Frankfurt, die Bankmetropole am Main, 1974
+++ Prüfung zum 1. Staatsexamen +++ Zwei Professoren nehmen einen Prüfling ins Kreuzverhör +++ Thema: Umweltzerstörung und Umweltschutz +++ Diskussionspunkte: Kernenergie, Verursacherprinzip, Bürgerinitiative +++ Prüfungsergebnis: nicht bestanden +++ Begründung: Kein Problembewußtsein +++ Nachprüfung notwendig +++ Schon wieder Frankfurt +++ immer noch 1974 +++ Prüfung nun in Chemie +++ der gleiche Prüfling +++ Thema: Saccharide +++ Keto-Enol Tautomerie; kein Problem +++ optische Drehungen bei Zucker; auch kein Problem +++ Prüfungsergebnis: mit Auszeichnung bestanden +++ Problembewußtsein ?
DAS BEWUSSTEIN DER SCHMETTERLINGE Mit den Problemen ist das so ein Problem: Entweder man erkennt sie oder man erkennt sie nicht. Viele Menschen erkennen Probleme erst, wenn sie eskalieren und für massive Umwälzungen in der Privatsphäre der Individuen sorgen. Hätte mir jemand in den sechziger Jahren gesagt, dass ich irgendwann einmal Umweltprobleme zum zentralen Gegenstand meines Buches machen würde, hätte ich sehr wahrscheinlich verständnislos mit dem Kopf geschüttelt. Wir können das schon perfekt: Problemen aus dem Weg gehen, sie verdrängen, totschweigen, verniedlichen oder gar ihre Existenz leugnen, aber nutzen wird das nicht viel. Früher oder später kommt die Stunde, wo notfalls auch 'keine Lösungen' zu 'Lösungen' werden, die für einen Schwarm von Folgeereignissen sorgen und damit die Mechanismen lostreten, die neue Schwierigkeiten produzieren oder eben vermeiden helfen. Nicht erst seit dem 'grünen Punkt' und dem 'dualen System' wissen wir, dass es modern und medienwirksam zugleich ist, über Umwelt zu reden und sich vor großem Publikum für deren Erhaltung zu engagieren. In der 'kosmischen Welle' hat dieses Kapitel einen vergleichbaren Stellenwert wie das Kapitel "Geschichte". Während die Geschichte unsere zeitliche Umgebung wiederspiegelt, spiegelt sich in der Umwelt das räumliche Umfeld wieder, in dem wir leben. Wie in der Geschichte bilden auch hier mehrere Aktionsfelder das Szenario aus dem die Umwelt besteht. Wer bisher glaubte, dass die einfache Formel Umweltschutz = Naturschutz genügt, um die Umweltproblematik ausreichend zu erfassen, ist auf dem Holzweg. Eine Reihe von miteinander verzahnten Systemen und eine (fast?) endlose Anzahl von Parametern haben direkten, indirekten, in-indirekten.... Einfluss auf das, was wir als unsere Umwelt zu erkennen glauben. Obwohl Umwelt in ihrer Ganzheit auf uns als Individuum und als Menschheit wirkt, ist es nützlich die wichtigsten Subsysteme und Parameter zu benennen und deren Funktionalität näher zu bestimmen. Unsere wichtigsten Umweltsubsysteme sind:
Unsere Umwelt ist sowohl räumlich als auch zeitlich total vernetzt, was der Grund dafür ist, dass eigentlich alle Computermodelle, die versuchen Umweltzusammenhänge realistisch in ihrer Komplexität zu erfassen, entweder völlig unanschaulich sein müssen oder in wesentlichen Punkten zu kurz greifen. Verständlich, dass unter diesen Umständen besonders gerne überschaubare Kreisläufe wie etwa einfache Recyclingsysteme oder der Teufelskreis der Armut als Erklärung für Umweltphänomene herhalten müssen. Abb. 7.1: Teufelskreis der Armut Häufig werden noch einfachere Zusammenhänge, meist augenfällige Zweikomponentensysteme, wie Fuchs - Hase, Rohstoffverbrauch - Wirtschaftswachstum, Umweltverschmutzung - Lebensqualität etc. zur Bildung des Problembewusstseins herangezogen. Nicht dass Erklärungsversuche einfacher Art abzulehnen sind, wir sollten nur deren Stellenwert richtig einschätzen. Mathematisch gut erfassbare I/O-Systeme haben in den vergangenen 10 Jahren Eingang in lustige und lehrreiche (ein s..dämliches Wort) Computerprogramme - wie Game of Life, Wator (Hai + Fische), Dynasis oder Ökopoly - gefunden. Während mit Dynasis wunderbar Rückkopplungen, Verstärker- und einfache Netzeffekte reproduziert werden können, hat sich Ökopoly inzwischen zu einer ausgezeichneten Simulation gemausert, die der Spielerschaft die Erfahrung der Komplexität unserer Umwelt ins Stammhirn brennen kann. Die Nichtlinearität der Welt ist es die unsere Umwelt atemberaubend interessant macht und die uns auch zwingt neu zu denken, quasi "um die Ecke" herum. Schon einige wenige Systemparameter (Gänseblümchen, Licht, Wasser, Erde) bewirken den Daisy-Effekt, eine nicht erwartete komplexe Selbstregulierung. Spätestens seitdem der Schmetterlingseffekt bekannt ist dürfen wir Umweltphänomene nicht nur plump linear betrachten oder unreflektiert in die Zukunft extrapolieren.* *Der
Schmetterlingseffekt ist eine schöne Metapher für neue Erkenntnisse
aus dem Gebiet der Chaos- und Wetterforschung, die dem alten Paradigma des mechanistischen
Weltbildes, das Jahrhunderte lang die Welt als ein gigantisches Räderwerk
betrachtete - den entgültigen Todesstoß versetzten. So verkündete im
18. Jahrhundert der französische Mathematiker Laplace, dass die Kenntnis des Ortes und der
Geschwindigkeit
eines Gegenstandes ausreiche, um dessen Verhalten bis
in unbestimmte Zukunft zu bestimmen. Einen ersten Schlag gegen
das Prinzip des Determinismus versetzte die Quantenmechanik zu Beginn des 20.Jahrhunderts
mit der Heisenbergschen Unschärferelation -
so ist es unmöglich, gleichzeitig präzise Ort und Geschwindigkeit eines Elektrons zu bestimmen.
Der zweite und entscheidende Schlag gegen
den Mythos der totalen Berechenbarkeit in der Physik kam mit der Entdeckung des Prinzips
» Kleine Ursache, großen Wirkung «. Führen
wir uns vor Augen, was geschieht, wenn von einem Baum zwei Blätter
mit derselben Geschwindigkeit an fast genau dieselbe Stelle in
einen Fluss fallen. Obwohl die Anfangsbedingungen für beide Blätter
fast identisch sind, dauert es nicht lange, bis diese weit voneinander
entfernt im Wasser treiben. Die Tatsache, dass kleine Unterschiede
im Ort oder in der Geschwindigkeit zu Beginn der Bewegung
zu völlig verschiedenen Ergebnissen führen können, ist ganz wesentlich
und zeigt sich in allen chaotischen Systemen. Etwa beim Wetter:
So versuchte der amerikanische Meteorologe Lorenz zu Beginn der
60ziger Jahre zu verstehen, warum langfristige Wettervorhersagen häufig nicht zutreffen, obwohl
die Bewegung der Wolken etc. sich durchaus
mit Gleichungen beschreiben lassen. Lorenz wagte es, die Entwicklung
des Wetters in der Atmosphäre auf ein Modell mit drei einfachen
Gleichungen zu reduzieren. Überraschenderweise fand er, dass die Lösungen
seines Modells, ebenso wie das Wettergeschehen, schon
bei geringfügigen Änderungen der Startbedingungen zu völlig verschiedenen
Endzuständen gelangten. Da im Prinzip der Flügelschlag eines
Schmetterlings ausreichen kann, um den Verlauf des Wetters zu beeinflussen, sprechen die
Chaosforscher deshalb auch vom "Schmetterlingseffekt". Plakativ
formuliert: »Ein Schmetterling in Indonesien ist durch einen Flügelschlag
fähig einen Schneesturm in Alaska auszulösen«.
Diese Tatsache potenziert tatsächlich auch die Möglichkeit, dass unser
Weltall durch eine Störung bzw. zufällige Selbsterregung entstanden
ist. Leider finden sich immer wieder Politiker, Wissenschaftler und normale Leute, die sich stur die lineare - weil einfachere - Denkweise vieler Menschen zu nutzen machen, um aus der sprichwörtlichen Mücke einen Elefanten zu machen. Die Tatsache, dass der Marxismus in Nordamerika nie Fuß gefasst hat, oder die Unruhen von Los Angeles, genauso wie die Berliner Mauer und der Zaun zwischen den USA und Mexiko, das Ozonloch, das Verschwinden der Wale, die Erdbeben in Europa, der Ausbruch des Pinatobu, die Wiederkehr des Kometen Halley, der Zusammenhalt des Sonnensystems, das Expandieren des Universums, alle diese Tatsachen sind quasi herbeimanipuliert. Ich benutze hier den Begriff 'manipulieren' sehr eng, also bereits als 'unbewusstes Erzwingen eines Phänomens durch ein kreatives System'. Dieses System muss nicht unbedingt menschlich sein es kann auch 'un'menschlich, pardon - 'a'menschlich sein. Die Tatsache, dass globale Effekte bewusst oder unbewusst herbeimanipuliert werden, saß mir kurz vor dem Fall der Berliner Mauer so in den Knochen, dass mir nichts eiligeres einfiel als die starken Veränderungen, die sich in Europa und weltweit massiv andeuteten, zu einer netten, aber unvollendeten Geschichte zu verarbeiten, die ich gleich als sogenannten "Bananeneffekt" vorstellen werde. Wenn wir uns die Frage stellen, ob der Bau der Berliner Mauer das Ergebnis eines Schmetterlingeffekts ist, wird als Lösung nicht akzeptiert, dass das böse Regime in der DDR verhindern wollte, dass die eigenen Leute raus können, das wäre nun doch eine zu "unnexialistische" (nexial = ganzheitlich s. erstes Kapitel) Analyse. (Kleine Hilfestellung: Die moderne Psychotherapie benutzt übrigens auch diese Arbeitsmethode der Nexialistik: z.B. bei Eheprobleme hat es sich als erfolgreicher gezeigt beide Partner zu behandeln, oder bei Drogenproblemen von Jugendlichen wird versucht die Eltern und das Umfeld mit zu therapieren (eigentlich müsste hier die ganze Gesellschaft in Therapie gehen - doch was passiert wenn die Therapeuten selbst krank sind ? (z.B. 1933-45))). Forschen Sie mal richtig nach - mit Geschichtsbuch und so. - Alles klar ? Ich liefere die Lösung irgendwann nach, nur für den Fall, dass Sie sich Ihrer Analyse nicht sicher sind. Hier ist er: "Der Bananen-Effekt" Es war einmal
ein Urwald, in dem lebten die Affen zufrieden und friedlich miteinander,
denn sie hatten alles was sie zum Leben so brauchten. Bananen - ihre
Lieblingsspeise gab es zur Genüge und man brauchte sich nur richtig
umzusehen und schon hatte man eine gefunden. Daher kam auch eigentlich
nie jemand auf die Idee sich einen Vorrat anzulegen, denn das hätte ja
Arbeit bedeutet. Wären da nicht ein paar - nennen wir sie
Wissenschaftler - gewesen, die ihr Unwesen - ihre Forschungen - im
Urwald getrieben hätten, wäre wohl auch immer alles so harmonisch
geblieben. Von den paar Raufereien abgesehen, die dann und wann unter
Freunden halt so stattfinden, aber früher oder später einigte man sich
ja wieder oder wenn das nicht ging musste auch schon mal ein Affe gehen.
Das war aber kein Problem, denn der Urwald war so groß und weit, weiter
als das Auge und der Verstand reichte. Eines Tages brachte Pappina, eine
junge und besonders neugierige Äffin eine aufregende Botschaft mit zum
Stammbaum der Braunaffensippe. Sie bedeutete ihren Eltern, dass sie
einen riesigen Berg aus grünen und gelben Bananen entdeckt habe. Nach erstem ungläubigen
bis belanglosem Staunen entschloss man sich Pappina zu folgen und hangelte
sich also ein halbe Stunde von Baum zu Baum bis man mitten im Urwald auf
eine lichte Stelle stieß, an der es - sie wagten kaum ihren Augen zu
trauen - nur so von goldgelben Bananen schimmerte. Tatsächlich, ein
wahrer Berg von Bananen, es mussten wohl hunderttausende sein, lag da
vor ihnen zum Essen bereit. Sie stürzten sich voller Begeisterung
hinein und begannen das erste Mal in ihrem Affenleben in Bananen zu
schwimmen. Als sie genügend darin geschwommen waren, legten sie sich
obenauf und mampften genüsslich eine Banane nach der anderen bis die
Bäuche so gefüllt waren, dass man eine Pause machen musste. Nachdem
die stolzen Eroberer sich noch ein wenig auf dem Bananenberg gesonnt
hatten, kletterten sie schließlich schwer bewaffnet mit soviel Bananen
wie man eben tragen konnte zurück auf ihren Stammbaum. Am nächsten
Morgen kehrte man verstärkt durch ein paar Freunde und Verwandte an den
Fuß des Bananenberges zurück, der eigentlich noch größer aussah als
am Tag zuvor. Auch alle Freunde nahmen ein Bad darin und so kam es, dass
nach
wenigen Tagen bereits mehr als eine Hundertschaft Affen sich am Fuße
des geliebten Bananenberges zum Frühstücken einfand.
Die Theorie der
absoluten Verelendung (Kurzfassung)
Abb 7.2: Kakao-Produktion und Erlöse für Ghanas Kleinbauern
Die
Theorie der relativen Verelendung (Kurzfassung) Soweit vorerst
Rolf Breitenstein, betrachten wir das zuletzt Gesagte ausführlicher.
Mit geringstem Aufwand den größten Ertrag erzielen, müsste uns
eigentlich nicht unbekannt vorkommen..... na klingelt es schon. Richtig:
Menschen aus den Industrienationen tun es täglich!?!??? Haben sie heute
noch nicht an einem Knopf gedreht .....doch ......an der Stereoanlage
oder am Fernseher vielleicht ? Das, was Rolf Breitenstein als
falschverstandenes Wirtschaftsprinzip bezeichnet, ist kaum anders als
wenn am TV oder der Stereoanlage die Lautsprecher aufgedreht werden.
Allgemein versteckt sich dahinter das Verstärkerprinzip aus der
Physik: also aus einem kleinen elektrischen Strom einen großen Strom zu
erzeugen. Warum formulieren wir es nicht wieder mal kommunikationstheoretisch: aus einem kleinen INPUT einen großen OUTPUT
erzeugen. Etwa durch eine kurze FOR - NEXT Schleife eine wochenlang
dauernde Ausgabe von Zahlen - z.B. 10000000000000099 - mit einem Drucker erzeugen.
Doch Moment mal! Wenn das Verstärkerprinzip in der Physik funktioniert,
warum sollte es dann nicht auch in der Wirtschaft funktionieren?
Leider, leider wie es im Leben nun mal so ist - wir sind im Begriff
einen kleinen aber grundlegenden Schönheitsfehler zu begehen. Alle
Funktionen, nicht nur mathematische, sind Teil eines Gesamtsystems, und
so ist der Verstärkereffekt ebenfalls eine Funktion innerhalb eines
bestimmten energetischen Systems. Mit dem Ergebnis, dass beim
Stromabschalten es mit der Verstärkung vorbei ist - nur wenn wir
ständig neue Energie von außen zuführen, kann der Verstärkereffekt
aufrechterhalten bleiben, was aber nach dem dritten Hauptsatz der
Thermodynamik in abgeschlossenen Systemen unmöglich ist. Der Effekt
würde daran sterben, dass er sich selbst auffressen müsste, um
weiteres Wachstum zu garantieren - das Perpetuum Mobile lässt grüßen.
*********************************************** Ein Fehler der Menschheit war es zu glauben, erfolgreich nach dem Verstärkerprinzip wirtschaften zu können. Obwohl wir seit 10, 20 oder gar 30 Jahren wissen, dass wir damit auf starke weltweite Veränderungen zusteuern, gegen die der II. Weltkrieg sich wie ein Sandkastenspiel ausnimmt, handelt die Mehrheit der Menschen blind und unwissend wie vermeintlich ererbt. Die Funktionsweise des ökologischen Prinzips lässt sich schnell und geradezu drastisch verdeutlichen. Wie jeder Pennäler bereits wissen sollte, atmen Tiere und Menschen Sauerstoffgas ein und dafür das giftige Kohlenstoffdioxid aus. Wenn wir wie unsere Urgroßväter einfach linear denken und rechnen, müssen wir zu dem Ergebnis kommen, dass seit den ersten Atemzügen von Adam und Eva der Sauerstoff in der Atmosphäre durch jeden weiteren Menschen abnimmt und durch die Zunahme von giftigem Kohlendioxid ersetzt wird. Kurzum, die Luft müsste inzwischen soviel CO2 enthalten, dass das Überleben auch nur eines einzigen Menschen unmöglich wäre. Dass dem aber nicht so ist, wie wir alle wissen, liegt im ökologischen Wirtschaftssystem der Mutter Erde, und die Crux des ökologischen Handelns ist das Recycling. Dieses Recycling sichert der Menschheit das Überleben. Für uns Menschen ist Kohlendioxid schlicht und einfach Abfall, der in jedem Chemielabor als Sondermüll entsorgt werden müsste. Die Natur betrachtet jedoch gerade diesen gasförmigen Müll der Zwei- und Vierbeiner als Rohstoff. Die Bäume verwerten unser CO2 und bieten uns dafür Sauerstoff an, den wir dankend annehmen. In interaktiven hochkomplexen und hypersensiblen Regelkreisen verarbeitet die Natur alles, was ihr angeboten wird. Dummerweise haben die Menschen im Laufe ihrer Geschichte diesen natürlichen Handel mit unserem Mutterplaneten aufgekündigt. Die Kommunikation mit der Erde ist einseitig geworden. Wir produzieren, wo nur möglich Überhänge und erwarten, dass die Umwelt sie schluckt. Zugleich verwandeln wir in vielen Fällen die natürlichen Organe der Erde - Wald, Luft, Wasser - selbst in Bioschrott und beschleunigen damit sogar noch das Versagen der Erde den normalen Müll wieder zu verwerten. Entscheidend für Quantität und Qualität dieser Überhange an Schrott ist also schon die Gier der Wirtschaftform, die belastende und zerstörende Überkapazitäten erzeugt. Praktisch bekamen wir von den Wirtschaftsexperten bisher immer nur zwei Idealformen vorgesetzt: Die Marktwirtschaft und die Planwirtschaft, die sich dialektisch gegenüber stehen, theoretisch aber doch gleichwertig nebeneinander. Beide Formen kamen und kommen in Reinform nicht vor, sie entspringen dem schwarz-weiß Denken der Wirtschaftsexperten und Politiker. Annähernde Realformen sind die kapitalistische Variante der Markwirtschaft und die kommunistische Variante der Planwirtschaft:
Konkret sieht es dann so aus, dass in der Marktwirtschaft die planerischen Notwendigkeiten auf den Staat abgewälzt werden, während in der Planwirtschaft das Soll nur dann erreicht werden kann, wenn mehr oder weniger Markt zugelassen wird (Schwarzmarkt, periphere Märkte, Staatskapitalismus). Eine streng kapitalistische ausgerichtete Marktwirtschaft führt zu sozialer Ungerechtigkeit und entsprechenden, häufig rassistischen und nationalistischen Spannungen. Eine streng staatlich indoktrinierte Planwirtschaft hingegen unterdrückt völlig die individuelle Bedürfnisbefriedigung. Beide radikalen Varianten der Wirtschaft führen also normalerweise zu bösen gesellschaftlichen Missständen und dienen kaum der Erhaltung bzw. Erzeugung einer lebensfreundlichen Umwelt. Eine moderne Weltwirtschaft (lokal, regional, national, international und global) wird das Kriterium umweltfreundlich erst dann verdienen, wenn sie 'unterentwickelten' Gebieten zumindest eine reale Chance auf Wohlstand und soziale Gerechtigkeit gibt. Im Zusammenhang von Markt und sozialer Gerechtigkeit verdienen nach Rolf Breitenstein besonders zwei Punkte Erwähnung:
Die Umweltprobleme, die ein rein quantitatives Wirtschaftswachstum mit sich bringt, sind inzwischen bekannt. Trotzdem werden sie häufig übersehen oder geleugnet. Zwar gilt gesellschaftspolitisch das Prinzip der Vermeidung von Umweltschäden. Dennoch heißt es in der Praxis der Konzerne und Betriebe meist: "Das Geld für den Umweltschutz müssen wir erst einmal verdienen. Erst gewinnbringend produzieren, auch wenn Schäden entstehen, dann versuchen, die Schäden wieder zu beseitigen." Ein Rezept für die Rettung von Umweltressourcen (Wasser, Luft etc.) hat die Marktwirtschaft nicht. Stattdessen bietet sie immer häufiger staatlich lizenzierte Umweltzertifikate an (blauer Umweltengel, grüner Punkt), und erinnert damit fatal an den religiösen Ablasshandel vor der Reformationszeit. Ablasshandel bedeutet - erst sündigen und dann gegen Geld freikaufen! Konkret erteilt die Marktwirtschaft also die Erlaubnis zur Umweltzerstörung und Vergiftung der Natur durch Einzelne oder gesellschaftliche Gruppen, um hinterher durch einen Preiszuschlag alle dafür bezahlen zu lassen. Gedankenlos in Kauf nehmend, dass eine ganze Reihe von Schäden auch durch Geld (Ablasszettel) nicht reparabel werden. In der Marktwirtschaft muss sich eben - um der Konkurrenz willen - jeder so gut verkaufen wie möglich, sonst wird er verkauft. Es ist bisher zu wenig beachtet worden, dass die Kehrseite dieser angeblichen ökonomischen Effizienz eine fundamentale sozialpsycho-logische Fehlorientierung ist. Denn alles was nicht über den Markt geht, also keinen Preis erzielen kann, findet auch keine gesellschaftliche Anerkennung. Das abnehmende Engagement in früher selbstverständlicher privater Kranken- und Altenpflege aufgrund ihrer niedrigen Einschätzung als unbezahlte Dienste im Vergleich zur Kommerzialisierung in Krankenhäusern und Seniorenheimen, lenkt unsere Aufmerksamkeit jetzt auf die Grundprobleme der Marktwirtschaft. Analoges gilt auch für die Ursachen von Abtreibungen und der zunehmenden Zerstörung der Institution Familie beim Erziehen der Kinder. Auch der Zustrom von Frauen in eine von Männern beherrschte Arbeitswelt dürfte weniger durch materielle Notwendigkeiten als durch den Wunsch motiviert sein, Anerkennung dort zu finden, wo sie in der Marktwirtschaft verteilt wird, nämlich am bezahlten Arbeitsplatz. Es sieht ganz so aus als müssten wir den Glanz der Marktwirtschaft mit dem Verfall von wichtigen sozialen Werten bezahlen, die nicht am Markt gehandelt werden. Soweit zur Funktionsanalyse der Marktwirtschaft durch Rolf Breitenstein. Fassen wir zusammen:
Gandhi meinte hierzu bereits vor Jahrzehnten treffend: "Es gibt immer genug für die Bedürfnisse aller, aber zuwenig für die Gier Einzelner" Milliardäre aller Länder merket auf: Die Welt und die Umwelt gehört allen - nicht nur einigen! Leiten wir schließlich die elementaren Bedürfnisse heutiger Menschen ab. Diese Grundbedürfnisse haben zugleich den Charakter von Rechten und Pflichten. Ich formuliere sie hier positiv als Rechte.
Wer von mir erwartete, dass ich diesem Kapitel nur so mit Zahlenmaterial über die Vergiftung unserer Umwelt um mich werfe um etwa zu beweisen, dass es schlimm um uns steht, dem möchte ich zu bedenken geben, dass es wichtiger ist zu wissen wann der entscheidende Tropfen das Fass zum überlaufen bringt, als dass er es tut. Es gab Zeiten da hat man die Uhren nach der Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges gestellt und sich gegenseitig Angst damit gemacht, ob die Uhr auf 5 oder gar 3 vor 12 stehen würde. In Sachen Umwelt steht unsere Uhr bereits 5 nach 12 und den vollen Crash werden wir nicht mehr abfangen können. Kaufen Sie sich ein Aquarium, setzen Pflanzen und Fische hinein, überdüngen und übervölkern sie es, und dann, dann versuchen sie die eintretende ökologische Katastrophe aufzuhalten. Na denn Prost !
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