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Mineralogie, Chemie und technische Bedeutung von Baryt

Farbe

Härte

Dichte

Spaltbarkeit

Bruch

Ausbildung, Aggregate

Kristallsystem

Vorkommen

ähnliche Minerale

Name u. chem. Formel

farblos, weiß, gelb, grau, rot, blau, braun bei weißem Strich

3 – 3,5 gemäß d. Härteskala n. Mohs

4,4 Gramm pro cm3

sehr gut

wenig spröde, muschelig

dünn- bis dicktafelig, säulig, nadelig, pyramidal, blättrige, strahlige, nierige A.

ortho-rhombisch

auf Erzgängen sehr verbreitet, in Klüften in Sedimentgestein

Aragonit und Calcit

Baryt

BaSO4

chemisch:

Barium-

sulfat

 

Quelle: nach Bauer, J..Der Kosmos-Mineralienführer.Franckh`sche Verlagshandlung: Stuttgart 1972

Da die Odenwälder Barytvorkommen z.T. verkieselt sind, tritt neben Baryt gegebenenfalls auch ähnlich aussehender farbloser Quarz auf. Baryt- und Quarzkristalle lassen sich aber recht einfach durch die "Ritzprobe" mit einem Stahlnagel unterscheiden. Während Quarz (Härte 7) nicht mit einem Stahlnagel ritzbar ist, lässt sich der erheblich weichere Baryt (Härte 3 – 3,5) gut ritzen.

 

Bariumsulfat

BaSO4, MG. 233,43. Farbloses Pulver od. polymorphe Krist., D. 4,25–4,5, Zers. >1400° zu BaO, SO2 u. O2. In Wasser, Säuren u. Laugen ist BaSO4 prakt. unlösl.: 100 g Wasser lösen bei 18° nur 0,22 mg BaSO4. In heißer, konz. Schwefelsäure kann die Löslichkeit infolge Hydrogensulfat-Bildung dagegen bis auf 12% steigen. Infolge seiner äußerst geringen Löslichkeit ist BaSO4 im Gegensatz zu anderen Ba-Verb. ungiftig. Um BaSO4 in der chem. Analyse in eine lösl. Verb. überzuführen, wird es längere Zeit (fein gepulvert) in einer Mischung aus Soda u. Pottasche geschmolzen, wobei Bariumcarbonat entsteht, das mit Salzsäure gelöst werden kann. Unter dem Einfluß von Reduktionsmitteln wie Wasserstoff, Kohle, Kohlenoxid usw. geht BaSO4 bei höherer Temp. schließlich in Bariumsulfid über, aus dem alle anderen Ba-Verb. gewonnen werden. B. ist damit die techn. wichtigste Verb. des Bariums.

Vork.: In der Natur kommt B. in Form von großen, durchsichtigen od. durchscheinenden, farblosen od. gelb, grau bis braun gefärbten, glas- bis perlmuttglänzenden, rhomb. Krist. vor, die man ihrer hohen Dichte wegen als Schwerspat od. Baryt bezeichnet (D. 4,5, H. 3–3,5). Eine seltene Erscheinungsform im Sand wird Wüstenrose genannt. Die wichtigsten Schwerspatlager in der BRD sind bei Meggen in Westfalen (s. Bergbau-Handbuch, Essen: Glückauf-Verl. 1986). Die Weltförderung an Schwerspat 1986 in Höhe von 4,8 Mio t verteilte sich wie folgt (Angaben in Kt): VR China (1000), UdSSR (540), Mexiko (375), Indien (327), Türkei (310), USA (269), BRD (202), Marokko (190), Irland (128), Thailand (142), Frankreich (114), Italien (114), Brasilien (110) (s. Lit. ).

Herst.: Gefälltes Bariumsulfat erhält man aus Bariumsalzen u. Sulfaten od. Schwefelsäure gemäß BaCl2+H2SO4 ® BaSO4+2HCl als feinteiliges farbloses Pulver, dessen Korngröße durch die Fällungsbedingungen zu steuern ist.

Verw.: Die Hauptmenge des B. wird in der Erdölindustrie zur Erzielung eines Bohrschlammes hoher Dichte verbraucht, der die Bohrlöcher durch Flotation von Gesteinsbrocken frei hält. Durch Anrühren von fein gemahlenem, natürlichem Schwerspat od. von gefälltem BaSO4 mit Leinöl od. anderen Bindemitteln erhält man sehr beständige Malerfarben, die allerdings nicht so stark decken wie z.B. Bleiweiß, dafür aber gegen Schwefelwasserstoff beständig sind u. nicht nachdunkeln – daher die Bez. Permanentweiß od. Blanc fixe. Als Weißpigment hat gefälltes BaSO4 ebenso wie Lithopone (ca. 70% BaSO4 + 30% ZnS) stark an Bedeutung zugunsten von Titandioxid verloren. Die Hauptmenge wird als Füllstoff für Kunststoffe u. Kautschuk, Lacke, Anstriche u. Beschichtungen verwendet. Durch den Zusatz von Blanc fixe werden Kunstdruck- u. Photopapiere (Barytpapiere) außerordentlich gut glättbar; beim Verbrennen derselben bleibt das BaSO4 als weißliche Kruste zurück. In der Textilindustrie dient BaSO4 als Weißwaren-Appretur, zum Mattieren von Reyon im Druck u. im Weißätzen. BaSO4 eignet sich in Verb. mit Beton (Barytbeton, Barytzement) auch als Abschirmmaterial für Atomenergieanlagen, da es einen hohen Absorptionskoeffizienten für g- u. Röntgenstrahlung aufweist. In zahlreichen Röntgenkontrastmitteln ist BaSO4 (Röntgenbaryt) enthalten. Einen sehr ausführlichen Überblick über Gewinnung, Eigenschaften u. Verw. von BaSO4 in Lit. .

Lit.: 1 World Mineral Statistics 1982–86, Nottingham: Keyworth 1988. 2 Kunstst.-J. 8, Nr. 10, 30–36 u. Nr. 11, 26–31 (1974).allg.: Gmelin, Syst.-Nr. 30, Ba, 1932, S. 262–279, Erg.-Bd. 1960, S. 412–449 Kirk-Othmer (3.) 3, 473–476
Mining Annual Review, London: Mining Journal Ltd. 1988, S. 116f. Ramdohr-Strunz, S. 598–600 Snell-Hilton 6, 555–568 Ullmann (5.) A3, 330–332 Winnacker-Küchler (4.) 3, 396–398 s.a. Barium.

Quelle: CD Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995