geradezu über das Gesetz der Wechselwirkung stolpern. Wer versucht aus den Teilen eines Puzzles das ganze Bild zu erschaffen, wird bald erkennen, dass die Wechselwirkung (Verknüpfung) zwischen Inhalt und Form der benachbarten Teile, der Farben der Stücke hier und den Farben der Stücke dort, zu dem Ganzen  führt, das dann tatsächlich auch mehr ist als die Summe seiner einzelnen Teile.

Warum das Wechselwirkungsprinzip im ganzen Weltall gilt, lässt sich erfreulicher Weise einfach nachweisen und ich möchte zuerst zu einem Beispiel greifen, das mit Computertechnik und Musik gleichermaßen zu tun hat. Die aus dem Kapitel Kommunikation bekannte Klaviatur der Wissenschaft bzw. die Tastatur eines Keyboards muss herhalten, um uns zu verdeutlichen wie Wechselwirkung zum Beispiel lokal wirkt. Man spielt eine Melodie auf dem Keyboard, das durch einen der Midi-Kanäle diese Melodie an den Computer sendet, der diese Melodie empfängt und speichert. Um zu überprüfen ob die Melodie so angekommen ist wie gewünscht, schickt man die Melodie zurück (Midi-Kabel + Schallwellen) zum Keyboard und verändert nun, ergänzt, erweitert, verzerrt etc. das entstehende Werk hier (am Keyboard) wie da (im Computer) so lange bis die Komponistin zufrieden ist. Vereinfacht gesagt, ist Wechselwirkung konstruiert wie eine Leiter, in der Mitte befinden sich die Sprossen (Transmitter, Überträger bzw. Koppler der Botschaften) und links und rechts die Streben, die als Sender und/oder Empfänger agieren können, was zugleich auch eine einfache  kommunikationstheoretische Erklärung für die Struktur und Funktion unserer menschlichen DNS ist. Sie ist das Produkt eines hochkomplexen dynamischen Prozesses von einfacher Wechselwirkung ! 

Führen wir die zeitliche Dimension ein, so kann leicht festgestellt werden, dass die Interaktion zwischen unserem Keyboard und dem Computer sofort zu Ende ist, wenn die Komponistin weggeht und Kaffeepause macht. Dies kommt daher, dass Wechselwirkung natürlich dem kosmischen Defektsystem genauso unterliegt, wie etwa Materie und Energie. Bei genauer Betrachtung ist die Wechselwirkung auch keineswegs zu Ende. Zwar sind zur Wechselwirkung grundsätzlich nur zwei Parameter notwendig, etwa Raum und Zeit, Energie und Materie oder Mann und Frau, aber in der Realität sieht es doch so aus, dass spätestens eine Sekunde nach dem Urknall bereits eine Fülle von Parametern (feste Größen) existiert haben, die eine Untersuchung der reinen Wechselwirkung zwischen nur zwei Dinglichkeiten unmöglich machen. Wie überraschend die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Parametern sein können, erfahren wir, wenn man selbst in einem komplexen System starke Wechselwirkung provoziert. So wünscht dir das MSX-Computerprogramm »Videomanager (Baujahr 1984)« von Philips, brav "Fröhliche Weihnachten" und ein schönes neues Jahr zum rechten Zeitpunkt (sofern die im Computer befindliche Uhr richtig geht) und wesentlich interessanter: Dieses Programm bringt es fertig nachdem man 92mal auf die Maus des Computers geklickt hat, um ein Bild auf dem Schirm immer wieder in vier kleinere Kopien des Originals zu zerteilen, doch plötzlich wie von Zauberhand wieder die Originalvorlage entstehen zu lassen. Ein Phänomen das mit dem »Manipulator« (Public Domain Programm für den Atari ST) in ähnlicher Weise nachzuvollziehen ist, wenn man die Bild-Verdopplungsfunktion benutzt (zwischen 10-20mal klicken). Nachdem ich zunächst glaubte den Stein der Weisen gefunden zu haben, weil dieses Phänomen wie "der Phönix aus der Asche" den dritten Hauptsatz der Thermodynamik - die liebgewonnene Entropie - völlig auf den Kopf zu stellen scheint, wurde mir klar, dass dieser Effekt nur auf das Wechselwirkungsprinzip zurückzuführen ist und damit Wechselwirkung ein stärkeres Prinzip darstellen muss, als die letztlich "destruktiv" wirkende Entropie - der Grund weshalb wir unser Weltall nicht einfach nur von wachsendem Chaos bedroht betrachten sollten. Vielmehr wächst dank Wechselwirkung ständig die lokale Komplexität desselben. Mit diesen Erkenntnissen fällt es nun nicht mehr schwer weitere Sätze zur Wechselwirkung zu formulieren:

      Sätze zur Wechselwirkung

  • Wechselwirkung findet auf und zwischen allen Ebenen (Dimensionen) statt

  • Wenn Wechselwirkung auf einer Ebene endet wirkt sie in eine andere Ebene hinein.

  • Wechselwirkung findet statt, wenn zwei oder mehr Größen vorhanden sind. Existiert nur eine oder weniger als eine Dinglichkeit, so findet Wechselwirkung statt, wenn die vorhandene Größe teilbar ist. Eine teilbare Größe entspricht ihrem Charakter nach letztlich zwei oder mehreren Dinglichkeiten 

  • Ist eine Größe vorhanden entwickelt sich Wechselwirkung auch dann, wenn die Größe rekursiv auf sich selbst wirken kann. Dies führt generell zu einer  Komplexitätszunahme des betreffenden Systems (dieser Größe).

Durch den letzten Satz erhält Lügenbaron Münchhausen tatsächlich die Möglichkeit sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen! Douglas Hofstadter beschreibt in 'Gödel, Escher, Bach'  (S.315 f) am Beispiel der Computersprache dieses Phänomen. Wir lesen: "Natürlich muss ein Compiler, der selbst ein Programm ist, in irgendeiner Sprache geschrieben werden. Bei den ersten Compilern geschah dies in Assemblersprache und nicht in Maschinensprache; man machte sich so den bereits vollzogenen ersten Schritt von der Maschinensprache aufwärts zunutze." Die neueren 'intelligenteren', zumindest komplexeren Computersprachen entstehen hierbei aus der einfacheren Sprache, die über wenige Elemente verfügt, indem sie Stufe um Stufe aus dem Treibsand der alten Sprache heraustreten. 

Stufe 0

Stufe 1

Stufe 2

Stufe 3

Stufe 4

Stufe 5

Stufe 6

Stufe 7

Stufe 7 + x

kein Strom/Strom  0 / 1

einfache Maschinensprache 

Assembler

Compiler

Basic

Pascal

C++

Java etc.

Selbstlernende Sprachen

Abb. 10.6: Aus Nichts entstehen komplexe Computer-Sprachen

 

So entstand Assembler aus Entwicklungen der Maschinensprache (Binärcode). Compiler wiederum aus Assembler (oder Maschinensprache). Hochsprachen wie BASIC aus niederen Sprachen und C++ wiederum stufenweise durch Integration der Fähigkeiten der niederen Hochsprachen unter Beibehaltung und bewusster Weiterverwendung der Vorteile der "primitiven" Codes.  Makro- und Scriptsprachen - inzwischen als Tänzer zwischen den Betriebssystemwelten bestens geeignet -  aus den Verknüpfungen verschiedener Hochsprachen usw.

Diese Methode der Entwicklung von Programmiersprachen nennt man auch Bootstrapping. Theoretisch gelangen so die Programmierer/innen in höchste Ebenen und Dimensionen der Sprachkomplexität (Künstliche Intelligenz !). Bootstrapping ist universell einsetzbar, beim Brückenbau genauso wie beim Bergsteigen, gleichermaßen beim Entdecken neuer Philosophiekonzepte oder beim Entwickeln revolutionärer Kosmologie-Modelle. Blicken wir im Zeitpfeil zurück so ist dies doch genau das, was die Naturwissenschaft als Erklärung für den Urknall benötigen könnte. Wechselwirkung von Nichts auf Nichts in (verdrehter) Analogie zu mathematischen Grundpostulaten (-)*(-) = (+) für den Urknall also: Nichts * Nichts = Etwas ! 
Ob die Selbsterregung im Urknall und deren Folgen schließlich ein Ergebnis eines kreativen Schöpfungsvorganges oder eines evolutionären Prozesses sind, ist unerheblich und so außerdem unentscheidbar. Rudi Rucker beschreibt in seinem Werk "Ufer der Unendlichkeit" eine ganze Reihe von unentscheidbaren Fragestellungen und Problemaufgaben. Ich möchte ganz einfach auf die berühmte Henne und das Ei verweisen. Wer war denn bitteschön zuerst da ? Dass wir Unentscheidbarkeiten und 'schizoide' Dualismen in unserem Alltag durchaus akzeptieren, zeigt uns jede Kugel, die endlich (Fläche) und unendlich (Anfang und Ende ?) zugleich ist. Radikalisieren wir einfach den Schmetterlingseffekt: Wenn aus dem kleinsten Windhauch ein Sturm entstehen kann, dann müssen wir auch bereit sein anzunehmen, dass aus unendlich kleinen Fluktuationen ein unüberschaubarer kosmischer Knall werden kann. Letzte Ableitung daraus ist auch ein harmonisches Universum, denn selbst wenn unser Weltall ein riesiges Defektsystem darstellt (s. Kapitel Kommunikation - ein Überschusssystem stellt keinen Widerspruch zum Defektsystem dar; das ist eine Definitionsfrage: Überschuss = negativer Defekt!), schließt das nicht aus, dass das Universum ein Perpetuum mobile darstellt, was für unser Weltall der  vier Dimension nicht gelten muss. Es ist sogar wahrscheinlich, dass unser völlig ungleichgewichtiges System (physikalisch wie biologisch oder ethisch) in ein großes Gleichgewichtssystem eingebettet ist; Disharmonie in der Harmonie. Jede Geode, ein kugelförmiges Gebilde, in dessen Innerem sich eine Höhle aus Kristallen befindet, stellt ein kleines mineralogisches Wunder dar. Zwar bleibt die Materie im Inneren dieser Gesteinshöhle erhalten und führt häufig zu "hochharmonisierten" Strukturen mit wunderschönen Kristallen, aber sie unterliegt einem thermodynamischen Defekt, der sie beim Abkühlen zur toten Kugel erstarren lässt. Durch einen "disharmonischen" Prozess -  dem Verlust an thermischer Energie -  haben wir einen statisch "paradiesischen" Zustand erreicht. Betrachten wir die Geode als Subsystem des nächstgrößeren Systems, dann ist von einem disharmonischen Prozess nichts zu spüren gewesen, denn weder Energie (Energieerhaltungssatz) noch Materie (Gesetz der Erhaltung der Masse) ist verloren gegangen. 

Alles was in Bezug auf das Gesamtsystem (Subsystem und Hypersystem) zu beobachten ist, wäre eine Art Kaleidoskopeffekt, bei dem Materie und Energie zwischen den Teilen des Gesamtsystems hin- und herfließen und die Symmetrie (Ordnung) im Subsystem wächst, während die Asymmetrie (Chaos) im Hypersystem ansteigt. Treiben wir das Spiel in die Unendlichkeit weiter: Wir landen mit zunehmender Komplexität des Bedingungsgefüges einerseits in einem Universum aus unüberschaubar verschachtelten Subsystemen (russische Puppe spezial), andererseits aber auch in einem sich selbstharmonisierenden System mit ständig neu erwachsenden disharmonischen Zonen und Phasen bei voranschreitender Zeit. Die Spannung - was wird kommen - bleibt genauso erhalten wie beim Zoomen auf dem Bildschirm eines Fraktalgeneratorprogramms. In solch einem Universum haben alle Items ('Punkte') einen gleichberechtigten Status, seien sie lokaler, globaler, intergalaktischer oder hyperuniverseller Natur. Der Kosmos - ein einziger demokratischer Haufen? Ja schon, aber alle Items im Besitz der Freiheit sich undemokratisch zu verhalten! Kommunikationstheoretisch: Informationen können abgeschickt oder nicht abgeschickt werden, sie können ankommen oder nicht ankommen, sie können ganz wo anders ankommen als erwartet usw. .... das trojanische Pferd lässt grüßen .... Kosmos als harmonische Spannung !

 

 

Lernprozess Harmonie

Sagte mal einer im Fernsehen über die Ausländer: "Sie sollten nicht die Deutschen ändern !" ... brauchen sie ja auch nicht, denn die ändern sich schon von alleine, und wenn nicht - dann wird die Zeit schon die Deutschen ändern....

Harmonie tritt scheinbar gerne in Gruppen auf - ähnlich den Quarks des Mikrokosmos. Dies bedeutet, dass lokale Items (z.B. Menschen wie du und ich) in den verschiedenen Grundzuständen der Harmonie verweilen können; in spannungsgeladener Harmonie, in ausgeglichener Harmonie und in unausgeglichener Harmonie (Disharmonie). In welchem Zustand sich dann solch ein Item (bleiben wir beim einzelnen Menschen) befindet hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Umwelt, der Genese, der Sozialisation... Das menschliche Verhalten ist in starkem Maße von den Sozialisationsbedingungen geprägt ("Wir sind alle Opfer unserer Sozialisation" - auch der Biogenese), was dazu führt, dass die individuelle Harmonie - gekennzeichnet durch die körpereigene "Hormonie", die Chemie muss stimmen - nicht nur einen Schatten auf uns wirft, sondern auch eine individuelle Affinität zu den verschiedenen Typen von Harmonie besteht. In Asien ist diese Erkenntnis nicht eben neu, was uns die chinesische Überlieferung vom alten Mann und dem Berg belegen kann.

Es war einmal ein Mann, der wohnte in einem kleinen Haus am Fuße eines hohen Berges. Tag ein, Tag aus verdunkelte der Schatten des Berges am Mittag Haus und Garten und die Sonne verschwand schon lange vor ihrem allabendlichen Untergang aus dem Blickfeld. Auch versperrte der Berg den freien Blick auf den Hwangho, den großen gelben Fluss, der ruhig dahinfloss. Bald wünschte der Mann sich nichts sehnlicher als die Sonne zu ihrer Zeit untergehen zu sehen und so beschloss er den Grund des Ärgernisses aus dem Wege zu räumen. Von Stund an bestieg er täglich seinen Berg und begann die Erde abzutragen. Die Nachbarn beobachteten sein Tun mit zunehmender Verwunderung und bald ging die Kunde durchs Dorf, dass der alte Mann wohl verrückt geworden sei. Auf die Frage, was er mit seinem Handeln bezwecke, gab er zur Antwort, dass er den Berg aus dem Wege räumen wolle, weil er ihm die Sicht versperre und sein Haus und Garten verdunkle. Den Einwand, dass sein einfältiges Unternehmen bei der Höhe des Berges zum Scheitern verurteilt sei und er nie den Tag erleben werde, an dem der Berg beseitigt sein würde, ließ er nicht gelten: "Bei meiner steten Arbeit wird der Berg von Tag zu Tag kleiner werden und sollte ich einmal nicht mehr sein, dann werden meine Kinder weiterarbeiten und schließlich meine Kindeskinder, bis eines Tages der Berg niemand mehr die Sicht nehmen kann und die Sonne verdunkeln wird." Ob der Berg verschwand ist leider nicht überliefert, jedoch hat die Beharrlichkeit des Chinesen bestimmt viele stille Bewunderer gefunden. Wichtiger als die Frage ob der Berg nun gefallen ist oder nicht ist die Erkenntnis des weisen Mannes: "Nicht das Ziel ist das Ziel, sondern der Weg ist das Ziel!" In moderner Interpretation bedeutet dies, dass Weg und Ziel in ihrer Bedeutung gleichberechtigt sind. Individuelle Harmonie bei uns Menschen ist in starkem Maße auch von uns selbst abhängig und wir können Harmonie in eine des Habens und eine des Seins differenzieren - wie Fromm es bei der Liebe schon getan hat. Es ist kein Zufall, dass eine Liebe des Habens stärker mit Disharmonie (Reiberei mit der Gesellschaft/Umwelt) korreliert als eine Liebe des Seins. Der gewünschte paradiesische Zustand (freier Blick zur Sonne - kein Berg dazwischen), der sich in dialektischer Weise vom disharmonischen Zustand trennt, setzt zugleich dynamische Harmonie (= harmonische Spannung) frei, die plötzlich den Chinesen dominiert. Sie bringt einen Lern- und Arbeitsprozess  in Gang, dessen Ergebnis zwar ungewiss ist, dessen Ziel jedoch völlig klar.  Diese Spannung würde sicherlich auch dann noch erhalten bleiben, wenn der Berg zu Lebzeiten des Alten abgetragen werden könnte. Selbst wenn es einen Bagger gäbe, der diesen Berg an einem Tag abtragen könnte wäre diese innere Spannung vorhanden. Die dynamische Harmonie wird während des Erfahrungsprozesses davon getragen, ob es denn auch wirklich gelingen wird. Selbst der Erfolg würde diese Spannung nicht dauerhaft beseitigen, da in der Folge der Fluss sein Hab und Gut vielleicht mit Überschwemmungen bedrohen könnte. Es müssten also neue Ziele her, neue Wege begangen  und neue Erfolge angestrebt werden. Möglicherweise würde es ihm gehen wie beim Märchen "vom Fischer und seiner Frau". Wenn wir erst mal König sind, dann wollen wir Kaiser werden, sind wir Kaiser, dann bitteschön Papst, sind wir Papst, dann wollen wir gar werden wie Gott und wenn wir erst einmal Gott sind - fällt uns dann nichts mehr ein ? Doch natürlich! Dann wollen wir wieder werden wie die Menschen (Gott wurde Mensch --> Jesus) oder doch wenigstens Menschen nach unserem Bilde machen... dafür brauchen wir dann ein neues Paradies, wenn Gott auch dann noch gute Mine zum bösen Spiel machen sollte. Alles im Universum scheint geradezu harmoniesüchtig zu sein - Quarks - Menschen - Gott. Wo ist der Unterschied...? Die Menschheit will überleben, will Sport, Spiel und elektrisierende von steigender Dynamik überquillende Spannungsharmonie und koste uns das uns selbst. Harmonie als lustvoll leidiger Lernprozess !

 

 

Odysee 3001 

Die Zerstörung der eigenen Kultur oder irgendeiner statischen Harmonie wird und wurde von den Menschen immer in Kauf genommen, gleich ob im biblischen oder im irdischen Paradies. Die Bereitschaft der Menschheit ihre eigene Selbstzerstörung in Kauf zu nehmen, ist der nächste Schritt auf diesem Weg. Folglich stellt sich zu Recht die Frage, wie lange die Menschheit noch existieren wird. Ist 2000, 2012 oder 2029 Schluss ? Erreichen und überleben wir dieses Jahrtausend und feiern fröhlich lachend die EXPO 3000 ? Oder stranden wir in ferner Zukunft am rettenden Ufer, dem Omegapunkt unseres Universums - finden wir das letzte der Paradiese - die kosmische Superharmonie ? Vielleicht im Himmel, wo uns der große Programmierer mit ewigem Leben und ständiger Abwechselung beschäftigt ? 
Wie auch immer..... 
Wir kreuzen durchs weite All und finden das Raumschiff Enterprise.... Altbekannte Gesichter aus den Jahrtausenden irdischer Zeitrechnung tauchen vor uns auf und nehmen Platz am leeren Tisch. Das Tor zum Holodeck öffnet sich lautlos. Herein tritt Deanna Troj. Sie kommt näher und reiht sich ein in die illustre Gesellschaft, die inzwischen Platz am Tisch der Dreizehn gefunden hat:

Abb. 10.7: Tisch der Dreizehn 


Belauschen wir die Herrschaften aus mehr als 4000 Jahren ein wenig beim Gespräch...

Deanna Troi:
  Meine Damen und Herren
Ich begrüße Sie als Gesandte der Zeit an Bord des Raumschiffes Enterprise ...

Hitler:
(wütend - wird wild...) Der Schwarze da muß weg! (deutet auf M.L. King). Wie können Sie es wagen mich neben diesen Untermenschen zu setzen. Entweder der verschwindet hier sofort oder ich werde....

Deanna Troi: Mr. Hitler; ich empfehle Ihnen dringend sich in Toleranz zu üben. Sie haben schon einmal ihre Chance völlig verspielt - ein dritte Gelegenheit wird es für Sie nicht geben. Draußen im HoloBeamer warten schon Komenhi, Napoleon, Nero, Stalin, Pizarro und Dr. Fu Man Chu auf Ihre Ablösung. 
Also...
(Hitler beruhigt sich widerwillig) kommen wir zur Sache: Der Grund für unsere Zusammenkunft ist die Zukunft. Die Entwicklung der Menschheit hat nicht nur die irdische Umwelt massiv bedroht und einen schleichenden kosmischen Zerfall in die Wege geleitet. Schlimmer, die Ursprünge zukünftiger Universen sind durch diese Störung der kosmischen Kommunikation bedroht. Unsere vielleicht letzte Chance, die Idee dieses Universums zu retten, können wir nur dadurch wahren, dass wir uns über alle Schranken von Raum und Zeit hinwegsetzen und....

Blenden wir uns kurz von der Lifeübertragung im Holodeck aus und kehren zurück ans Ende unserer Zeit. Natürlich halten wir ein solches Gespräch an Bord der Enterprise für Science Fiktion. Verständlich... Dennoch gibt es den HoloBeamer im Prinzip bereits heute schon. Die universelle Turing Maschine - von Alan Turing erdacht - reproduziert prinzipiell alle Vorlagen original. DNS und RNS machen dies übrigens auf genetischer Ebene schon seit sehr langer Zeit. Sollte eine so beschriebene Emulationsmaschine an Bord der Enterprise oder wo auch immer einmal möglich sein, dann können wir uns leicht vorstellen, dass ein solches Cybertreffen Tage, Wochen, ja Monate dauern kann, bevor ein gewisser Konsens der Teilnehmerschaft entstehen wird. Blenden wir uns wieder in die außerirdische Sitzung am Tisch der Dreizehn ein...

Deanna Troi: ...um ihren Gesprächspartnern zu ermöglichen ihre Position näher kennen zu lernen, möchte ich Sie bitten an dieser Stelle mit einem kurzen Statement ihr wichtigstes Anliegen hier am Tisch der Dreizehn kundzutun.

(kurzes Gemurmel, dann Schweigen)

Gorbatschow: Gut, fange ich an... Perestroika, das heißt der Umbau der Gesellschaften ist meine Botschaft. Nichts ist so stetig wie die Veränderung. Wenn wir uns nicht verändern, wird uns die Zeit verändern.

Kleopatra: Pah. Der Kontakt zu mir selbst ist wichtig. Für mich war dies vor 2000 Jahren kein Problem. Inzwischen habe ich während meiner Gespräche mit Herrn Kolumbus erkannt, dass Schönheit von innen kommt. ...Danke ! (sie blickt über den Tisch hinweg Kolumbus tief in die Augen) Emotionen müssen echt und ehrlich werden, sein - und bleiben!

Kolumbus: Ja wirklich. Wir müssen bereit sein die Paradiese zu entdecken, ohne, ich betone ohne!  sie besitzen zu wollen. Besitzdenken hat zur Zerstörung meines westindischen Paradieses geführt.

Madame Curie:  Paradiese ? Paradiese.  Die gnadenlose Neugier der intelligenten Lebewesen muss an die Vernunft gekoppelt sein, sonst ist die Selbstzerstörung unausweislich. Wir haben das Tor der Erkenntnis geöffnet und... und die anderen haben in undankbarer Weise sich dort die Waffen für den Tod von vielen Millionen Menschen geholt.

Adolf Hitler: (lacht höllisch) Macht macht Maaacht...

Martin Luther King:
Mann! Warum haben sie sich eigentlich umgebracht ? Schon im dreißigjährigen Krieg war ohne Friedensbereitschaft Macht nur von kurzer Dauer ! Völkermord und Blutrache ist doch wertloser Shit - I still have a dream!!!

The Queen: Hunderte von Jahren hatte ich Gelegenheit zu erkennen, dass Reichtum und Macht zur Eiszeit in den Herzen führen, Harmonisierung ist erstrebenswert. Häuptling Seattle hatte recht.

Pabst: Aber bitte Elizabeth, das Dogma - es gibt unveränderliche absolute Werte....

Karl Marx: Religion ist sowieso Opium fürs Volk. Ok - ich war nie in Amerika.  Und ich habe nun eingesehen, dass die klassenlose Gesellschaft nicht mit der Brechstange erzwungen werden kann.... dennoch bestehe ich auf Gerechtigkeit, mindestens auf eine reelle Chance aller dazu. Außerdem war der Sturm des Hyde Parks unbedingt richtig !

Frau aus dem Volke:  (Alle schauen plötzlich auf die Frau aus dem Volke, doch sie schweigt sich trotz fragender Blicke aus) 

Madonna: Ha. I believe in the Power of love. Rescue me! Die Botschaft an sich .... Mit einem Hauch von Erotik wird sie zur Zielscheibe des Erfolges. Targets of love.

Gandhi: Wer suchet, der findet sie: die Erleuchtung, begeben sie sich auf den Weg. 

(Blickt in der Runde herum, sein Augen verharren zuletzt bei Deanna Troi, die sich wieder erhebt und das Wort ergreift)

Deanna Troi: Die ganze Dimension des heutigen Problems muss nun offengelegt werden. Unsere Forschungen in der Raumzeit haben ergeben, dass bereits 1992 die Problematik jedem auf der Erde hätte bekannt sein können. Leider wurde die Komplexitätstheorie von  Roger Lewin - sein Taschenbuch "Die Komplexitätstheorie" war schon 1996 überall zu kaufen! - einfach weltweit ignoriert. Der damalige Streit zwischen Vitalisten und Mechanisten über Wechselwirkung und Emergenz war bekannt und wurde von Mahnern wie der Frau aus dem Volke 2002 im Internet veröffentlicht. Bis 2015 jedoch wurde ganzheitliches Denken und Handeln missachtet, und so wurde der Mars erobert während die Armut auf der Erde grasse Ausmaße annahm...

Karl Marx: (ruft dazwischen) Na, das musste ja so kommen ! Hat eigentlich niemand von den Brüdern meiner Verelendungstheorie auch nur ein Jota Bedeutung beigemessen ?

Deanna Troi:  ... weil eine Politik der Konkurrenz und nicht des Ausgleichs betrieben wurde. Die Züchtung von sich selbstvermehrenden Roboterkolonien auf dem Mond brachte zwar technologische Wandlungen, beschleunigte aber wegen der weiter anhaltenden geistigen Verelendung der Menschen nur die Ausbreitung des Krieges über das Sonnensystem hinaus. 

Gandhi: Die Gier der Reichen ist wohl noch immer unersättlich. 


Frau aus dem Volke: Leider gibt es keine positive Entwicklung, die dem Frieden eine echte Chance  gibt.

Deanna Troi: Das Dilemma ist perfekt: Die Gravitationsbombe versetzt ihre Besitzer nun in die Lage die ganze Milchstrasse zu vernichten ! Der Fortschritt hat sich einfach im Nachhinein immer wieder als Rückschritt erwiesen. Die jüngste Robotergeneration droht inzwischen damit uns aus der realen Welt hier ins Holodeck auf ewig zu verbannen, damit wir dem Universum keinen Schaden  mehr zufügen können. 

Madame Curie:  Wer sagt uns eigentlich, dass die Roboter nicht genau den gleichen katastrophalen Krieg vom Zaun brechen werden wie wir Biowesen?

Adolf Hitler:  Eigentlich wollte ich ja, dass die Deutschen den Krieg gewinnen. 

The Queen: (zum Pabst) Der lernt wohl nie etwas dazu ? 

Pabst: Oh, oh

Deanna Troi: Ein Fortschritt, der sich letztlich nur noch im Kreise dreht und dessen einziger Fortschritt die Entwicklung neuer Waffentechnik ist,  ist eben kein Fortschritt und hier müssen wir anpacken, sonst erleben wir 3001 nicht einmal mehr als Leichen. 

Martin Luther King: I'd like to live - wenn die hier Anwesenden doch eine echte Friedensinitiative starten würden, dann würde Gottes Urteil über uns sicher neu ausfallen.

Gorbatschow: Echter Fortschritt ist nicht so schwer zu erreichen wie man uns glauben machen will. Wir müssen nur unsere innere Einstellung ändern und endlich anfangen zu kooperieren. 

Madonna:  Mit etwas Liebe im Gepäck müsste es gelingen. Ich sage auch nie mehr Motherfuckers !

System-Harmonie, letzte Harmonie oder die Harmonie nach dem Omega Punkt.... sie ist ein hartes Stück Arbeit, doch oft kommt der Geschmack erst mit dem Essen. Sigmund Freud hat die Wechselwirkung zwischen Libido (Befriedigung der Triebe) und Frustration (Enttäuschung) erkannt und das Ergebnis dieser Interaktion als Sublimation bezeichnet. Sublimation, die Umwandlung von Versagungen und Enttäuschungen in künstlerische, sportliche, gesellschaftliche oder sonstige Leistungen ist individuell. Erst Teamarbeit und Kooperation ermöglichen wirklichen Fortschritt. Teamarbeit ist keine Erfindung der Menschen, wir finden sie genauso im Tierreich und auf atomarer Ebene. So jagen Wüstenbussarde gemeinsam nach Ratten. Sie sitzen auf hohen Kakteen und halten Ausschau nach der Nahrung. Wird eine Ratte erspäht, beginnt die Jagd. Die Ratte am Boden ist jedoch wendiger als jeder einzelne Bussard und verschwindet im Gestrüpp. Nur in der Gruppe haben die Bussarde eine Chance. Sie sind mal Jäger und mal Treiber und ziehen letztlich nur Vorteile daraus, dass die anderen dasselbe tun. Während die Bussarde nur ein Pseudo-Kooperative bilden zeigen die Schwertwale bei der Robbenjagd schon mehr Teamgeist. Die Robben befinden sich an Land, also keine Chance für die Wale die Leckerbissen zu erhaschen. Dennoch ist das Ende vom Lied immer das gleiche - die Wale bekommen die Roben, weil sie trickreich zusammenarbeiten. Richtige Teamarbeit zeigen auch die Schimpansen. Sie jagen planmäßig und mit System als Gruppe nach ihren biologisch nächsten Verwandten, den Stummelaffen und Meerkatzen. Der Erfolg und das Mittagsessen ist ihnen gewiss. Schließlich hätte ohne Kooperation auch Kolumbus Amerika nicht entdecken können. Die Zusammenarbeit stützte sich dabei nicht nur auf die Leute, die in seinem Boot gesessen haben, vielmehr auch auf die Leute, die durch die Bereitstellung von Material und Geld die Grundlage des Erfolges schufen. Der Erfolg hing ohnedies am seidenen Faden, denn ohne die Duldung der Ideen eines Christopher Kolumbus wäre Amerikas weiterhin Terra incognita für die Europäer geblieben. Nur Kooperation bietet die Möglichkeit zur Systemveränderung. Daher ist die These von den Männern, die Geschichte machen, schlicht und einfach falsch, denn ohne ein zuarbeitendes Umfeld kann nichts dauerhaft verändert werden.

Welche Folgen ergeben sich für Systemveränderungen im Sinne einer dynamischen System-Harmonie ? Nun ja, alle bisherigen Gesellschaftsformen sind nicht das Ende der Entwicklung und Evolution findet fortwährend statt. Urgesellschaften, Aristokratien, Diktaturen, kapitalistische- und kommunistische Systeme, ja auch die modernen Demokratien in ihrer jetzigen technokratischen Form werden vergehen, weil Art und Weise sowie Ausmaß der Kooperation der Veränderung unterworfen sind. Diese Veränderungen finden bei allen kosmischen Zivilisationen und Populationen ständig statt, sowohl in der belebten als auch in der unbelebten Welt, und wer glaubt, dass unsere demokratischen Stellvertreter dieses System im Griff haben irrt. Harmonische Systeme bekommen wir letztlich gratis, wenn wir die richtigen Dinge tun. Den Schlüssel zum System der Harmonie erhalten wir Menschen nur, wenn wir uns endlich bereit erklären mit unserer Umwelt auf allen Ebenen zu kooperieren. 

Oh, wir sollten jetzt schnell zur 1. Raumzeitwellen-Konferenz aufs  Holodeck zurückschalten. Der erste Sitzungsmarathon strebt dem Ende zu. Aus der Toten-Datenbank hat sich ein alter Indianer zugeschaltet und als Häuptling Seattle enttarnt.

Häuptling Seattle: ...denn erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann. 

Deanna Troi: Danke, Häuptling....(verneigt sich leicht vor dem Multivisionsbild des Häuptlings und wendet sich nun direkt den Konferenzmitgliedern zu). Ich möchte abschließend festhalten, dass wir nicht erst wenn die letzte Zivilisation zerstört, das letzte Sonnensystem verschmutzt, der letzte interstellare Nebel mit Neutronminen übersäet ist, erkennen dürfen, dass unser Tun zügellos und unangemessen war.  Bitte überdenken sie dies bei ihren morgigen Entscheidungen. Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht.

Die Welt ist komplex und der Wunsch diese unsere Umwelt in idealisierter Weise harmonisiert zu betrachten ist verständlich, denn es führt zunächst zu einer Vereinfachung der Beziehungen. Unsere von egoistischen Motiven gesteuerte Betrachtungsweise führt so dazu, dass wir nicht mehr "um die Ecke" schauen wollen. Aktion und Reaktion dominieren das Geschehen.   

Abb. 10.8: Vitalisten kontra Mechanisten

Vitalisten und Mechanisten (vgl. "Die Komplexitätstheorie" S. 234-238) sehen deshalb nur das was sie aus ihrer "Lieblingsposition" heraus sehen wollen und verneinen deshalb meist all das was sie nicht sehen (wollen). Wer Wasser nur mechanistisch auf seine atomaren Bestandteile 2 Teile Wasserstoff und 1 Teil Sauerstoff reduziert wird eben schnell nur noch ein Molekül H2O erkennen, das in der Lage ist  Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden, in 3 Aggregatzuständen vorkommt und sowohl über Kohäsionskräfte wie Adhäsionskräfte verfügt. Aber er wird die sinnlichen Erfahrungen eines Vitalisten nicht wirklich begreifen, der Wasser als das nasse Element sieht, das durch glitzernde Tautropfen auf einem Spinnennetz wundersame Gebilde zaubert, und aus einer Wasserwüste 10-Meter hohe Wellen auftürmt, die zum Surfen herausfordern. Ganzheitlich denkende Menschen (Nexialisten) werden deshalb immer versucht sein die Dinge und Beziehungen zwischen den Dingen aus möglichst vielen verschiedenen Blickrichtungen zu betrachten. Dies beginnt mit dem sich neben sich selbst stellen und endet nicht mit dem Blick aus dem Gegenüber heraus, immer wohlwissend, dass nicht wirklich alle Blickwinkel in vorgegebener Zeit zur Betrachtung von Sachverhalten eingenommen werden können. Diese  Wechselwirkung zwischen dem "hier" und dem "dort" stellt Gunter Heim notwendigerweise spekulativ aber eben als pulsierende Emergenzstruktur (vgl. Abb. 10.8) zwischen dem "Diesseits" und dem "Jenseits" dar. Sie ist erfüllt von Kommunikation vielfältiger und komplexer Natur - vielleicht unterhalten sich ja tatsächlich gerade Deanna Troi und Karl Marx im  geistigen Raum miteinander und wir müssen nur die richtigen Antennen auf Empfang stellen. 

Und die Suche nach dem 5. Element geht weiter.....

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