E X P - N
A C H W E H E N Ich bin gierig... !
DAS KOOPERATIONS-EXPERIMENT Das "Experiment" Mensch ist gelungen auch
wenn der eine oder die andere sich das anders vorgestellt hat. Es wird Zeit für
neue Experimente, das XP-Label kommt in Mode. Experimente sind allerdings gefährlich - wie jeder
weiß. Ein Restrisiko bleibt auch hier, selbst bei guter Planung und
Vorweganalyse. Dennoch wäre es ebenso dumm wie schade, wenn wir die Erkenntnisse
aus der KI- und Kommunikationsforschung und die daraus folgenden praktischen
Konsequenzen dieser Forschungsergebnisse einfach ignorieren würden. So weit, so gut ..... Machen wir zuerst ein kleines Rollenspiel
- in
Gedanken! Was machen sie nun ?
Na, hätten sie sich etwa für "C" entschieden
? Ich auch nicht. Allein der Gedanke beim Durchqueren der
Todeszone verletzt zu werden, lässt mir kalte Schauer über den Rücken
laufen. Zwar ist sinnloses Töten und Blutvergießen uns fremd geworden, dennoch hat der 11. September 2001 viele Menschen - zumindest
Amerikaner - in die Situation gebracht sich jetzt wieder leichter für
"A" zu entscheiden. Aber auch "B" und "D" sind
ja keine brauchbare Alternativen, am besten wäre es wir kämen erst
überhaupt nicht in diese Situation, dann müssten wir nicht darüber
grübeln was wir nun zu tun haben. Mag sein, dass die Entscheidung
"C" aus dem Fernsehsessel heraus betrachtet die todesmutigste Entscheidung
ist und wir Sofahelden natürlich TV-like genau dies getan hätten, sobald der
Moderator einer Quizshow uns dafür 100000 € anbieten würde. Aber
in echter Wirklichkeit ? Douglas
R. Hofstadter beschreibt in seinem Buch "Metamagicum" in
Sektion VI über "Computer-Turniere und die Evolution der
Kooperation"(S.781 ff) ausführlich Axelrods Studien zum
»Gefangenendilemma« und die Möglichkeit der natürlichen
Entwicklung von Kooperation. Auf diese Studien möchte ich im
folgenden eingehen. Um deutlicher zu machen, worum es geht, möchte
ich zuerst am Beispiel »Big Deal« den Kern der
Kooperationsproblematik (und damit des Gefangenendilemmas) deutlich
machen. Für den Dealer wie den Sammler gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kooperieren - also Vertrauen gegen Vertrauen - Oder: nicht kooperieren - ich kriege was ich will und nach mir die Sintflut ! Schauen wir uns an was im Kooperationsfall (coop = Kooperation) und im Nicht-Kooperationsfall (noop = keine Kooperation) geschieht.
Ganz schön tricky - wie hätten Sie sich als Sammler entschieden ?
Nun schätzen wir mal im Zweifelsfalle eher keine Kooperation, denn
so bekommt man zwar nichts, aber man kann auch nicht betrogen
werden. Für echte Sammler eigentlich eine frustrierende Situation,
aber es ist ja nichts spürbares passiert. Das Dumme daran ist nur, dass sie
wahrscheinlich kaum weitere Geschäfte dieser Art erfolgreich
beenden werden, wenn es sich einmal herumsprechen sollte, wie sie mit Forderungen nach einer
Vertrauensbasis umgehen - denn: Wer einmal lügt dem glaubt man nicht ....
Das Gefangenendilemma (nach Tucker 1950) Stellen Sie sich vor, Sie haben zusammen mit einem Komplizen -
jemanden mit dem sie keine besondere Beziehung pflegen - ein Verbrechen
begangen, und nun sind Sie beide gefasst und ins Gefängnis gesteckt
worden und warten dort auf ihren Prozess. Sie werden in
getrennten Zellen gefangengehalten ohne jede Möglichkeit der
Kommunikation. Der Vertreter der Anklage bietet jedem einzelnen den
folgenden Handel an (zugleich erfahren Sie, dass derselbe Handel jedem
angeboten wird und jeder gleichermaßen das weiß!): "Wir haben
eine Menge Indizienbeweise gegen euch. Beteuert ihr euere Unschuld,
werden wir euch in jedem Fall überführen, und ihr kriegt jeder zwei
Jahre Gefängnis. Bist du uns aber behilflich, indem du gestehst und
uns die Überführung deines Komplizen - oh pardon; deines
angeblichen Komplizen - erleichterst, gut dann lassen wir dich frei.
Und keine Angst, wegen der Rache - dein Komplize bleibt für ganze fünf Jahre
drin! Wie wär's ?" Dem Angebot misstrauend fragen Sie: "Aber was ist,
wenn wir uns beide schuldig bekennen ?" "Nun das ist dann
für dich nicht ganz so gut mein Lieber
- ich fürchte, dann kriegt ihr beide vier Jahre."
Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, wird die Bereitschaft zu kooperieren
und die Bereitschaft zum Ausstieg unterschiedlich honoriert. Um zu
einer
spielfähigen Folge-Situation zu gelangen erstellte Robert Axelrod
nun
eine Gewinnmatrix, aus der Gewinnpunkte für Kooperation bzw.
Ausstiegs-
verhalten abzulesen sind. Addieren wir also in der dritten Spalte zu jeder Zahl
die Konstante 5, dann erhalten wir nur noch positive Zahlen :
Abb. 11.3: Gefangenendilemma - Gewinnverhältnisse Unter diesen Bedingungen zeigt sich einerseits,
dass die Versuchung zum Ausstieg absolut immer größer ist als die
Belohnung für Kooperateure, andererseits ist die Punktzahl, die sich aus der Aufaddierung von Versuchung gegen die Gefahr
der Dumme zu sein,
im Durchschnitt ergibt, doch geringer ist als die Belohung für
Kooperation. Alles was Axelrod für eine Testreihe nun benötigte war
ein "Wiederholungs-Gefangenendilemma". Hofstadter nennt als
typisches Beispiel für ein solches Dauerdilemma, die langjährige
geschäftliche Beziehung zwischen zwei Händlern. Als weitere
komplexere Verbindungen können Ehe, Partnerschaft, Lehrer und Klasse, Jesus & Jünger, Volksvertreter und Volk oder Mensch & Natur
genannt werden. Bekommen wir also
beispielsweise einen solchen sich wiederholenden Handel angeboten, wie
sollen wir uns verhalten? Sicher kann festgestellt werden, dass es
besser ist beim ersten Deal zu kooperieren, denn selbst wenn man beim
ersten Mal der Dumme ist, wäre es schade, die langfristig zu
erwartenden Belohnungen für die Kooperation auszuschlagen. Jedoch wenn
man z.B. im Voraus genau wüsste, dass der Handelspartner in Zukunft gar nicht
mehr kooperieren kann oder will, dann würde der Ausstieg zur attraktiven
Versuchung. Was wäre also die beste Strategie ?
Leider gibt es keine (mechanistische) Strategie, die unter allen Bedingungen
optimaler wäre als andere Strategien. Strategie-Beispiel 1:
A-TOTAL Strategie-Beispiel 2 :
MASSIVER VERGELTUNGSSCHLAG Was Axelrod verständlicherweise am Kooperationsspiel reizte, war die Frage, ob durch und durch egoistische Organismen ohne jedes Bewusstsein, die in einem gemeinsamen Umfeld leben, tragfähige Kooperationsstrategien entwickeln können. Kurz gesagt, kann Kooperation aus Nichtkooperation hervorgehen ? Wenn ja, wäre das ein wahrhaft revolutionärer Beitrag zur Evolutionstheorie, denn viele Kritiker haben ja geltend gemacht, dass sie gerade an diesem Punkt auf ein schier unüberwindliches Problem stößt. Um es kurz zu machen - ausgerechnet der Politologe Robert Axelrod hat mit Computern und mathematischen Techniken bewiesen, dass diese Kooperation aus dem Nichts entstehen kann! (Die These bringt ganze Weltgebäude zum Einsturz. In Analogie bedeutete dies, dass aus dem Nichts ein Universum entstehen kann.....)
Axelrods Computerturniere Axelrod verschickte im Jahre 1979 Einladungen an eine Reihe von Spieltheoretikern und Wissenschaftlern, darunter auch solche, die Artikel über das Gefangenendilemma veröffentlicht hatten. Dort teilte er ihnen mit, dass er ein Gefangenendilemma-Turnier durchführen wolle, dessen Spielziel im Sammeln von möglichst vielen Punkten besteht. Die codierfähigen Spielstrategien sollten auf die Aktionen der Mitspieler mit Kooperation bzw. Ausstieg antworten können. Diese Antworten mussten nicht notwendigerweise determiniert sein, es war auch möglich einen Zufallgenerator als Entscheidungshilfe zu Rate zu ziehen. Vierzehn Anmeldungen gingen bei Axelrod für das Turnier ein, als fünfzehntes steuerte er das Programm ZUFALL bei - es warf vor jeder Entscheidung eine Münze und kooperierte bei Kopf , bei Zahl stieg es aus. Jedes Programm musste 200mal mit der Konkurrenz in den Ring treten, außerdem trat es auch gegen ein Klon seiner selbst an. Nach fünf Turnieren stand der Punktesieger fest . Es war das Programm mit der Strategie AUGE UM AUGE von Anatol Rapoport, einem Psychologen und Philosoph aus Toronto. Die Taktik von AUGE UM AUGE ist bestechend einfach: Kooperiere in der ersten Runde! Mache dann alles, was der andere Spieler beim vorherigen Spielzug gemacht hat. Axelrod bezeichnet eine Strategie wie diese als ANSTÄNDIGE STRATEGIE - es wird erst ausgestiegen, wenn der Mitspieler aussteigt. Zum Vergleich JOSS, eine UNANSTÄNDIGE STRATEGIE: Kooperiere in der ersten Runde; reagiere auf Ausstieg mit Ausstieg Kooperiere ansonsten immer, produziere unter Zuhilfenahme eines Zufallsgenerators manchmal einen Überraschungs-Ausstieg! Zwischen JOSS und AUGE UM AUGE läuft solange alles gut, bis JOSS nach einer Kooperation von AUGE UM AUGE seinen zufälligen Ausstieg anbringt. Ab diesem Zeitpunkt stellen beide auf Ausstieg und es geht nichts mehr. Beide erhalten nur noch pro Runde je einen Punkt. Es schien verblüffend, dass so eine einfache Struktur wie AUGE UM AUGE so erfolgreich sein konnte, während raffiniert ausgeklügelte Strategien auf hinteren Plätzen landeten. Axelrod entwickelte neue Strategien - AUGE UM 2 AUGEN, außerdem VERBESSERTER SCHLAG und VORSORGE. In Simulationen konnte Axelrod zeigen, dass AUGE UM 2 AUGEN beim Turnier auf dem ersten Platz gelandet wäre (AUGE UM 2 AUGEN lässt zwei Ausstiege verstreichen bevor es einmalig zurückschlägt). Auch zwei weitere Strategien - VORSORGE und VERBESSERTER SCHLAG - hätten die ersten Plätze besetzt, wenn sie am Turnier teilgenommen hätten. Die Lehre aus dem ersten Turnier lautete also: Anständig ("Niemals als erster aussteigen") und nachsichtig ("Nicht nachtragend sein, nachdem man seinem Ärger Luft gemacht hat") sein. Um die neuen Erkenntnisse zu überprüfen veranstaltete Axelrod ein zweites Turnier. Diesmal gingen 62 Bewerbungen ein und in der Regel waren die Beiträge wesentlich ausgefeilter als beim ersten Turnier. Ein Teilnehmer lieferte ebenfalls AUGE UM 2 AUGEN ein und zwei andere legten auch VERBESSERTER SCHLAG vor. Natürlich wurden auch wieder ZUFALL und AUGE UM AUGE ins Rennen geschickt. Das Ergebnis traf Axelrod unerwartet - Gewinner erneut: AUGE UM AUGE ! Die Gewinner der hypothetischen Turniere erreichten nicht einmal vordere Plätze. AUGE UM 2 AUGEN landete auf Platz 24 und VERBESSERTER SCHLAG kam nicht einmal unter die ersten 30 Plätze. Offensichtlich hatten die Teilnehmer des ersten Turniers Axelrods Lehren in ihre neuen Strategien einfließen lassen. So zeigte sich, dass sich unter den Top 15 nur eine Unanständige platzieren konnte. Umgekehrt war bei den 15 Verlierern merkwürdigerweise auch nur eine anständige Strategie zu finden. Die Lehre aus diesem Turnier lautete also: Sei provozierbar und reagiere sofort auf Aussteiger mit Vergeltung oder allgemeiner: »Sei anständig, provozierbar und nachsichtig!«
Ein ökologisches Turnier und seine Folgen
In einem hypothetischen Turnier spielte
Axelrod über 1000 Generationen (Runden) lang das
Kooperationsspiel. Die
Population der Gewinner nach Punkten vermehrte sich dabei auf Kosten
der Verlierer, so z.B. auch HARRINGTON (ein raffiniert unanständiges Programm),
das während der ersten 200 Generationen ebenso erfolgreich zunahm wie
die Population verschiedener anständiger Programme. Danach geschah jedoch Erstaunliches - Die Bevölkerung von HARRINGTON ging
sichtlich stetig zurück und schließlich war HARRINGTON
nach der
1000. Generation genauso ausgestorben wie heute die Neandertaler und
die Dinosaurier! Der Grund: HARRINGTON
musste aussterben weil er
nach ca. 200 Generationen nicht mehr genügend Dumme fand, die auf
seine Tricks hereinfallen konnten! Fast nicht mehr erstaunlich, aber
umso eindrucksvoller, hatte sich AUGE UM AUGE vermehrt und hielt
wieder die Spitzenposition inne. AUGE UM AUGE
schaffte dies obwohl
es nie ein andere Strategie durch einen Trick besiegt hatte!!! In seinem Buch »Evolution der Kooperation« versucht Axelrod auf die Grundfragen der Evolution von Kooperation einzugehen. Wie kann in einem »Meer von Egoisten« sich eine »Kooperative Strategie« überhaupt vermehren? Hat der Kooperateur nur Totalaussteiger (wie A-TOTAL) als Partner, so bietet sich der Kooperation tatsächlich keine Chance. Dies ändert sich bereits wenn nur ein Nicht-Totalaussteiger (wie etwa ZUFALL) darunter ist, schon hat die Kooperation einen Ansatzpunkt für Vermehrung gefunden. Gehen wir noch einen Schritt weiter: Bereits ein gelegentlich versehentliches Kooperieren von A-TOTALis genügt um dem Kooperateur die Vermehrung zu sichern. Extrem formuliert: Schon zwei fehlerhafte A-TOTAL Programme können den Evolutionsmechanismus in Gang setzen. Soll der Evolutionsmechanismus zur Kooperationswelle werden, dann müssen sich allerdings Zug um Zug robustere Koop-Strategien bilden (AUGE um AUGE ist so eine abwehrbereite Strategie!). Zu nachsichtige Programme wie K-TOTAL (kooperiert immer - es könnte zum Beispiel durch einfache Umpolung von A- TOTAL entstehen) - würden in einer Welt von Egoisten wohl kaum eine Überlebenschance haben, weil sie ständig »die Dummen« wären. Zur Anständigkeit und Nachsicht muss sich schließlich noch die Robustheit gesellen, um Überlebensfähigkeit der Kooperateure zu gewährleisten. Was macht eine Strategie wie AUGE UM AUGE so robust ? Ganz einfach: Die einzigen "kognitiven Fähigkeiten", die AUGE UM AUGE benötigt sind - Wiedererkennen früherer Partner - und - Erinnerung an den Verlauf des letzten Treffens. Dazu sind z.B. auch Bakterien fähig, die immer nur auf die letzte Aktion ihres Partners reagieren. Solch reflektorische Verhaltensweisen finden wir auf subatomarer Teilchenebene genauso wie zwischen Nationen und menschlichen Individuen. Ob im Straßenverkehr (in Italien muss man italienisch fahren...) oder in der Schule (Der Lehrer hat mir eine geknallt - darf ich zurückhauen ?), überall hat Kooperation eine Chance. Kooperation = Erfolg ! Diese bestechend einfache Formel führte dazu, dass an den Universitäten landauf landab darüber sinniert wurde, welche Strategien in Wirtschaftsseminaren gelehrt werden sollten. Erfolgereicher Umgang mit Partnern kann daher bei der Befolgung folgender Regeln erwartet werden:
Neben diesen Standardtipps werden gerne noch weitere Tipps erteilt, wie dieser: "Das Spektrum erreichbarer Kooperation hängt von der Erinnerungsfähigkeit der Teilnehmer ab. Erhöhe also auch die Fähigkeit, auftretende Defektion (Ausstieg) wahrzunehmen und eindeutig dem Verursacher zuzuordnen. Mache dich selbst für andere erinnerungsfähig durch besondere und beständige Merkmale." Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass dies irgendjemand den Parteien im Nahen Osten seit der Jahrtausendwende ständig rät. Sicher erkennen viele Analysten, dass "Tit for Tat (Auge um Auge/Wie du mir, so ich dir)" mit der biblischen Vorlage "Auge um Auge, Zahn um Zahn" nicht unbedingt identisch ist, denn solange kein böswilliger Angriff erfolgt kommt es in der historischen Situation ja nicht wirklich zu strategischen Handlungen. Dass Tit for Tat eine so erfolgreiche Strategie ist, stimmt jedoch nur für die oben benannten Standard-Situationen. In invertierten Situationen ist Tit for Tat genauso hilflos und erfolglos wie fast jede andere böswillige Strategie. Was ist
nun eine invertierte Situation ?
Abb. 11.5: Tit for Tat in zwei Varianten Sie kennen das doch auch. Eigentlich wollen sie kooperieren, aber dann steht so ein Typ vor ihnen, der alle äußeren Merkmale eines Penners aufweist und dann auch noch die rechte Hand hinter dem Rücken versteckt. Da ist ihnen wahrscheinlich der andere Herr in Schlips und Kragen wesentlich sympathischer, aber aber... auch der hat etwas hinter dem Rücken zu verbergen, vielleicht hält ja der den Knüppel in der Hand ? Bekanntlicherweise kommt Trauen kommt von Vertrauen, fehlt es, dann herrscht wenigstens Vorsicht - wer will schon übervorteilt werden - also beim erstenmal Ausstieg. Der Vorteil für -TfT liegt auf der Hand. Es kann vom Gegenspieler kaum besiegt werden. Aber zwei Spieler zum Beispiel "Auge um Auge" (= +TfT)" und "Jesus" (= K-TOTAL), die Kooperation verabreden und sie auch einhalten, werden das erfolgreichste Team sein. So kann zwar "Totalaussteiger" (= A-TOTAL) als Einzelwesen die meisten Einzelpunkte sammeln, aber dies nur wenn es "Jesus" als Partner hat. Was geschieht nun wenn +TfT auf -TfT stößt? Wird die einmalige Vertrauensvorgabe zum Erfolgsrezept der beiden kooperationsbereiten Strategien werden, oder kommt alles anders?
Abb. 11.6: Vergleich der Strategien nach Punkten Klar dass
A-Total und K-Total kein erfolgreiches Kooperationsteam darstellen
(letzter Platz). Es ist auch nicht verwunderlich dass unser Totalaussteiger
gegen die "dumme" Jesusstrategie zum Sieger der Einzelkämpfer
mit nicht zu überbietenden 50 Punkten wird. Allerdings wo kann
A-Total damit auftrumpfen? Vielleicht in einem Dschungel, wo hinter
jedem Baum ein Antikooperateur lauert? Eher nicht - schließlich
bringt ein Spielchen unter Totalaussteigern jedem Einzelkämpfer
nur 10 Punkte und zugleich die miserabelste Teambilanz. Was uns zugleich
erklärt, warum der Atomkrieg zwischen USA und UDSSR bisher nicht
stattgefunden hat, stattdessen aber viele Kriege der Großen
gegen die Kleinen (manchmal auch nur gegen die vermeintlich Kleinen
[WKII oder Vietnamkrieg]).
Abb. 11.7: Aufhebung von Kooperation bei kooperativen Strategien Die Überraschung ist jedoch perfekt - diese beiden ausgesprochen starken Kooperationsprogramme werden im Team plötzlich schwächer (zugleich ein starker Beleg gegen den Sozialdarwinismus - vgl. Kapitel: Evolution): Weder als Partner erreichen sie die 30 Punkte noch schaffen sie es als Team über die 50 Punktmarke hinaus zu kommen. Was ist geschehen? Betrachten wir das Kooperationsmuster (+TfT/-TfT) so fällt auf, dass bei allen Zusammentreffen - bis auf unsere beiden selbstähnlichen Strategien - spätestens nach der ersten Aktion sich klare geradezu langweilig lineare Verhältnisse herauskristallisieren. Nicht jedoch bei +/- Tit for Tat. Immer wenn sich +TfT anschickt zu kooperieren, dann steigt -TfT aus und umgekehrt! Es ist zum Verzweifeln: Da ist soviel Wille zur Kooperation auf beiden Seiten vorhanden, nur können sie nicht zu Potte kommen, wie bei dem berühmten tragischen Ehepaar, wo beide Sex wollten, er immer abends und sie ewig morgens. So geht das nun mal eben nicht! Betrachten wir die Kooperationsspiele nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ - zur erfolgreichen Kooperation bedarf es mehr als einer positiver Einstellung - dann müssen wir ernüchtert feststellen, dass unsere beiden " TfT-Typen" sich selbst gegenüber wie Totalaussteiger gebärden und somit kein einziges Mal effektiv kooperieren (jedes - "vergiftet" ein +!). In diesem Sinne müssen wir alle bisher so benannten Kooperationsstrategien zu Kooperationsdispositionen degradieren (vgl. Kapitel Evolution: Nährboden). Was sich leicht durch eine neue Spielrunde beweisen lässt. Wir sind dabei die menschlichen Kooperateure; unsere Spielpartner sind eine Wand, eine Drehtür, eine Schwingtür, eine normale Tür, eine sensorgesteuerte Glastür und eine Tür, die aus einem Perlenvorhang besteht. Da die kooperativen Veranlagungen unserer Partner doch sehr unterschiedlich sind, glaube ich kaum, dass wir die Wand durch ein - "Sesam öffne dich" - dazu verführen können, sich örtlich in Luft aufzulösen um uns Durchlass zu gewähren. Im Unterschied dazu gleitet der Perlenvorhang (fast) immer angenehm zur Seite und wir können von der linken auf die rechte Seite der Wand wechseln. Disposition, was sonst. Auch die Schwingtür und die Drehtür haben so ihre Tücken, sprich Dispositionen, vielleicht sind es ja schon leicht strategisch inspirierte Dispositionen, aber erst die Sensor-Glastür "fährt" eine echte Strategie. Diese Tür ist steuerbar und kann sich unterschiedlichen Passanten anpassen oder verweigern. Deshalb: Wären +/-Tit for Tat echte (= intelligente) Kooperationsstrategien und nicht nur dumme Kooperationsstrategien (= Dispostionen), denn müssten sie in der Lage sein "über ihren eigenen Schatten zu springen", also den Willen zur Kooperation beim Gegenüber erkennen und nach einigen misslungenen Versuchen immer häufiger effektiv miteinander kooperieren. Natürlich ergibt sich daraus, dass eine solche echte Strategie auch erkennt, wenn der Wille zur Kooperation beim Partner nachlässt. (Gruss an Ray Kurzweil - ist das nicht der ultimative Turingtest für die Roboter des Jahres 2099?)
Kooperieren Skorpione ? Ein Skorpion geriet auf seiner Wanderschaft an
einen breiten unüberwindbaren Fluss. Als er schon aufgeben
wollte, begegnete er einer geselligen Ente, die sich gerade
anschickte ihre Füße ins Wasser setzen zu wollen. "Liebe
Ente", fragte er, "kannst du mich auf deinem Rücken mit ans
andere Ufer reisen lassen ?" Die Ente, die sich der großen
Gefahr bewusst war, die vom giftigen Stachel des Skorpions ausging, winkte
jedoch dankend ab. Da versprach der Skorpion der Ente sich ganz anständig
und friedlich zu benehmen, denn er wolle ja keinen Selbstmord begehen.
Die Ente war es zufrieden und nahm den ungewöhnlichen Gast mit auf
das Wasser. Als die beiden jedoch die Mitte des Flusses erreicht hatten, da geschah es: Der Skorpion stach zu ! Die so
getroffene Ente blickte sich noch einmal um und fragte in ihrem
Todeskampf:
"Warum nur, warum ?" Der Skorpion antwortete ihr: "Es
liegt in meiner Natur" und beide ertranken jämmerlich. Bei der folgenden verschworenen Gemeinschaft (Bauer, Ziege, Wolf und Kohl), die zusammen unbeschadet mit einem kleinen Boot, in das immer nur zwei Personen passen, über einen Fluss wollen, ist nur einer der vier Partner dazu fähig eine Kooperationsstrategie zu entwickeln. Die anderen drei Akteure sind zu starren Handlungsmustern gezwungen. Lässt man den Wolf mit der Ziege allein, hat die Ziege endgültig ausgemeckert. Auch der Kohl wird seinen Kopf verlieren, wenn er dem Maul der Ziege zu nahe kommt. Was soll der Bauer also machen ? Die Lösung ist genauso alt wie bekannt:
Abb. 11.8: Ergebnisse von Kooperation in einer komplexeren Situation Es ist leicht einsehbar, dass nur die Strategie "Lösung", die einzig schnelle Möglichkeit für die Spielanlage ist, alle lebendig ans andere Ufer zu bringen. Zuerst mit dem Wolf oder mit dem Kohl zu fahren führt zur Dezimierung der Beteiligten. Ein andere Wahl der Schrittfolge führt hingegen bei der "richtigen" falschen Wahl (Antilösung Abb. 11.8) ins andere Extrem. Mehrere Partner im Interaktionsfeld mit unterschiedlichen Kooperationskonzepten und Dispositionen erschweren bis zur Unmöglichkeit den Kooperationserfolg für das ganze System. Es ist schon ein regelrechter Eiertanz, den der Bauer hier aufführt um zu erreichen, dass alle froh gelaunt auf der anderen Seite des Ufers ankommen. Noch deutlicher wird dies beim Spiel "Papier, Schere, Stein und Brunnen"
Abb. 11.9: Anleitung für das Spiel: "Papier, Schere, Stein und Brunnen" Die beteiligten Spieler zeigen auf ein Kommando (1 - 2-
3) gleichzeitig mit ihren Fingern Papier, Schere, Stein oder Brunnen
an und nur wenn die gleichen Zeichen (z.B. Brunnen und Brunnen)
aufeinandertreffen, bleiben sie im Spiel, ansonsten scheidet einer der
beiden aus (s. Abb.11.9). Entsprechend den Fähigkeiten von Papier, Schere, Stein und
Brunnen entstehen für die Spieler negative, neutrale oder positive Spielergebnisse.
Dabei können Papier und Brunnen jeweils zwei Symbole besiegen, während
Schere und Stein nur ein Symbol ausschalten können. Aus diesem Grund gibt
es bei diesem Spiel zwar auf Dauer nur einen Gewinner, aber
Spieler, die auf die stärksten Konzepte (Papier [2,25] oder Brunnen[2])
setzen werden nicht zwangsläufig Turniersieger. Lassen wir also vier oder acht Spielerinnen nach dem KO-System gegeneinander
antreten, so kann auch beim Einsatz der
schwächsten Konzepte (Stein [1] oder Schere[0,75]) der Turniersieg errungen
werden. Spielerinnen, die mit fest vorgefertigten Strategien (etwa: Papier -
Brunnen - Papier - Brunnen - Papier usw.) über die Runden zum Turniersieg kommen wollen,
müssen sich sehr vor dynamischen Strategien in Acht nehmen (z.B.:
Schere - Papier - Papier - Brunnen - Schere), die zwar nicht generell siegen
werden, aber jedes individuelle Treffen auch gegen die starken Konzepte
für sich entscheiden können.
Abb. 11.10: Magic Cube - Harmonie aus Chaos Für die letzte Behauptung bedarf es noch eines Belegs, den ich hiermit liefern möchte. Ernö Rubik, ungarischer Professor für Physik und Design erfand den Magic Cube 1974, um seinen Studenten Gruppentheorie und andere mathematische Dinge näher zu bringen. Um 1980 breitete sich der Zauberwürfel wie ein Virus auf dem Erdball aus. Daraufhin wurden wohl über 100 Millionen Exemplare weltweit verkauft. Die 27 Farbfelder des Zauberwürfels erlauben eine ungeheuere Anzahl von veränderliche Zuständen, so sollen genau 43.252.003.274.489.856.000 Kombinationen durch die entsprechenden Drehungen erzeugt werden können. Wenige davon jedoch zeigen geordnete harmonische Zustände an wie Harmonie I oder Harmonie II (Abb. 11.10 und Abb.11.11) und erzeugen Aha-Effekte, wenn sie endlich aus dem langen Dreh-Nirwana auftauchen. Verschiedene Dreh-Pfade können beschritten werden um aus einem beliebig verdrehten Zustand den Würfel mit 6 einfarbigen Seiten (Harmonie I) zu entwickeln. Dennoch sind alle Dreh-Zustände des Zauberwürfels absolut gleichwertig - es ist ja nur die hoch entwickelte Fähigkeit von uns Menschen besondere chaotische Zustände als harmonisch zu definieren. Sie beruht darauf, dass wir Anordnungen vergleichen können und es uns gelingt symmetrische Ordnungen mit unserem Auge herauszufiltern. Die Parallele zu Bauer-Ziege-Kohl-Wolf ist erkennbar. Auch dort konnte durch die richtigen Handlungen ein harmonischer Systemzustand (alle überleben und gelangen ans andere Ufer) erreicht werden. So wie der Bauer als Moderator des System auftrat, so spielen hier unsere Finger nun den Kooperationsorganisator für das System. Da sich die 27 Steine des Würfels nicht gegenseitig auffressen, ist es eine zwar keine einfache, aber doch zu lösende Aufgabe. Denkste ?!
Abb. 11.11: Der himmlische Dreh Ich schaffte damals die Lösung jedenfalls nicht alleine - ich hatte wohl auch nicht unbedingt die Ausdauer, die man aufwenden muss, aber das Know-How um mir eine Lösung zu besorgen, die ich dann exzessiv ausprobierte bis ich den Magic Cube in 30 Sekunden aus beliebiger Verdrehung zurechtschob. Außerdem hatte ich das Glück, dass mein Vermögensberater "Goofy" - Gott hab ihn selig - mal wieder bei uns vorbeischaute und der kannte wahrlich einen "himmlischen Dreh" ! Goofy zeigte mir wie man die Mechanik des Cubes auseinandernehmen kann und so auch ohne irgendeine Ahnung von der Sache die Spitzenharmonie (Harmonie I) wieder herstellt. Das hinterlistige an der Sache ist, dass ein einziger Drill vor dem Einbau genügt um vom göttlichen Dreh zu einer wahrhaft teuflischen Gemeinheit zu gelangen. Verdrillen wir den Baustein (wie in Abb. 11.11 - 2 Möglichkeiten!) so erhalten wir keine Spitzenharmonie mehr (vgl. Abb. 11.11 Harmonie X mit Harmonie I Abb. 11.10). Geben wir den so verdrillten Cube neu aufgemischt einer nichts ahnenden Person kann sie bis zum St. Nimmerleinstag drehen und drehen - es gelingt nicht die einfarbigen Seiten herzustellen ! Ob der Würfel nun aus aus 27, 64, 125, 216 oder 1000000 Bausteinen besteht, ein kleiner Dreh und es entsteht ein neues System ohne topharmonischen Zustand ! Die Entwicklungsgrenze bleibt Harmonie X (pseudoharmonisch). Nicht nur, dass wir wandlungsfähige Strategien benötigen um die kleinen Würfel zu einem symmetrischen Bild zusammenzufügen, wir benötigen auch noch Erkenntnisse über den Nährboden (Subsystem/das Innere des Würfels) oder die höhere Einsicht eines Gottes (Hypersystem) über die Welt vor unseren Augen. Nehmen wir es wie es ist: Kooperation ist ein
evolutionärer Prozess von hochkomplexer Struktur mit vielfältigen
Antworten, was aber nicht bedeutet, dass es keine einfachen Lösungswege
gäbe. Die wollen allerdings gesucht und gefunden sein. Die
Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Auch Weltmeister müssen wissen: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. In einem Punkt haben wir seit 1954 allerdings so unsere Erfahrungen gemacht. Inzwischen dauert ein Spiel so lange bis der Schiedsrichter es abgepfiffen hat, aber das mit dem Nach dem Spiel ist wirklich gut ! Kommen wir jetzt also zum Nachspiel !? - Vorspiel ?! also jetzt kommt das...
...nach dem spiel vor dem spiel der dritten art in einer welt, Zu unserer ersten Enttäuschung weist Vieles darauf hin, dass dies einfach nicht möglich sein kann. In den zuvor genannten Beispielen gelingt es dem Bauern doch nur mit genauem Wissen um das Verhalten der drei Mitspieler und einer exakt ausgetüftelten Handlungsstrategie - Intelligenz ? - die befriedigende Situation zu erreichen, wenn wir natürlich voraussetzen, dass Überleben besser ist als aufgefressen werden. Bei Skorpion und Ente wirkt das alles noch chancenloser. Nur wenn es der Ente gelingt einen Korkpfropfen passender Größe mit ihrem Schnabel gut gezielt auf den Stachel des Skorpions zu setzen, werden beide anschließend das andere Ufer unbeschadet erreichen. Und bei "Papier, Schere, Stein und Brunnen-Spiel" scheint ja nun wirklich das Kind in den Brunnen gefallen zu sein. Da wird es nach jeder Runde Zwangsaussteiger geben - Verluste, die das System abschreiben muss. Wir können soviel Runden spielen wie wir wollen, das Leben des Gewinners wird eine einsame Freude sein. Alles was irgendwann
einmal schief
gehen kann, Alles was irgendwann
einmal gut
gehen kann, und das Prinzip Hoffnung lebt weiter...
Wenn es der Menschheit nicht
gelingt bis 2020 (2022,2222,2525)
Die
Überwindung der Armut.... Nicht jeder von uns ist einst wie Obelix in den Zaubertrank gefallen und kann daraus Kraft schöpfen, aber das muss uns nicht stören, wir alle haben diesen starken Partner, der freundlich zu uns steht, solange wir auf dem Weg nach Rom sind. Wichtig ist, dass wir unseren "Freund" (Asterix, Erde, Gott, wer auch immer... der/die/das Nächste ?) nicht wirklich verärgern und ihm/ihr/es die Chance geben sich an uns, über uns und mit uns zu freuen.
Der Plan zum Mars zu Fliegen ist in seiner Art dem Plan
menschenverachtende Armut von der Erde zu entfernen sehr verwandt, was
nichts weiter bedeutet, dass auch die Verwirklichung erfolgreicher Weltsozialarbeit
genauso umgesetzt werden kann. Wie oft diese 10 Stepps in rekursiveren
Schleifen dabei wiederholt werden müssen wird sich abhängig vom
Projekt zeigen. Eigentlich bin ich gegen Wiederholungen, aber ich
will einmal eine Ausnahme machen: ich
will |