Z U K U N F T
Hellseherei
war zu allen Zeiten ein einträgliches Geschäft und ein leichtes noch
dazu, weil die Auftraggebenden sich nur allzu gerne beschwindeln lassen
wollten oder nur ganz bestimmte Antworten auf die Frage nach der Zukunft
hören wollten. Wie die Zukunft der Menschheit, gar des ganzen Universums
aussehen wird interessiert die wenigsten. Viele Menschen übersehen heute
kaum ihr eigenes Mikro- oder bestenfalls Mini-Universum und werden deshalb
mit Handlesen oder Kommentaren der Massenmedien vollauf zufrieden respektive
unzufrieden sein. Mann/Frau hat es ja sowieso nicht anders erwartet.
Zur 'laissez faire' Haltung in der Erziehung passt dann konsequenter
Weise auch die 'C'est la vie' Haltung oder Sprüche wie 'Vornehm geht
die Welt zugrunde' oder 'Nach mir die Sintflut'. Genaugenommen können
wir nicht einmal zuverlässig die nächste Sekunde der Zukunft vorhersagen.
Theoretisch könnten wir ja urplötzlich in den Sog eines schwarzen Loches
geraten oder durch einen Meteor getroffen werden, auch Erdbeben, Flugzeugabsturz
und plötzlicher Herzstillstand kommen als Bewusstseinskiller in Frage.
Zukunft findet ständig statt, d.h. mit jedem Schritt, jeder Sekunde
kommen wir der Zukunft näher ohne sie jedoch wirklich zu erreichen.
Wenn die Gegenwart ein Maulwurf wäre, dann ist die Zukunft der Sand
gewesen, den er gerade hinter sich geschaufelt hat. Dummerweise ist
der Sand der Zukunft nicht immer identisch mit dem Sand der Vergangenheit.
Daher ist es sinnvoll über das nachzudenken, was uns die Zukunft bringen
wird. Die Vorhersage für einen Topmanager, ob er in der morgigen Mittagspause
luxuriös dinieren oder Kartoffeln schälen wird, ist genauso leicht,
wie für eine typische Hausfrau vorausgesagt werden kann, dass sie morgen
wieder in der Küche steht und kocht. Die Schwierigkeit mit den globalen
Zukunftsmodellen ist hingegen die, dass viele ihrer Aussagen sehr abstrakt
sind und für den Werftarbeiter, die Medizinerin, den Theologiestudenten
oder Frauke Meier, nur sehr vage die direkten Auswirkungen zu erkennen
sind. Richtig brauchbare Modelle über die Zukunft unserer Menschheit
sind rar. Visionäre Utopien sind dafür so zahlreich, dass eine Desorientierung
zu allen möglichen Glaubensvorstellungen führt, religiöse eingeschlossen.
Wissenschaftlich-kreative Zukunftsanalyse ist beim Überleben hilfreich
und die Erdengesellschaft sollte sich mehr Zukunftsforscher/innen leisten.
Die zu erwartende "Belohnung" ist so interessant, dass es
sich auch global rentiert Arbeit zu investieren. Die ersten wichtigen
umfassenderen Zukunftsanalysen stammten vom Club of Rome, vom
MIT bzw. Dennis Meadows. Sie haben bereits in den 70ziger Jahren (Pestel)
deutlich die Grenzen der sogenannten Wachstumsgesellschaft aufgezeigt
und wegweisende Alternativen benannt. Müßig zu erwähnen, dass Politiker
- als Spiegelbild der Gesellschaft - die große Mehrzahl der Hinweise
aus egoistischer Dummheit in den Wind geschlagen haben.
SCHÖNE
AUSSICHTEN
Dennoch: Schlüssel zur näheren Zukunft sind die aktuellen Weltmodelle.
So spielten nur die beiden genannten Modelle in den vergangenen zwanzig
Jahren eine relevante Rolle innerhalb der Industrienationen. Von welcher
Seite könnten weitere Modelle auch kommen? Die New Age Generation -
gibt es sie eigentlich noch? Die Zukunftsforscher/innen wie Robert Jungk
u.a. haben sicherlich gute Ansätze, ihre Bekanntheit ist aber nicht
wirklich groß und ein potentielles 'Grobatschow-Greenpeace Modell (a
green socialism)' ist seit dem Umweltgipfel 92 in Rio de Janeiro bereits
im Keim erstickt. Die Chinesen haben vielleicht ein eigenes Modell,
aber dort wo das große Geld verdient wird will niemand etwas davon hören
und die Chinesen haben zuviel mit sich selbst zu tun, als dass sie auch
noch Zeit fänden darüber zu berichten. Die religiösen Welt- und Zukunftsmodelle
haben weitgehend Auslaufcharakter, sofern es der Menschheit gelingt
Kriege zu ächten, so dass eigentlich nur das Modell des Club of Rome
und das Weltmodell der Meadows aktuell in den Massenmedien neben dem
Agenda 21 Ansatz diskutiert werden. Im Weltmodell des Dennis Meadows
erwächst die Zukunft aus dem aktuellen Systemverhalten der Menschheit.
Eine stattliche Anzahl von Parametern beeinflusst in diesen Zukunftsszenarien
den Gesamtzustand der Erde bzw. die Lebensqualität der Menschheit. Zu
den wichtigsten Faktoren gehören dabei Bevölkerung, Nahrungsmittel,
Rohstoffressourcen, Industrieproduktion und die Umweltverschmutzung.
Je nach dem wie die einzelnen Faktoren miteinander korrespondieren,
sind nach Meadows Weltmodell WORLD 3 Überbevölkerung, Hungerkatastrophen,
großflächige Umweltzerstörung usw. zu erwarten. Aus Computerszenarien
leitet D. Meadows globale, meist wirtschaftliche Zustände der irdischen
Zukunft ab. Die zentrale These dieses Modells - der Club of Rome kommt
zu ähnlichen Erkenntnissen - ist, dass die Entwicklung der Menschheit
in revolutionären Schüben stattfindet. Danach befinden wir uns am Beginn
der dritten Revolution in der Menschheitsgeschichte. Nach Meadows u.a.
war die erste Phase der Menschheit geprägt durch die Zeit der Jäger
und Sammler. Mit Zunahme der Weltbevölkerung wurden aber die Jagdreviere
immer enger wobei der Zwang entstand, nach neuen Wegen der Nahrungsbeschaffung
zu suchen. Auch die Ackerbau- und Viehzuchtphase kam mit dem weiteren
Wachstum der Weltbevölkerung in eine Krise. Die sich anschließende Revolution
brachte der Menschheit die Industriegesellschaft.
Zeit |
Bevölkerung |
Phase |
bis 4000
v.Chr.
|
10 Mio.
|
Jäger
und Sammler
|
***
Krise * * * Krise *** Krise * * * |
um 1750
|
800 Mio.
|
Ackerbau u. Viehzucht
|
*
* * Krise * * * Krise * * * Krise *** |
1900 - 2000 |
6000 Mio.
|
Industriegesellschaft
|
***
Krise * * * Krise * * * Krise * * * |
?
|
?
|
Gesellschaft
der Zukunft ?
|
***
Krise * * * der Zukunft * * * Krise *** |
Abb
8.1: Wiederholung
der Krisen
Wie der Phönix
aus der Asche folgten also in der Menschheitsgeschichte immer wieder
Konsolidierungen, Phasen der Anpassung an die neuen Verhältnisse. Die
jüngste, revolutionäre Krise ist nach Meadows geprägt durch eine weltweite
Anpassung an die durch die Umwelt gegebenen Grenzen, was im Einzelnen
bedeutet: Das Ende der Wegwerfgesellschaft, einschneidende Reduzierung
des materiellen Rohstoffverbrauchs, sowie der Produktion von Abfall.
Als Belohnung dieser Anpassung erhält die Menschheit ihren hohen Lebensstandard
und eine Verbesserung der Lebensqualität. Passend
zu meiner Theorie der kosmischen Welle, scheint also die Geschichte
der Menschheit, ja die ganze Erdgeschichte - wenn wir die Aussagen der
Paläontologie über sich relativ regelmäßig wiederholende Massensterben
(Kambrische Explosion) auf unserem Planeten betrachten - von einem ständigen
Auf und Ab geprägt zu sein. Dennoch schmecken mir zwei Dinge an der
Meadowschen Theorie nicht. Zum einen beachtet Meadows zu wenig die fehlende
Flächenwirksamkeit dieser Revolutionen, will heißen: Die Entstehung
der Ackerbau- und Viehzuchtgesellschaft hat die Jäger und Sammlermenschen
nicht wirklich ausgerottet, dies ist wohl erst in der Endphase der Industriegesellschaft
(komplett?) geschehen. Als sich die Ackerbauer und Viehzüchter in Mesopotamien
und Ägypten etablierten, hatte diese neue Gesellschaftsstruktur nur
bescheidenen lokalen Charakter. Und selbst 1750 als nach Meadows die
Revolution zur Industriegesellschaft ins Rollen kam wurden die primär
nomadisierenden Gesellschaften gerade erst mit dem Gewehrkolben ausgerottet.
Auch heute, wo lokal das Ende der Industriegesellschaft zu erkennen
ist, herrscht in weiten Teilen Indiens, Chinas und Afrikas noch die
klassische Form des Ackerbaus und der Viehzucht. Daran ändern auch einige
industrielle Merkmale nichts. Auch die postindustrielle Gesellschaft
wird noch alle Hauptmerkmale früherer Gesellschaftsformen besitzen,
wenn auch in sublimierten und/oder verinnerlichten Formen. Analoges
finden wir auch in Fraktalen - im Subfraktal tauchen immer wieder "alte
Bekannte" auf. Die Entwicklung der Menschheit stellt deshalb keine
lineare Wellenbewegung dar, wie zum Beispiel bei Sinuswellen, sondern
diese Wellenbewegungen verschachteln, verzweigen und überlagern sich
mit den entsprechenden Effekten.
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Abb 8.2: fraktale
Wellenmuster
Zum Zweiten sind
es aktuelle Vorgänge, die diese 'Revolution' ins Zwielicht bringen:
Die Industrie adaptiert Meadows Theorie der Wechsel zwischen Revolution
und neuer Gesellschaft, aus logischerweise eigennützlichen Gründen.
Wer das nicht glaubt, möge den Artikel "Wachstum dank Umweltschutz"
- Untertitel: "Die Industrie blickt optimistisch in die Zukunft"
in der Zeitschrift 'Bild der Wissenschaft' (Nr.6/1992)lesen. Dort erhält
Heinrich Weiss (Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
(BDI)), das Rederecht und zeigt klar und deutlich - wahrscheinlich auch
noch völlig unbewusst - wie diese Adaption funktioniert (Adaption =
Anpassung von Unangepasstem an ein bestehendes System). Diese Adaption
an die bestehenden Verhältnisse geschieht auf allen Ebenen. Beispiele
gefällig ?
1)
Wissenschaft oder Werbung ?
Eine wissenschaftliche Zeitung, wie 'Bild der Wissenschaft'
lebt von der Werbung. Dies beeinflusst sie "natürlich nicht" dazu, einen
Artikel über den 10jährigen Siegeszug des -->
IBM <--
PCs zu schreiben.
2) "Umweltfeinde" werden "Umweltfreunde"
Laut TV-Werbung sind die Pkws der großen Autofirmen natürlich nicht
nur sportlich, sondern auch noch umweltfreundlich, trotz CO2 & Co..
3) Von den "Grünen" zum "Grünen Punkt"
Die Grünen waren (sind noch) eine politische Bewegung,
die jahrelang Dissonanzen zwischen Gesellschaft und Natur angeprangert
hat und heute, wenn auch weniger gehört, noch anprangert - Sie sind
relativ überflüssig geworden, denn wir haben ja den "Grünen Punkt"
- das "perfekte Wiederverwertungssystem"!!! Sorry - es funktioniert
bloß nicht richtig - aber es beruhigt sehr das Gewissen, wenn man sich
durch kleine Preiserhöhungen ein paar moderne Ablasszettel kaufen kann.
(Die Folgen des historischen Ablasszettelhandels sind doch hoffentlich
bekannt ? - Klar - Martin Luther und der 30jährige Krieg!)
4) Die Wandlung der Politiker und des Journalismus
Geld korrumpiert, die Methode der sanften nicht merklichen Bestechung
funktioniert beim typischen Politiker genauso wie bei Journalisten (vielleicht
auch bei den Lehrern? - ich hoffe nicht - welch ein Glück, dass Thomas
Gottschalk kein Lehrer wurde, Gummibären und Ketchup stehen ihm auch
besser zu Gesicht - ich weiß; dies war eine völlig unsachliche Bemerkung;
aber fürchterlich befriedigend!)
Doch zurück zum
Problem. Wie funktioniert die sanfte Bestechung ? Ganz einfach: Das
Gehalt von Durchschnittsverdienern beträgt nach unterschiedlichen Schätzungen
3000 bis 5000 DM pro Monat/1992. Das Gehalt von Politikern und Journalist/innen
der ersten Fortgeschrittenenklasse beträgt bereits deutlich mehr als
finanzieller Durchschnitt, die Gehälter von Spitzenleuten dieser Fachrichtungen
betragen zwischen 10000 und 20000 DM pro Monat plus industrieller Umlagen,
solche Leute werden natürlich in Aufsichtsräten gebraucht zur Kontrolle
der Industrie und zur Erhöhung der eigenen Monatsbezüge. Da weder Politik
noch Medien wirklich echt demokratisch funktionieren - man müsste ja
jeden gleich oft zu Wort kommen lassen - sondern hierarchisch, ist es
nicht verwunderlich, dass Journalismus und Politik eben auch das Lied
der Industrie singen, solange die am meisten zahlt. Während in der Politik
das recht häufig direkt funktioniert, schließlich vertreten Politiker
ja bestimmte Interessen, die sie oft genug erst nach der Wahl deutlich
benennen, haben sich im Journalismus einige interessante indirekte Formen
entwickelt, die ich mal kurz subsumierend als CNN- oder Amerika-Methode
bezeichnen will. Nach außen: "Wir berichten über alles" -
"Wir prangern alles Schlimme an" - "Wir haben den optimalen
Dienstleistungsservice" - "Wir hören das Grass wachsen "
- aber: - wir berichten, jedoch nur systemimmanent - wir prangern Schlimmes
an, aber nur wenn es uns nützt - Dienstleistung, nur um Zuschauerzahlen,
sprich Macht, zu erhöhen - wirklich wichtige Informationen werden erst
dann weitergegeben wenn der Wert gestiegen ist, bzw. die Konkurrenz
schneller sein könnte und somit den Gewinn wegschnappen würde.
Den inneren Eigennutz, den ich hier den Medien (Kommunikationsinstitutionen)
nachweise, weist Meadows übrigens richtig, aber nur den üblichen Institutionen
- der Bürokratie - nach. Er sagt (alle folgende Zitate aus Bild der
Wissenschaft 6/1992): "Alle Bürokratien trachten danach, das Fundament,
auf dem sie stehen, aufrechtzuerhalten. Ein Krankenhausverwalter hat
keinerlei Interesse daran, dass jeder gesund ist, selbst die Verwaltung
der Sozialämter will nicht, dass es jedem gut geht - denn dann würden
die Leute ja ihren Job verlieren. Bürokratien entfalten daher ein großes
Geschick, Informationen aus dem Verkehr zu ziehen oder in Misskredit
zu bringen, da sie ihre Organisation in Frage stellen könnten."
Meadows hat klar und richtig erkannt, dass die Institutionen natürlich
systemerhaltende Mechanismen in sich implementieren. Warum er dieselben
systemstabilisierenden Funktionen in den Medien nicht erkennt ist daher
um so verwunderlicher. Sollte die "Kommunikationstechnik"
(nach Meadows) wirklich die tradierten Institutionen unterminieren,
dann doch nur um sich selbst zu etablieren, mit vielen ähnlichen systemerhaltenden
Mechanismen. Für die Weltpresse wäre die Emanzipation der individuellen
Kommunikation natürlich schlimm, wer müsste noch die Boulevardblätter
lesen, wer ein TV-Magazin sehen, das zu 60% aus Werbung besteht? Die
bloße Institutionalisierung der Kommunikationstechnik - und die ist
voll im Gange - ist nun wirklich noch kein gesellschaftlicher Fortschritt,
und schon gar nicht, wenn deren Mittler selbst in einer hierarchischen
Struktur ums Überleben kämpfen müssen. Das Internet wird die Welt verändern
und vielleicht die völlige Kommunikationsfreiheit bringen, wenn nicht die Großen
und Mächtigen dieser Welt ein 1984 von Orwellschen Typus für das neue
Jahrtausend durchsetzen können.
Mag sein, dass
Dennis Meadows und sein Team vom MIT (Massachusetts Institute of Technology)
mit den "Alten und Neuen Grenzen des Wachstums" in meiner
Kritik etwas schlecht weggekommen sind, aber ein wesentliches Problem
dieser Analysen ist die Tatsache, dass Zukunftsthesen wie etwa
folgende » Nicht tragfähig
ist auch, dass sich die Menschheit weiter exponentiell vermehrt. Wir
können also durchaus damit beginnen, manche Dinge zu stoppen. Und während
dieses Prozesses werden wir dann sehen, was wirklich tragfähig ist «,
keinen konkreten Charakter haben und damit keine Primär-Motivation darstellen,
um solche Probleme zu lösen. Klar; wer keine konkreten Utopien formuliert,
kann auch später nicht dafür verantwortlich gemacht werden wenn sie
nicht eintreffen und man macht sich nicht die Hände schmutzig. Erkennt
Meadows doch schließlich richtig: "Beides (--> Wissenschaft
und Technik) sind Werkzeuge der Gesellschaft, die sie benutzt. Das ist
ähnlich wie bei einem Hammer. Er selbst bewirkt gar nichts, es braucht
schon einen Zimmermann, um mit ihm etwas Kreatives anzufangen. Wenn
dagegen ein Mörder den Hammer schwingt, kommt jemand durch dasselbe
Werkzeug zu Tode." Das Werkzeug der Industriegesellschaft ist schon
längst der Computer und worauf es ankommt ist, was dieser Hebel zwischen
unserem technischen Spielzeug und uns selbst bewirkt. Letztlich sind
also konkrete Utopien gefragt - auch wenn sie sich als falsch erweisen
sollten. Hilfreicher erscheint mir deshalb der aktuelle Bericht des
Club of Rome "Die Gobale Revolution". Ein Bericht, den sich
Mann und Frau zu Gemüte führen sollten, werden dort doch die zu lösenden
Zukunftsprobleme mehr als nur beim Namen benannt. Auch wenn die G7 (neuerdings
G8) regelmäßig tagen, ist nicht zu erkennen, dass die folgenden
Probleme im letzten Jahrzehnt ernsthaft angegangen wurden.
Dringend zu lösende
Zukunftsprobleme nach 'Club of Rome 1991':
1. Umwandlung einer kriegsorientierten Wirtschaft in eine friedliche
2. Schaffung einer lebensfreundlichen Umwelt
3. Milderung der Widersprüche zwischen entwickelten Regionen und
unterentwickelten Gebieten der Erde
4. Unfähigkeit politische Konzepte in Regierungsfähigkeit umzusetzen
Besonders erfreulich
am Club of Rome ist, dass er nicht an einem Weltmodell kleben bleibt
- diese Weltmodelle haben ohne dies nur Weltwirtschaftmodellcharakter
(s. Meadows/World 3) - sondern auch Lösungsstrategien anbietet, was
weit mehr im Sinne der geforderten konkreten Utopien ist. Ich will markante
Punkte des Lösungsstrategiekonzepts, stark verkürzt, wiedergeben und
versuchen auf elementare Zukunftsregeln zu durchforsten. Drei konkrete
Ziele benennt der Club of Rome, nämlich:
-->
1) Schwerter zu Pflugscharen
--> 2) Eine lebensfreundliche Umwelt
--> 3) Entwicklung der (und) Unterentwicklung
Zu 1)
Spätestens seit dem II. Weltkrieg wissen wir, dass wir mit Waffen
mehr kaputtmachen können, als wir je wieder ganz machen können. Daher
müssen konkrete Forderungen umgesetzt werden wie z.B. der Beitritt
zum Atomwaffensperrvertrag (Ergebnis des Zerfalls der UDSSR: Die Ukraine
ist Atommacht und nicht Mitglied des Sperrvertrages!) Wer nicht kooperiert,
darf keinen einzigen Revolver mehr aus einem anderen Land erhalten.
Bereits 1986 schrieb der Präsident des Club of Rome einen Brief an
die Präsidenten der USA und der UDSSR mit dem Ziel der Forcierung
der weltweiten Anprangerung und Eindämmen des Waffenhandels. Dreimal
dürfen sie raten wer antwortete - Reagan jedenfalls nicht! Während
in der demokratischen USA weder Politik noch Presse besondere Notiz
davon nahmen, antwortete Gorbatschow mit einem persönlichen und konstruktiven
Schreiben, dem ein Memorandum mit weiteren Überlegungen folgte. Aber
auch die Bundesrepublik Deutschland hat sich mittlerweile zum Europameister
des Waffenexports emporgeschwungen. Während zu Hause in der CDU erbittert
über die Abtreibung diskutiert wird, verkauft die Bundeswehr skrupellos
den Militärsondermüll der NVA aus der Ex-DDR in die Dritte Welt und
an die Türkei, wohl wissend wie locker dort der Colt sitzt, die bösen
Erfahrungen mit dem IRAK sind schon verdrängt. Originalton - Club
of Rome: "Wegen kurzfristiger finanzieller Gewinne Waffen an
Empfänger zu verkaufen, die vielleicht die Absicht haben, die Verkäufer
zu töten, scheint uns ein nicht mehr zu überbietender Irrsinn."
Demnach hat unsere Zukunft nur eine Chance wenn die USA weniger über
die 'Neue Weltordnung' nachdenkt, als über ein neues Verhältnis zum
Waffenexport.
Zu 2)
Die Basis für eine lebensfreundliche Umwelt kann gelegt werden, wenn
in nächster Zukunft folgende Maßnahmen durchgeführt werden: - Abbau
der weltweiten CO2-Emission durch eine Verringerung des Verbrauchs
fossiler Brennstoffe - Wiederaufforstung, besonders in den Tropen
- Entwicklung alternativer Energieformen (--> Solarenergie!) -
Energiesparmaßnahmen und Entwicklung von Methoden einer effektiveren
Energienutzung.
Zu 3)
Der politische Imperialismus und die kapitalistisch motivierte Ausbeutung
von Menschen in Lateinamerika, Afrika und im südlichen Asien durch
die heutigen Industriestaaten muß ein rasches Ende haben. Ohne diese
Vorgabe greifen alle weiteren vom Club of Rome geforderten Maßnahmen
wohl kaum: - Wandel der politischen Systeme und Abschaffung der Korruption
- Abbau der großen Schuldenlast - Ende von Stellvertreterkriegen und
Abbau von Fundamentalismus - Geburtenbeschränkung durch gesellschaftlichen
Wandel - Stärkung lokaler Initiativen - Entwicklung von Bildung und
Ausbildung.
Es ist sicherlich
kein Zufall, wenn der Club of Rome genau diese drei Problemkreise als
Schlüsselprobleme der Zukunft ausgewählt hat. Ebenfalls kein Zufall
ist, dass der Bedeutung der Bildung eine Schlüsselrolle durch den Club
of Rome zugewiesen wird.
DAS EINMALEINS
DES ÜBERLEBENS
Im Bericht des
Club of Rome lesen wir: »Es ist vielleicht eine Binsenweisheit, wenn
man sagt, dass die Bildung der Schlüssel zu den Möglichkeiten des Menschen
ist. Allerdings stimmt das nur dann, wenn Bildung als eine Reihe von
Prozessen verstanden wird, die nicht nur die beruflichen Qualifikationen
steuern, sondern dem einzelnen erlauben, sein Potential zu verwirklichen,
indem er all jene kulturellen Faktoren in sich aufnimmt und sich aneignet,
die er braucht, um einen intelligenten Beitrag zur Gesellschaft leisten
zu können, Verantwortung zu übernehmen und in Übereinstimmung mit der
wahren menschlichen Würde zu handeln. Leider haben Wissen und gesellschaftliche
Beziehungen einen solchen Grad der Komplexität erreicht, dass das Erziehungssystem
vor drei großen Problemen steht: --> Wissensfülle --> Anachronismus
--> Unzweckmäßigkeit Die Überfülle des Wissens
wirkt sich auf die Menschen aller Altersstufen aus. Der schiere Umfang
des auf allen möglichen Gebieten angehäuften Wissens hat zur Folge,
dass wir nicht mehr wissen, was wir zur Weitergabe an Schüler und Student/innen
auswählen sollen. Allein die Menge der wissenschaftlichen und technischen
Veröffentlichungen des Jahres 1986 erreichte oder übertraf sogar die
Anzahl der Publikationen sämtlicher Wissenschaftler/innen und Gelehrten
vom Anfang der Menschheit bis zum Zweiten Weltkrieg.
Wie kann man mit einer solchen Informationsflut umgehen?
Wie soll man sie weitergeben?
Wie können wir auswählen, was weitergegeben werden soll?
Die Entwicklung moderner (Lern)Computer darf nicht darüber hinwegtäuschen,
dass damit einerseits zwar die Informationsflut kanalisiert und katalogisiert
werden kann, aber andererseits jeder einzelne Mensch auch weiterhin
selbst lernen muss, » Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können
«, da hilft unser Hitec-Park nicht. Es ist » Do it yourself « angesagt
und es gilt zuerst einmal die richtigen Dinge zu tun, bevor die Dinge
richtig getan werden können. Hier halte ich die zuvor beschriebene nexialistische
Methodik und eine Reihe von - zum Teil noch zu entwickelnden - Lerntechniken
(klassische wie moderne) für erfolgversprechender. Anachronismen
resultieren daraus, dass diese Informationsflut sich ständig erneuert.
Ideen werden modifiziert, wenn neue Informationen dazu kommen und die
Geltung der alten einschränken. Aber die Lehrer der Grundschulen und
weiterführenden Schulen werden in praktisch keinem Land ernsthaft weitergebildet.
Sie lehren, was man ihnen vor 20 Jahren in einer ganz anderen Welt beigebracht
hat. Und selbst wenn man sie weiterbilden würde - was an sich ein gewaltiger
Fortschritt wäre -, würden sie noch immer hinter der Gegenwart herhinken,
weil man Wissen nicht weitergeben kann, ehe es ausgereift ist und verdaut
wurde, und dieser Prozess kostet Zeit. Unzweckmäßigkeit ist die
Eigenschaft, die Kinder und Jugendliche dunkel mit der konventionellen
Ausbildung assoziieren, die sie genießen, denn diese Ausbildung bezieht
sich nicht richtig auf die Welt, mit der sie zurechtkommen müssen. Fernsehen
und Comicstrips, Romane und Sience Fiction Filme, die Welt aus Beton,
Glas und Aluminium, all das scheint unendlich weit von dem entfernt,
was in der Schule gelehrt wird. Und allzu oft bereitet auch die Berufsausbildung
die jungen Menschen nicht auf die wirklichen Anforderungen des Arbeitsmarktes
vor, und manchmal werden sie sogar für Berufe ausgebildet, die gar nicht
mehr gibt. Abhilfe ist schwierig: Strukturelle Reformen und die Reform
von Lehrplänen - mit all ihren unerwünschten Nebenwirkungen - wirken
sich nur langfristig aus, mit einer Verzögerung von mindestens 10 oder
15 Jahren, und soweit kann man voraussehen.« Die treffende
Analyse des Club of Rome lief wie Öl die Seele meiner Erfahrungen hinunter,
so dass ich sie unkommentiert hier stehen lassen möchte. Fast müßig
zu ergänzen, dass im Bericht des Clubs ein lebenslanges Lernen von der
Wiege bis Bahre gefordert wird. Ähnlich massiv wie die Analyse des katastrophalen
Bildungswesens, fallen auch die Empfehlungen zur Verhaltensänderung
für den neuen Typ des Politikers aus. Der neue Typ von Politiker muss
( - natürlich auch die Politikerin!!! - bitte- schön meine Herren vom
Club of Rome!!!) - eine strategische Vision entwickeln und
die vordringlichen Elemente der Weltproblematik auf globaler Ebene in
Angriff nehmen - fähig sein innovativ zu handeln und sich Veränderungen
anpassen (das bedeutet nicht etwa populistisches Verhalten!) - eine
ethische Perspektive entwickeln, ohne Zugeständnisse zu machen - in
der Lage sein, nach Gesprächen mit Kollegen (Kolleginnen?) und Berater(/innen!)
Entscheidungen zu treffen, für deren praktische Umsetzung zu sorgen
und, zu gegebener Zeit, die Resultate zu bewerten - lernfähig sein und
andere zum Lernen anspornen können - den Mut haben, die eigene Meinung
zu ändern, wenn tiefere Einblicke in Verhältnisse und Probleme gewonnen
werden (was im heutigen Klima der Konfrontation zu gewissen Zeiten politischer
Selbstmord sein kann) - in der Lage sein, die Öffentlichkeit klar und
unmissverständlich über die Generallinie seiner Politik zu unterrichten,
und zwar in einer Weise, die dazu einlädt, sich mit ihr zu identifizieren
- fähig sein strategische und taktische Überlegungen als Mittel und
nicht als Zweck zu behandeln - bereit sein, Systeme zu errichten, über
die er (sie!) sich informieren kann, welche Bedürfnisse die Bürger haben,
welche Ängste, Forderungen und Vorschläge Ohne strukturelle
Veränderungen im Bereich Bildung und Politik werden vor allem diejenigen
Zukunftsvisionen von vorneherein Makulatur, für deren Bestand dringend
elaborierte Verhaltensweisen der Menschen Voraussetzung sind.
FUTURE-GAMES
Es lohnt sich durchaus Szenarios der Zukunft auszumalen, obwohl es nur
'WENN-DANN' Spielchen sind. Warum sollte eine Technik, die im Schachspiel
erfolgreich ist nicht auch bei der Zukunftsanalyse helfen ? Sicherlich
gibt es mindestens eine Zugfolge im Schach, die grundsätzlich nicht
zu besiegen ist. Die Wahrscheinlichkeit sie zu finden wächst von Sekunde
zu Sekunde, da überall auf der Welt Computer daran arbeiten, diese Zufolge
durch intensives Rechnen zu finden. Beachtet man die Regeln der Defektsystemtheorie
dann sollten wir keine Mühe scheuen die 'WENN-DANN-Technik' zur Erforschung
der Zukunft anzuwenden. Mit dieser Technik arbeiten z.B. die Computermodelle
des Dennis Meadows. Die Erstellung von Szenarios(2-,3-,4-dimensional)
bringt eine wachsende Zahl struktureller Probleme mit sich, die stark
an die Heisenbergsche Unschärferelation erinnern. Je genauer wir den
einen Zustand eines Systems bestimmen (z.B. die Geschwindigkeit des
Elektrons), desto ungenauer werden andere Zustände (im Bsp. - die Position
des Elektrons). Daher ist es auch relativ sinnlos 2-dimensionale Kurvenszenarios
mit möglichst vielen Parametern voll zu stopfen. Natürlich ist klar,
dass mehr als vier, fünf Faktoren Einfluss auf die Lebensqualität von
Individuen oder der ganzen Gesellschaft haben. Lebensqualität lässt
sich also durch Faktoren wie Bevölkerung, Nahrungsmittel, Industrieoutput,
Ressourcen und Umweltverschmutzung nicht präzise bestimmen. Zur Bestimmung
der Lebensqualität müsste beispielsweise der Parameter Bevölkerung mit
Subparametern und anderen Parametern verknüpft werden. Da wären etwa
Bevölkerungsdichte, Bildungsgefälle, psychosozialer Zustand der Bevölkerung,
Verteilung von Besitz, Rechtsgefälle, Alters- und Geschlechtsstruktur,
Mobilität und viele andere schwammige Faktoren, die unter dem Mantel
der blanken Bevölkerungszahl schlummern. Auch die Beziehung etwa zwischen
Bevölkerungszahl und Ressourcen ist nicht unproblematisch. Was nützt
uns denn wenn wir bis ans Ende aller Zeiten Chlorgas hätten aber Sauerstoff
bräuchten. Bereits jetzt kennen wir rund 5 Millionen chemische Stoffe,
ungezählt die Kombinationsmöglichkeiten zur Herstellung von Werkstoffen.
Natürlich kann man von sogenannten Erfahrungswerten ausgehen, doch was
sind sie wert? Wenn wir das zuvor geschilderte Modell der »Revolutionen
durch wachstumsbegrenzte Krisen« zugrunde legen, dann zeigt sich, dass
diese Revolutionen immer häufiger auftreten - 4000v.Chr/1750/ 2000/2100?
- die Erde bekommt für die Menschen Korallenriffcharakter - mit dem
Ergebnis, dass eine polymorphe Erdengesellschaft entsteht mit entsprechenden
divergierenden Bedürfnissen. Je nach Zugehörigkeit zu bestimmten geistigen
Bedürfnisstrukturen werden Revolutionen in den Köpfen der Erdbewohner
quasi ständig stattfinden. Zukunftsdiagramme (s. BdW 6/92 S.55) können
daher im Wesentlichen nur Ausdrucksformen der grundverschiedenen Anordnungsmöglichkeiten
einzelner Parameter sein. Das Nahrungsmittelangebot kann nur gleichbleiben,
zunehmen oder abnehmen, analoges gilt für die andere Parameter. Das
Gesamtszenario unterwirft sich diesen drei Trends und den hierdurch
bedingten Relationen. Daraus lassen also letztlich auch nur drei Gesamtschau-Vorhersagen
für die Zukunft machen. Eine optimistische, eine pessimistische und
eine Vorhersage, die im Prinzip alles beim Status quo belässt oder einen
gleitenden Status quo bewirkt.
Das
pessimistische Szenario
Bevölkerung - wächst/wächst extrem Nahrungsmittel - zu geringe Produktion/nimmt
ab/großer Mangel Industrieoutput - Wachstum gering/Stagnation/Rezession
Umweltverschmutzung - nimmt zu/ totale Umweltzerstörung Ressourcen
- Verbrauch stark/keine neuen Ressourcen Bildung - Krampf und Kampf/Desinformation/Analphabetismus
mechanistisches Lernen Alle Trends dieses Grundszenarios stehen auf
Sturm. Kriegerische Auseinandersetzungen und non-kooperatives Verhalten
verstärken längerfristig den Hang zum Absturz des Gesamtsystems. Die
Apokalypse ruft.
Das
optimistische Szenario
Bevölkerung - geringes Wachstum, Stagnation oder Abnahme Nahrungsmittel
- Im Überfluss Industrieoutput - Im angeglichenen Überfluss Umweltverschmutzung
- nimmt stetig ab bis 0 Ressourcen - Im Überfluss bzw. voll reproduzierbar
Bildung - Zunahme individuell und als Gesellschaft Schlaraffenlandartige
Verhältnisse scheint dieses Szenario herbei zu zaubern, lediglich
die Bevölkerungszahlen unterliegen gewissen Anpassungszwängen. Der
Faktor 'menschliche Langeweile' kann allerdings diese Zukunftsvision,
wenn sie eintreffen sollte, rasch destabilisieren.
Das Status quo Szenario
Bevölkerung - unterliegt Wechselbad von Zu- und Abnahme Nahrungsmittel
- lokale Unterversorgungen und Überschüsse Industrieoutput - Schwankungen
unterworfen im Trend konstant Umweltverschmutzung - Belastungen verschieben
sich geographisch Ressourcen - häufiger Werkstoffwechsel, ständige
Suche Bildung - Extremes Gefälle der Chancen/'aktives Lernen' bekommt
nicht die Oberhand Gleichgewichte prägen das Gesamtbild dieses Szenarios.
Noch so starke Schwankungen bei den einzelnen Systemfaktoren führen
letztlich zu mehr oder minder ausgeglichenen Situationen des Gesamtsystems.
Werden hier die Gläser geleert, füllen sich andere Gläser dafür. Dieses
Szenario lässt aber auch das Verschwinden der Menschheit zu - bei
extremen Veränderungen der globalen Bedingungen.
Soweit mit den logistischen
Zukunftsmodellen. Interessante Erkenntnis nebenbei: Systeme, gleichgültig
ob groß und komplex wie der Planet Erde, oder spielerisch überschaubar
wie ein Fußball- oder Schachspiel, haben nur drei prinzipiell verschiedene
Ausgangszustände/Endzustände, und zwar Verstärkung (bis zum unendlichen
Überdruss (= Gewinn)), Abschwächung (bis zur völligen Extinktion (=
Niederlage)) oder Unentscheidbarkeit (die beiden anderen Zustände halten
sich die Waage (= Remis)). Zählen wir also nach. Die Chance, dass unsere
Spezies von der Erde verschwindet ist wohl etwas größer als die Wahrscheinlichkeit,
dass wir die Beherrscher der Erde werden bzw. bleiben werden. Wie schon
zuvor scheint die Bildung wieder eine Schlüsselstellung beim Erreichen
paradiesischer Zustände innezuhalten. Bildung als bloße Akkumulation
von Wissen kann und ist hier allerdings nie und nimmer gemeint! Weder
das Ansammeln von Wissen in der Hirnrinde noch im »Informationskühlschrank
der Zukunft« - dem Computer - hilft längerfristig weiter. Theoretisch
besitzt die Menschheit schon seit langem (aber doch spätestens seit
dem Ende des II. Weltkriegs) den größeren Teil dieses Wissens. In diesem
Falle kommt es jedoch nicht auf das 'Haben' an, sondern auf das 'Sein'.
Nur Bildung als Lernprozess, als 'aktives Lernen' wird uns eine 'Option
aufs Paradies' eröffnen. Verständlich, dass die Wege zum Bildungsparadies
kontrovers diskutiert werden. Damit jeder aktiv mitdiskutieren kann
liefere ich auf den nächsten drei Seiten den Zündstoff. Die Sprengsätze
sind schon gelegt (von Hentig/M.I.T.). Mit ein wenig Methodenkompetenz
werden sie schon meine Meinung (1995) zum Bildungsproblem entschlüsseln.
Der Computer hält das Kind an seinem Stuhl fest, grenzt
seine Lebensregungen auf das Feld
zwischen Bildschirm und Taste ein,
legt alle anderen Sinne lahm,
schaltet anderen Kontakt aus,
bannt den Geist des Kindes auf das
Frage-und-Antwortschema des Programms.
Sein Einsatz macht - im Prinzip - alles zunichte, was
sich die moderne Pädagogik
seit Beginn unseres Jahrhunderts ausgedacht hat.
Er macht sie unmodern im Zeichen der Modernisierung.
Zitat aus: "Die Schule Neu Denken" von Hartmut von Hentig
In dem Satz ist eigentlich kein einziges
Wort wahr. Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Kinder, die Computer benutzen,
die sich ins Internet einloggen,
machen Erfahrungen, die sie nie gemacht hätten.
Sie erwerben soziale Fähigkeiten,
sie sind draußen aktiv,
sie sind aktiv in Diskussionen.
Ich kann ein Beispiel nach dem anderen nennen, von sehr sehr jungen
Kindern,
denen der Computer Lebensqualität,
Lernqualität und Liebe zum Lernen vermittelt hat.
Das ist Blödsinn.
aus einem Interview mit Nicholas Negroponte vom M.I.T. Media Lab (M.I.T.
= Massachusetts Institut of Technology). Seine Antwort auf das Zitat
aus Hartmut von Hentigs Buch:
gesehen in: "Computer statt Kreide" WDR 11/95
Der Lehrer hält das Kind an seinem
Stuhl fest, grenzt seine Lebensregungen auf das Feld
zwischen Tafel und Kreide ein,
legt alle anderen Sinne lahm,
schaltet anderen Kontakt aus,
bannt den Geist des Kindes auf das
Frage-und-Antwortschema des Lehrers.
Sein Einsatz macht - im Prinzip - alles zunichte, was sich die moderne
Pädagogik
seit Beginn unseres Jahrtausends ausgedacht hat.
Er macht sie unmodern im Zeichen
der Modernisierung.
Zitat aus: "Die Schule Denkt Neu" Internet 9.9.1999 von Brecht
Berthold
In dem Satz ist eigentlich kein
einziges Wort wahr. Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Kinder, die Lehrer benutzen,
die sich in die Klasse einklinken,
machen Erfahrungen, die sie nie gemacht hätten. Sie erwerben soziale
Fähigkeiten,
sie sind draußen aktiv,
sie sind aktiv in Diskussionen.
Ich kann ein Beispiel nach dem anderen nennen, von sehr sehr jungen
Kindern,
denen der Lehrer Lebensqualität,
Lernqualität und Liebe zum Lernen vermittelt hat.
Das ist Blödsinn.
Interview mit Negroponte Nicholas vom M.I.T. Media Lab (M.I.T. = Massachusetts
Institut for Technology). Seine Antwort auf das Zitat aus Brecht Bertholds
Computermessage:
gesehen in: "Lehrer statt Computer" RDW 5.9.2011
Die Wahrheit über:
"Computer statt Kreide" WDR 11/95
"Lehrer statt Computer" RDW 5.9.2011
&
"Computer, Kreide und Lehrerinnen" DWR 01/01
- 6
Computer sind wie Messer!
Man kann sie zum töten
benutzen
oder
Brot damit schneiden.
Knack die Nuß...
...für nen
Kuß?
Die Frage ist nicht ob wir Sklave des Computers werden
oder der Computer unser Sklave ist, die Frage ist: "Wie kooperativ
sind wir ?"
EWIGES LEBEN
oder LETZTES GERICHT
Logistik schön und gut. Was blüht uns denn nun wirklich ? Böse Zungen
sagen, dass die schlimmste Strafe, die wir vom jüngsten Gericht zu erwarten
haben - das Ewige Leben ist. Sehr sinnig, jedoch schwer nachvollziehbar.
Konkrete Visionen und Szenarios sind gefordert, auch für den Fall, dass
sie falsch sein sollten. Falsche Visionen haben zumindest einen angenehmen
Unterhaltungswert, was die riesige Anzahl von Science-Fiction Literatur
beweist. Wie kann die Spreu vom Weizen getrennt werden? Nur schwer -
bestenfalls wenn wir eine Zerteilung in Teilbereiche vornehmen, etwa
in technische, ökologische oder gesellschaftliche Visionen. Welchen
Realitätswert haben solche Visionen? Eins steht fest - Je weiter wir
in die Zukunft schauen, desto schwieriger wird es selbst mit einfachen
Aussagen über Verwendung und Aussehen technischer Instrumente und Hilfsmittel.
Wer hätte 1850 nicht geglaubt, dass die Zukunft nicht der Eisenbahn
gehört oder 1920 dem Computer je eine Chance in der Zukunft eingeräumt.
Maschinenräume waren in Science-Fiction Filmen a la Buck Rogers nicht
anderes als bessere Blechdosen mit Noppen, Nieten und Metallhebeln.
Wagen wir einen Blick in die Welt der Technik des Jahres 2020. Die Entwicklungen
in der Technik werden geprägt sein von System- und Individual-Produkten
bzw. Projekten. Betroffen sein werden u.a. die Bereiche: Technologische
Forschung, Energie, Verkehrswesen, Architektur und Wohnen, Ökotechnik,
Biochemie.
Energie - Der Fusionsreaktor steht uns tatsächlich bevor, wenn
die technologischen Probleme in Griff zu bekommen sind - Energiefarmen,
die Solarenergie oder Mikrowellen aus dem Weltraum einfangen könnten
sich in öden Gebieten ausbreiten - Die Hochtemperatur-Supraleitung könnte
die Elektrotechnik revolutionieren
Verkehrswesen
- Metamorphose des Autos zum Elektro-(Solar)-Stadtmobil (Gesetz: bis
zum Jahr 2000 müssen alle Zweitwagenhalter ihre zweite Karre mit Elektroantrieb
betreiben!!? - kein Scherz) - Alternative lokale Verkehrsnetzleitsysteme
- Hochgeschwindigkeitszüge in Form von Magnetbahnen - Raketenartige
Flugzeuge verbinden die Antipoden (z.B. Europa - Australien) - Das Weltraumflugzeug
verbindet die ersten Raumstationen mit der Erde - In dünn besiedelten
Gebieten wird die "Ein-Personen-Untertasse" zugelassen
Architektur und
Wohnen - das autarke Haus - die Hightech-Wohnung - die Ökostadt
- das globale Dorf Viele Großprojekte sind auch für Ökotechnik, Biochemie
und Gentechnik denkbar. Ob solche Projekte eine Zukunftschance haben,
wird ausschließlich von den Setzungen der Gesellschaft und den wirtschaftlichen
Freiräumen bestimmt werden. Die Menschheit wird mit Bedacht vorgehen
müssen wenn sie den Tod der Sonne noch erleben möchte. Spätestens dann
werden wir Wesen werden müssen, die im Weltraum überlebensfähig sind.
Neben der normalen technologischen Zukunft bleibt natürlich auch die
bange Frage welche Zukunft die Kriegstechnik nehmen wird. Krieg ist,
auch nach Ansicht moderner Friedensforscher/innen, ein selbsterhaltendes
System und wird deshalb nicht ohne geschickt eingesetzte Intelligenzdosen
zu vernichten sein. Drei neue bösartige Kriegstypen werden sich zu den
klassischen Formen gesellen.
A) Technologischer Bürgerkrieg
B) Krieg gegen die Natur (Öko-War)
C) System-Krieg (nicht: "Krieg der Systeme")
zu A)
Beim technologischen Bürgerkrieg ist die Zukunft bereits im Begriff
die Gegenwart zu überwältigen (Jugoslawien, Teile der UDSSR). Dieser
moderne Bürgerkrieg hat darüber hinaus viele neue schillernde Gesichter.
zu B) Auch der Öko-Krieg ist voll am Durchstarten. Tschernobyl
war ein erstes Leuchtfeuer.
zu C) Die Konzentration weltweit agierender Großkonzerne hat
noch eine ganze Reihe von Überraschungen im Köcher, die schmerzhafte
Verletzungen hinterlassen werden. An der Wende zum dritten Jahrtausend
sind die Gefahren für die Menschheit einmal mehr zahlreicher geworden.
Der makabere Einwand »Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendetwas
gut ist« hilft weder über die Tatsache hinweg, dass Kriegstechnik immer
destruktiv eingesetzt wurde noch ändert es etwas daran, dass Kriege
den Zerfall von Staaten, Kulturen und Gesellschaftsformen massiv beschleunigt
haben.
NACHTRAG: Odysee
2001 oder wenn die Zukunft Gegenwart wird
Mal ehrlich, diesen
Nachtrag wollte ich nie schreiben...
11. September 1972: Abschlussfeier der Olympiade
in München
11 unschuldige Opfer waren in Folge eines Anschlags der Terrorgruppe
"Schwarzer September" auf den olympischen Gedanken zu
betrauern. The GAMES must go on....
Heute
am 11. September 2001
müssen wir erkennen, dass auch das TERROR-GAME einen neuen Weltrekord
aufgestellt hat. Die Gobalisierung, die im Prinzip zu begrüßen ist,
hat zum Einsturz des Worldtradecenters geführt. Der
"Technologische Bürgerkrieg" (dieser
Begriff ist sicher miss zu verstehen) hat eine seiner schillernden
Facetten gezeigt und sich sogar mit dem "System-Krieg"
verbündet. Terror durch Technik ist ein
Wesensmerkmal beider Kriegvarianten und dieser entsteht vor allem
dadurch, dass Menschen hier im irdischen Leben keinen persönlichen
Gewinn mehr sehen. Hier nützt Auge um Auge nichts, nur der Zerstörung.
Vier gewöhnliche Flugzeuge zu Bomben gemacht, können einen 30jährigen
Weltkrieg verursachen, bei dem es nur Verlierer gibt. Die Starken
müssen den Schwachen helfen, damit nicht die falschen Schwachen stark
werden.
Eine friedliche und einträchtige Welt
ist der geheime Alptraum der Offiziere und Advokaten.
Norman Mailer
und irgendwann auch der Terroristen. |