zum letzten Index zurückblättern vorblättern         Herstellung von weißem Barytpapier


Anleitung zum Schöpfen von Papier aus Altpapier
und Anwendung des Weißpigments aus feinkristallinem Barytschlamm

Die folgenden Texte und Bilder stammen aus:
Papierschöpfen von Traudel Hartel, Ravensburger Hobby, ISBN 3-332-00910-9

Altpapier
Anstelle des bei der industriellen Produktion gebräuchlichen Papierrohstoffs Holz (Zellstoff) verwende ich zur Herstellung neuer Papiere ausschließlich Altpapier. Das können Tageszeitungen, Computerpapiere, Briefe, Briefumschläge, Schulhefte, farbige Kartons (auch  Eier- und Obstverpackungen) oder Buntpapiere sein. Die Auswahl des Recycling-Papiers bestimmt auch die Farbe und Struktur des handgeschöpften Papiers. Gestrichene, glänzende oder beschichtete sowie
Folienpapiere sind ungeeignet.

Mixer
 Zum Herstellen des Faserbreis benötigen Sie einen elektrischen Küchen- oder Stabmixer. Auch eine elektrische Bohrmaschine mit Farbrühreinsatz kann für diesen Zweck verwendet werden, allerdings wird die aufgequollene Papiermasse damit nicht sehr fein zerkleinert.

Schöpfwanne
Als Schöpfwanne (früher "Bütte" genannt) eignet sich eine Kunststoffwanne oder ein großes Gefäß, in welches das Schöpfgitter bzw. der Schöpfrahmen vollständig eingetaucht werden kann.

Schöpfgitter bzw. -rahmen
Ich arbeite - auch in meinen Kursen - vorzugsweise ohne Rahmen, mit einfachen Drahtgittern ("Fliegengitter") aus Aluminium. Kunststoffgitter gehen auch, sind aber nicht so stabil wie die Drahtgitter. Gut geeignet sind auch die in Haushaltsgeschäften erhältlichen (meist runden) Spritzschutzsiebe. Ideal, jedoch bei uns leider nicht erhältlich: "Reinforcing Mesh", ein sehr
stabiles Aluminiumgitter für Autoreparaturen, das es in England gibt. Natürlich können Sie sich auch einen Holzschöpfrahmen kaufen oder selbst herstellen.

Gautschtücher
Für das sogenannte Abgautschen, das Übertragen der geschöpften Papierschicht vom Gitter auf ein feuchtes Tuch, verwenden Sie am besten einfache Allzwecktücher. Schneiden Sie diese etwas größer zu als das zu schöpfende Papier.

Saugfähige Unterlagen
Diese können aus Molton oder Filz sein. Ausgestellte Handtücher erfüllen jedoch den gleichen Zweck.

Nudelholz
Für das Abgautschen der rahmenlosen Schöpfgitter eignet sich vorzüglich ein Nudelholz. Der Faserbrei wird durch die rollende Bewegung und etwas Druck gut entwässert und abgepreßt.

Gefäße
Zum Papiereinweichen und Aufbewahren des Faserbreis eignen sich Plastikwannen.

Presse
Sie ist nicht unbedingt erforderlich, da durch das Abgautschen mit dem Nudelholz
das geschöpfte Papier gut entwässert und geglättet wird.

Trocknen
 Dazu benötigen Sie entweder eine Vorrichtung zum Aufhängen der auf den Gautschtüchern
befindlichen Papiere oder genügend Platz zum Auslegen auf einer glatten Fläche.

Sprühflasche
Zum Befeuchten der Gautschtücher nimmt man eine Sprühflasche, wie sie zum Wäschebefeuchten gebräuchlich ist.
 

Herstellen des Faserbreis
 

Das Altpapier wird in kleine Stücke zerrissen und, nach Farben getrennt, über Nacht in Wasser eingeweicht. Bei Verwendung von stark bedruckten Papieren empfehle ich Ihnen, die Papierschnipsel zu kochen und den nach oben steigenden dunklen Schaum mit der Schöpfkelle abzunehmen. So reduzieren Sie die Druckerschwärze in Ihrem Papier. Ein Grauton wird allerdings bleiben, den Sie aber durch Färbung, beispielsweise mit Pflanzen, verdecken können. Mit dem Mixer wird nun die eingeweichte Papiermasse zu einem sämigen Brei gemahlen. Je feiner der Faserbrei, um so dünner wird das Papier. Achten Sie darauf, daß der Mixer zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllt ist, sonst leidet Ihre Maschine. Mahlen Sie ausreichend Faserbrei (mindestens zwei Mixer-Füllungen), damit Sie während des Schöpfens genügend Reserve haben.



 
 

Zuschneiden der Schöpfgitter
 
Beim kreativen, experimentellen Papierschöpfen haben die einfachen Schöpfgitter gegenüber dem klassischen Schöpfrahmen einen großen Vorteil: Sie lassen sich mit einer Drahtschere in jeder gewünschten Größe und Form (ihre Papier?Kreation kann z.B. auch rund sein!) leicht zuschneiden.

Herstellen eines Schöpfrahmens
 

 

 

Er besteht aus dem Sieb? und dem Formenrahmen. Der Formenrahmen dient als Begrenzung für den Papierrand und ist etwas größer als der Siebrahmen. Hergestellt werden die Rahmen aus Holzleisten, die Sie im Baumarkt bekommen und die man dort auf die gewünschte Größe zuschneiden lassen kann. Sie werden zusammengeleimt oder ?genagelt und der besseren Stabilität wegen an den Ecken mit Winkelverstärkern versehen. Der Siebrahmen wird mit Drahtgeflecht bespannt. Es muß straff am Rahmen befestigt werden, am einfachsten mit einem Tucker. Hängt das Drahtgeflecht durch, dann wird beim Schöpfen das Papier in der Mitte dicker als an den Rändern. Für den Anfang empfehle ich einen nicht zu großen Rahmen, etwa in der Größe DIN A5, weil leicht zu handhaben. Maße: DIN A5 = 15 x 21 cm plus Leistenbreite.


 
 

 

Der Arbeitsplatz
 
Da es sich beim Papierschöpfen um eine feuchte Angelegenheit handelt, wählen Sie Ihren Arbeitsplatz dementsprechend in Küche, Bad oder Werkraum. Ein Wasser? und Stromanschluß sollte sich im Raum befinden. Ideal ist ein Arbeitsplatz im Freien. Als Arbeitsfläche brauchen Sie einen mittelgroßen Tisch, den Sie mit Folie abdecken können. Für die Schöpfwanne und die saugfähige Unterlage (Molton) sollte ausreichend Platz sein. Gut angefeuchtete Gautschtücher, in der richtigen Größe zugeschnitten, liegen bereit, eines davon immer auf der Moltonunterlage. Drahtgitter und Schöpfrahmen befinden sich neben der Bütte.  Ein Nudelholz zum Abgautschen und gemahlener Faserbrei sind auch vorhanden. Denken Sie daran, den Mixer in der Nähe zu haben, damit Sie, falls nötig, zusätzlichen Faserbrei herstellen können.  Zum Trocknen spannen Sie eine Wäscheleine, es sei denn, Sie haben genügend Platz, die Papiere einzeln auszulegen. Eine große Hilfe sind Stapeloder auch Schienentrockner, die häufig in Schulen und anderen Fortbildungseinrichtungen vorhanden sind. Möchten Sie die Papiere kreativ gestalten, dann benötigen Sie Materialien zum Einschöpfen, wie Gräser, Blätter und Textilien. Restfaserbrei
Übriggebliebener Faserbrei ist nur sehr begrenzt haltbar. Wenn Sie noch Platz in Ihrem Tiefkühlschrank haben, ist das Aufbewahren jedoch kein Problem: einfach einfrieren und bei Bedarf wieder auftauen!



Der Schöpfvorgang


 
 
Wenn alles vorbereitet ist, kann mit dem Schöpfen begonnen werden. Geben Sie den gemahlenen Faserbrei unter ständigem Umrühren in die Schöpfwanne. Füllen Sie mit so viel Wasser auf, bis eine dickflüssige Konsistenz, vergleichbar mit flüssiger Sahne, erreicht ist. Rühren Sie den Faserbrei immer wieder mit der Hand durch, da sich die Fasern schnell auf dem Boden absetzen. Jetzt nehmen Sie das Schöpf­gitter und tauchen es, schräg vom Wannenrand aus, voll­ständig in den Faserbrei ein. Legen Sie beide Hände flach unter das Gitter und bringen Sie das Sieb in eine waage­rechte Lage. Wenn Sie es jetzt langsam nach oben heben, setzt sich eine gleichmäßige Schicht Faserbrei auf dem Git- ter ab, die sich beim Heraus­heben verdichtet und verfilzt. Zum Abtropfen halten Sie das Sieb kurze Zeit schräg über die Schöpfwanne, dann kip­pen Sie es, mit dem Faserbrei nach unten, auf das feuchte Abgautschtuch. Rollen Sie das Nudelholz mit etwas Druck mehrmals über das Drahtgitter; damit ent­wässern und verfilzen Sie das geschöpfte Papier und gaut­schen es gleichzeitig ab. Durch das Abrollen hebt sich das Gitter rasch an einer Ecke hoch, so daß Sie es dann ganz leicht abnehmen können. Ihr erstes Blatt ist geschöpft. 
 
Wenn Sie mit Schöpfrahmen arbeiten, entfernen Sie nach dem Schöpfen vorsichtig den Formenrahmen; achten Sie darauf, daß kein Wassertropfen auf den Faserbrei gelangt. Legen Sie das Sieb mit dem geschöpften Papier nach unten auf das Gautschtuch. Tupfen Sie mit einem Schwamm oder weichem Tuch unter leichtem Druck das überschüssige Wasser vom Sieb. Wenn Sie nun das Schöpfsieb hochheben, bleibt der Papierbogen am Gautschtuch haften.
Nun hängen Sie die Gautschtücher mit den anhaftenden Papierbögen zum Trocknen auf oder legen Sie sie auf eine flache Unterlage. Nach dem Trocknen kann das geschöpfte Papier einfach vom Gautschtuch abgezogen werden. Falten oder Wellen korrigiert man mit dem Bügeleisen. Größere Bögen erhält man durch Aneinanderschöpfen mehrerer kleiner Bögen. Sie benötigen ein großes Gautschtuch, auf das Sie die einzelnen frisch geschöpften Blätter so aneinanderlegen, daß sie sich 2 cm überlappen. Wichtig ist, die Übergänge sorgfältig abzugautschen. Je nach Verbrauch muß der Faserbrei ab und zu ergänzt werden. Sollten Ihre Blätter zu dünn werden, geben Sie Faserbrei hinzu, werden sie zu dick, verdünnen Sie den Brei mit Wasser.

Presse
 Falls Sie zum Entwässern und Glätten der Papiere eine Presse benutzen wollen, stapeln Sie alle geschöpften Papiere mit den Gautschtüchern zu einem sogenannten Pauscht. Dieser wird dann in der Presse oder zwischen zwei Preßbrettern mit Schraubzwingen kräftig ausgepreßt. So behandelt trocknen die Papiere schneller.

Hinweis:

Die optimale Menge des Barytfeinschlamms, welche dem wässrigen Papierbrei zugesetzt werden muss, ist experimentell zu erproben. Das Gelingen der Barytpapierherstellung zeigt sich erst nach dem ca. eintägigen Trocknungsprozess des geschöpften Papierbogens auf der Wäscheleine. Die Erfolgsaussichten sind aber groß und hängen weniger vom Mischungsverhältnis Barytschlamm/Papierbrei als vielmehr vom Erwerb einer guten Schöpftechnik ab: ein relativ wässriger Schöpfbrei liefert relativ dünne Papierblätter. Aber: Bei zu starker Verdünnung des Papierbreis bildet sich keine geschlossene Papierfilzschicht auf dem Schöpfsieb aus! 
 
Unsere Ergebnisse:
 handgeschöpftes Papier...     und ...dasselbe Papier mit Baryt geweißt