DIE ROLLE DER GESCHICHTE UND DIE GESCHICHTE DER ROLLE Das Verhalten
eines Dinosauriers, einer Klapperschlange oder eines Krokodils ist recht
eindeutig genetisch determiniert. Bei einigen Säugetierarten, den Affen
oder gar den Menschen kommt jedoch ein weiterer
Faktor hinzu. Im Laufe der biologischen Evolution haben sich die Steuereinheiten
der Lebewesen der Dynamik ihrer Umwelt angepasst und nach und nach entsprechend
den Gegebenheiten verändert. Reduziert man die Evolution auf die Entwicklung
des Gehirns und betrachtet diese Entwicklung mit einem Küsten-Evolutionsmodell
(Wasser gegen Land und
umgekehrt), so zeigt sich, dass ähnlich wie das Meer eine zerklüftete
Felsenküste mit Überhängen und Nischen für Lebewesen aller Art erzeugen
kann, auch die Umweltbedingungen
solch einen Überhang im Gehirn geschaffen haben: das Großhirn.
Da Kriechtieren und Amphibien, wie beispielsweise einem Krokodil,
ein echtes Großhirn fehlt,
können sie nur wenige wichtige biologisch "vorprogrammierte"
Aufgaben erfüllen, also vor allem
sich fortzupflanzen oder Nahrung aufzunehmen. Affen oder gar Menschen
können dank ihres flexibler programmierbaren
Großhirns wesentlich mehr Rollen übernehmen. Die völlige
Freiheit der Rollenwahl ist jedoch auch beim Menschen aufgrund
der biologischen Voraussetzungen
nicht gegeben, denn es ist ja nicht allein
die Umwelt, die unser Verhalten bedingt. Sowohl Angeborenes als
auch Erworbenes nimmt Einfluss
auf die Verhaltensweisen der Menschen. Sicherlich
spielte die Sozialisation - das Hineinwachsen in die Gesellschaft -
eine ebenso wichtige Rolle bei der Entwicklung der Menschheit,
wie die geschichtlich alten Hirnteile,
Stamm- und Kleinhirn, nach deren Programm
die elementaren lebenserhaltenden Körperfunktionen ablaufen (- der Vergleich
mit alten und neuen Computern drängt sich auf).
SPUREN DER VERGANGENHEIT Auf der Suche
nach den Anfängen dessen, was wir heute als unsere Geschichte
bezeichnen, müssen wir nicht nur fast 5 Millionen Jahre den Pfeil
der Zeit zurückverfolgen, sondern zugleich in viel wärmeren Gegenden
nach unseren Stammeltern suchen. Glaubt man den Untersuchungen der
Archäologen, dann haben sie unsere "Wurzel-Uroma", LUCY, -
frei nach dem Beatlestitel »Lucy in the sky
with diamonds« - im Afardreieck am Horn von
Ostafrika gefunden. Was Lucy als Menschen ausweist, ist die Tatsache,
dass ihr Knie sich bereits so eindeutig von den Affen unterscheidet,
so dass ihr der nur den Menschen eigene typische aufrechte Gang
möglich war. Viele Forscher/innen hielten Lucy daher zunächst für
das langgesuchte 'Missing Link',
das bis dahin fehlende Bindeglied der Evolution
zwischen den Affen und Menschen. Leider war sie es nicht. So sucht
man weiterhin das entscheidende Glied und die Frage, ob Lucys Vater
noch Affe oder schon Mensch war,
wird wohl noch eine Weile unbeantwortet bleiben. Ein
Großteil der Verhaltensweisen früher Menschen und der Menschenaffen
unterschied sich von niedrigeren
Lebensformen dadurch, dass zum festen Überlebensprogramm
des Klein- und Stammhirns ein immer größer gewordener freier
Speicher - das Großhirn - zur Verfügung stand.
Zwar lassen sich anatomische Veränderungen, nachlassende Körperbehaarung, Änderungen der Hautfarbe usw. leicht durch notwendige Anpassungen an Klimaschwankungen, Einflüsse des Biotops oder wachsenden Populationsdruck erklären, der die Ausbreitung der Menschen in neue Lebensräume wie die Savannen Afrikas bewirkte. Warum sich aber der frei nutzbare Speicher im Gehirn vergrößerte und der Spezies Mensch damit zu einem erweiterten Aktionsrahmen verhalf, lässt durchaus wilde Spekulationen zu. Jedoch geschieht noch heute analoges in der Computertechnik. So erhöhte sich in den 80ziger Jahren nach und nach die Speicherkapazität der Computer geradezu explosionsartig. Von anfänglich mageren 64 KB Hauptspeicher auf bald 1, 2, 4, 8 oder noch mehr Megabyte. 2001 sind 512 Megabyte Speicher-RAM keine Seltenheit mehr Selbst Grafikkarten besitzen immer öfter 32000 KB eigenes RAM. Das Wechselspiel zwischen ökonomischem Zwang und Veränderung der Bedürfnisse ist heute die Ursache für den Speicherzuwachs in den Rechnerhirnen. Die Wirkungszusammenhänge, die zu einer Vergrößerung der menschlichen Hirnmasse führten, müssen wohl komplexerer Natur gewesen sein, aber grundsätzlich handelt es sich um ein Parallelphänomen. Möglicherweise ist die Expansion des menschlichen Gehirns jedoch nichts weiter als eine Art Notwehrreaktion auf veränderte Umweltbedingungen gewesen. Biologen nennen so etwas Anpassungsdruck. Warum haben die Menschenaffen also ihren natürlichen Lebensraum verlassen ? Es ist müßig darüber zu streiten ob hier eher unsere Erbmasse oder mehr Änderungen im natürlichen Lebensraum als Ursache in Frage kommen. Tatsache ist, dass die natürliche Umwelt die Menschen zwar forderte, aber nicht die Teile des Hirns voll auslastete, die so über freie Kapazitäten verfügten. Dies führte vor allem auch zur Verstärkung der menschlichen Neugier. Eine Neugier, die auch heute noch anhält, einfach dadurch bedingt, dass - wie die Gehirnforschung gezeigt hat - die riesige Menge an Nervenzellen nicht einmal zu 50% benutzt wird. Prinzipiell gibt es Neugier bei Katzen, Fischen, sogar Mimosen oder der Venusfliegenfalle ebenso, der eigentliche Unterschied ist aber, dass Neugier bei den genannten Lebensformen viel stärker mechanistischer Art ist und die Betonung mehr auf der kurzfristigen Lebenserhaltung liegt, nicht jedoch auf dem Aspekt der Wandlung, dem Neuen. Die Neugier der Menschen sowohl als Individuum als auch ganzer Gruppen bis hin zur globalen Gemeinschaft trägt immer noch selbstverstärkenden Charakter. Einen exemplarischen Beweis für die Entwicklung von Geschichte durch Neugier können wir an der frühen Astronomie bis zur Kopernikanischen Revolution verfolgen. (Quelle: ASTRO II von Gigasoft/DOS-Programm)
Abb. 5.1: Entwicklung der frühen Astronomie Mag sein, dass
ein Teil der Entdeckungen und
Erkenntnisse der antiken und mittelalterlichen Astronomie direkt oder
indirekt durch wirtschaftliche Zwänge zustande kamen, dennoch verdanken
wir den größeren Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse der
gnadenlosen Neugier der Menschen. Ohne die Lust neue Ufer zu
entdecken, neue Wahrheiten zu erforschen und diese in alle Welt
auszuposaunen, wäre Kolumbus wohl nie losgezogen, Galileo hätte nie
sein trotziges "und sie dreht sich doch" von sich gegeben
und Martin Luther hätte nie versucht Interpretationen seiner
Heiligkeit in Frage zu stellen. Aus
der naiven Neugier wurde so im Laufe der Jahrtausende nach und nach die Fähigkeit zur Kritik
der Vernunft bis heute zum Beginn des 3. Jahrtausend daraus eine
systematische Grundlagenforschung erwachsen ist, die mit großen
Investitionen unsere schier maßlos gewordene Neugier vorantreibt. Diese Selbstverstärkung kann
nur langfristiger Entwicklung dienen. Etwa dem Überleben des
biologischen Lebens an sich, der Intelligenz überhaupt oder kosmischer
Kooperation. Stellen wir uns einfach vor, dass es uns dank unserer
Neugier gelingt Methoden zu entwickeln, die etwa den sicher kommenden
nächsten Kometen- oder Großmeteoriteneinschlag verhindern könnten und
damit die Menschen im Unterschied zu den Sauriern vor dem Aussterben
bewahren würden. Wie kam es nun eigentlich zur Selbstverstärkung von Neugier und weshalb eroberten die Menschen die Erde ? Ursache ist das Überschreiten einer kritischen Masse Gehirn - genauer gesagt: die Überschreitung eines minimalen Vernetzungsfaktors parallel zur Überschreitung einer notwendigen Mindestmasse des Gehirns (Kann jemand nachweisen, dass diese These nicht stimmt ?!). Falsch ist hingegen die Annahme der These, dass der Wandel der menschlichen Verhaltensmuster (vom Dschungelbewohner zum Nomaden, zur Sesshaftigkeit und letztlich zur Eroberung der ganzen Erdoberfläche...) in den Kleingruppen, wie sie damals existierten, allein durch den notwendigerweise entstehenden gesellschaftlichen Druck oder ausschließlich durch die Änderung von Umweltbedingungen entstanden ist. Genauso falsch ist die Annahme, dass der gesellschaftliche Wandel nur ein Ergebnis eines mangelhaften genetischen Programms sei. Erst die Potenzierung des Faktors Neugier, bedingt durch den vorhandenen freien Speicher (und umgekehrt ?) hat eine Art Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren Ende der heutige Mensch, der 'Homo technologikus' und leider auch die 'technokratische Atombombengesellschaft' steht.
EINE SCHÖNE GESELLSCHAFT
Bei dem Versuch die biologische Evolution von der
Geschichte der Menschheit zu trennen, tun wir uns, dank einer
amerikanischen Untersuchung, wesentlich leichter, als zu erwarten war.
Untersuchungen der Nachgeburten amerikanischer Mütter, verbunden mit
Nachforschungen zu deren genetischen Wurzeln und den
Familienstammbäumen kommen zu dem Ergebnis, dass alle heute lebenden Menschen, völlig unabhängig von ihrer
Rasse
eine gemeinsame Stamm-Urmutter vor ca. 280 000 Jahren hatten. Damit
sind wir alle verwandt! Mit dieser Konsequenz lassen sich nicht nur
ganze Schulklassen erschrecken auch eine ganze Reihe erwachsener Menschen
können sich nicht vorstellen, dass ein "rabenschwarzer Mohr"
aus Zentralafrika mit den
Bleichgesichtern des hohen Nordens verwandt sein soll. Dabei ist doch alles so einfach:
Betrachten wir die Ereignisse der letzten maximal 10000 Jahre und die Veränderungen der Tierrassen und
Pflanzenarten. Manipulationen der Lebensbedingungen
sowie gezielte züchterische Auslese und Kreuzungsversuche haben aus
manch einer Tierart genetische Krüppel, allen Bedenken zum
Trotz, als lebensfähige Form hervorgebracht. Wenn es in wenigen Jahrtausenden
möglich war manch einer Hunderasse das Fell ausgehen zu lassen,
warum sollte es dann nicht möglich gewesen sein in immerhin drei Jahrhunderttausenden den Menschen die
Farbpigmente zu entziehen oder aus gewöhnlichen Augen mandelförmige
Schlitzaugen zu bilden ? Schließlich hat sich sogar die
durchschnittliche Körpergröße der Menschen aus den Industrienationen
in weniger als drei Generationen erheblich erhöht. Bedarf es weiterer
sichtbarer Beispiele der Evolution ? Ich meine nicht. Wir können, ja
wir müssen, als feststehende Tatsache akzeptieren, dass wir alle
irgendwie verwandt sind. Welche
Folgen hat nun unsere Verwandtschaft auf das Verhalten der verschiedenen
Subgesellschaften ? Merkwürdigerweise
keine, die bei der Beobachtung durch Außenstehende - das
müssen nicht irgendwelche höherstehenden außerirdische oder
göttliche Intelligenzyen sein - auf wirkliche Vernunft bei der 'Tierart Mensch'
schließen lassen. Ja sind wir nicht sogar die dümmste aller Tierarten
überhaupt ?
Dies waren nur die härtesten Argumente, die sich aus der Geschichte der Menschen ablesen lassen. Eine ganze Reihe subtilerer Argumente ließe sich locker finden. Solange wir Menschen nicht einmal in der Lage sind, selbst in der kleinsten menschlichen Subgesellschaft, der Familie, ohne gegenseitigen Mord auszukommen - die biblischen Gestalten Kain und Abel mögen mir als Zeugen dienen - und stattdessen über Jahrtausende hinweg lediglich die Mordtechniken verfeinert haben, solange haben wir moralisch nicht das Recht uns als intelligent oder gar gleichberechtigt im Konzert einer größeren Gesellschaft, der 'kosmischen Gesellschaft', zu bezeichnen. Dass wir nicht alleine im All sind, ist relativ wahrscheinlich, es wurden hierzu wiederholt interessante Berechnungen angestellt. Viele unserer heutigen Verhaltensweisen, waren vor Hunderttausenden von Jahren sehr erfolgreich, wie das Überleben des Menschentyps, der auf unsere Wurzel-Ur-Oma vor rund 300000 Jahren zurückgeht, beweist. Ob meine oder ihre Mutter in 300000 Jahren die genetisch noch erfolgreiche sein wird ist offen. Ob allerdings eine genetische Monokultur überhaupt noch in ferner Zukunft ein erfolgreiches Überleben garantieren kann erscheint ohnehin zweifelhaft. Ebenso fragwürdig bleibt, ob aus der ironisch gemeinten "schönen Gesellschaft" eine wirklich 'schöne Gesellschaft' wird. Jedenfalls müssen wir bis dahin die verinnerlichte Neandertalerstrategie ablegen, sonst werden wir genau da enden wo die Neandertaler auch geendet sind, im erdgeschichtlichen AUS !
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts hat uns zwei Weltkriege, den Korea-, den Vietnam- und den Krieg in Afghanistan geliefert, dazu ein Fülle von sogenannten 'Stellvertreterkriegen', blutige Rebellionen, Bürgerkriege, sowie ein Kette von Nahostkriegen, deren letzter trauriger Höhepunkt, der Golfkrieg, im Jahre 1991 gerade beendet wurde und heute schon wieder (2000) vom Balkankrieg überholt wurde. Hat die Menschheit eigentlich nichts aus ihrer Geschichte gelernt ? Musste denn der II. Weltkrieg zwangsläufig dem I. Weltkrieg folgen ? Ist der III. Weltkrieg unausweichlich ? Frustrierende Fragen, die beim Blick auf die Weltgeschichte gestellt werden können. Bert Brecht beschreibt die kriegerische Logik der letzten 10000 Jahre Menschheitsgeschichte schaurig schön und leider treffend:
*
ich gehe davon aus, dass sie wissen was unter der
literarischen Technik
Wie bei der biologischen Evolution ist auch die
Entwicklung menschlichen Kulturen von interaktiven Faktoren (Kampf/
Krieg ?)
bestimmt, deren Synthesen die aktuelle Situation der Menschheit bestimmen. Haben
wir
im Zusammenhang mit Evolution bisher von Isolation und Attraktion gesprochen, so können wir hier
Erfahrung und Fortschritt als treibende Faktoren
herausfiltern. Jeder ist ein Opfer seiner Sozialisation, in dem Sinne, dass
Er und Sie durch gesellschaftlichen Bedingungen (Familie, Schule, Beruf usw.) so geprägt
werden, dass etwa ein armes Kind (Homeboy) aus Los Angeles, das plötzlich Millionär wird, sich noch lange unbewusst
duckt, wenn ein langsam fahrender Chevy die Straße entlang kommt.
Einen letzten Beweis für die Klammerwirkung der Sozialisation liefert
die Comic-Industrie, deren ganze Attraktion darin besteht gesellschaftliche
Rituale in witziger, überhöhter und visionärer Form attraktiv
(zum Zwecke des Verkaufs) darzubieten. Nehmen wir den Multimilliardär
Dagobert Duck, der in harten Zeiten als arme Ente auf die
Welt kam und in jungen Jahren versucht durch fleißiges Graben nach Gold sein Glück zu machen. Nachdem er
es endlich geschafft hat und sich auf
seinen Multimilliarden ausruhen könnte, verhält er sich selbst im hohen Alter
immer noch wie zu seinen
Kindertagen, er scheffelt und scheffelt
Geld. Dagobert Duck ist ein typisches Opfer seiner Sozialisation - sein
Geiz ist geprägt durch die Erziehung der gesellschaftlichen und
natürlichen Bedingungen. Brendan O'Regan stellt in dem Buch »The Aquarian Conspiracy« die Leistungen des alten Paradigmas, den Leistungen gegenüber, die vom neuen Paradigma erwartet werden. Die folgende Tabelle (mit eigenen Ergänzungen) zeigt dies in verkürzter Form:
Abb. 5.2: Altes und neues Paradigma im Vergleich *1) Intuition = AnaLogik! Analogik wird von der bloßen Vorstufe der Logik (z.B. Vorahnung eines Ereignisses, Erahnung eines Grundes bzw. des Zustandes eines Sachverhaltes) zur vergleichenden oder gar strukturvergleichenden Logik - im Kapitel NEXIAL habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Analogik ein mächtiges Werkzeug zum Verständnis kosmischer Vorgänge sein kann. Als Meister der Analogik hat sich übrigens Douglas R. Hofstadter (Gödel, Escher, Bach & Metamagicum) erwiesen - bei der Entwicklung von KI (Künstlicher Intelligenz) bedarf es der ganzen Kunst der Analogik -, während alle Sozialdarwinisten als klassisches Beispiel für eine stümperhafte Anwendung der Analogik stehen - Rassismus, das Gegenstück zur biologischen Evolution, die totale Fehlanalyse - erfreulicherweise haben die vermeintlichen "Untermenschen" Juden, Neger, aber auch Behinderte, Homosexuelle und ethnische Minderheiten die mörderischen Angriffe der Rassisten im Kern überlebt. Die Menschheit wird sie alle noch dringend benötigen. *2) Nexialistik
beinhaltet neben einer ganzheitlichen Betrachtung der Welt (analytisch/
synthetisch/ thesisch/ antithesich) auch eine polytechnische
Vielfalt der Methoden und Werkzeuge beim Lösen von
Problemen. Verfolgen wir
die Wurzeln dieses neuen Weltbildes, so landen wir bei der Rebellion
der Jugend in den 60ziger Jahren, bei Flower Power, Emanzipation,
Kriegsdienstverweigerung und Friedensforschung, Esoterik und anderen
sanften Phänomenen. Schauen wir abschließend auf die letzten drei Jahre
der Geschichte, so muss trotz lustiger Ansätze - die deutsche Wiedervereinigung, der Vision
eines europäischen
Friede-Freude-Eierkuchens und der Auflösung des 'Reich
des Bösen' (n.Ronald Reagan) - konstatiert werden, dass Capras
»Wendezeit« zur Miniwende
verkümmert. Allerdings bestehen diese Ansätze eben doch noch.
Auch wenn die ab 1992 jährlich in Berlin stattfindende LOVEPARADE - just unter dem Motto "Friede-Freude-Eierkuchen"-
von der Polizei nicht als
politische Demonstration anerkannt wird, kann sie trotz Kommerz als ein weiteres (schwaches ?) Zeichen
(muss das Zeichen nicht sogar schwach sein
? - wie die kleine Quantenfluktuation vor dem Urknall !) gedeutet werden.
Eines
der Hauptprobleme des neuen Weltbildes ist, dass es wieder einmal zur bloßen Gegenreaktion im
antithesischen Sinne gemacht wird, während das
wirklich neue Paradigma synthesischen Charakter (auch synthetischen Charakter; sprich: Roboter &
Co.) haben muss bzw. schon hat, und unter keinen
Umständen zur bloßen Antithese degenerieren darf. Sollte dies geschehen,
sind wir wieder da wo die Menschheitsgeschichte schon oft war -
beim nächsten Sprung in der Geschichte (Männer voran - Fortschritt ade! - auweia). Die
Unterdrücker unterdrücken die Unterdrückten,
Dieses Hü Hott der Geschichte scheint auf eine Endlosschleife programmiert. Auch Erich Fromm, moderner Meister der Dialektik, diagnostiziert in seinem Werk »Haben oder Sein« exakt den Trip auf der historischen Achterbahn: "Was für den Krieg zwischen den Völkern gilt, ist ebenso gültig für den Klassenkampf. Es gab den Kampf zwischen den Klassen, zwischen den Ausbeutern und den Ausgebeuteten, in Gesellschaften, die auf dem Prinzip der Habgier begründet waren, immer schon. Es gab ihn dort nicht, wo es keine Ausbeutung gab, weil sie wirtschaftlich nicht möglich war. Aber notwendigerweise gibt es in jeder Gesellschaft, sogar in der reichsten, Klassen, wenn die Orientierung auf das Haben hin vorherrscht. Setzt man grenzenlose Bedürfnisse voraus, kann selbst die ausgedehnteste Produktion nicht Schritt halten mit den Phantasievorstellungen, mehr zu haben als die anderen. Notwendigerweise werden die, die vermeintlich stärker, klüger oder durch irgendwelche Umstände begünstigt sind, versuchen, sich eine Vorrangstellung zu sichern, und sie werden mit Zwang und Gewalt oder durch Suggestion versuchen, die zu übervorteilen, die weniger Macht haben als sie." Machen wir uns nichts vor - die modernste und effektivste Form der Sicherung von Macht (durch Suggestion) ist die der Werbung. Wo wir auch hinschauen - Werbung, Werbung, Werbung. Bedürfnisweckende Propaganda - massiv und penetrant - wie sexuelle Belästigung. Folglich trifft Fromm genau: "Unterdrückte Klassen werden ihre Beherrscher stürzen, um selbst Herrscher zu werden, und so endlos weiter. Der Klassenkampf kann mildere Formen annehmen, aber er kann nicht aufhören, solange Habgier das Herz des Menschen beherrscht. Die Vorstellung einer klassenlosen Gesellschaft in einer sogenannten sozialistischen Welt, die vom Geist der Habgier voll ist, ist ebenso illusionär - und gefährlich - wie die Idee eines immerwährenden Friedens zwischen habgierigen Völkern." Wie aber stellen wir Krieg durch Habgier den Strom ab ?
STOP THE VIOLENCE Wer "Frieden" durch Krieg schafft hat nichts geschafft. Natürlich schafft Gewalt Gegengewalt und auch nach 40 Jahren 'Beinahe Frieden' auf der nördlichen Hemisphäre ist die Militarisierung der Gesellschaft offensichtlich jederzeit wieder möglich. Die Gespenster der dreißiger Jahre tauchen unvermittelt wieder auf und verfolgen uns bis in den Schlaf. Einige FriedensexpertInnen bezeichnen den Krieg als selbsterhaltendes System und es ist zu befürchten, dass je länger der Krieg schläft, er umso brutaler zurück schlägt. Michael Salewski, der in seinem Buch »Zeitgeist und Zeitmaschine« (Science Fiktion und Geschichte) eine vortreffliche Analyse des Krieges erstellt, weiß es; viele wissen es, auch viele Erwachsene und Jugendliche wissen es: "Der Krieg ist der Lehrmeister des Friedens!". Wenn wir nur nicht so vergesslich wären! Gegen die Gedächtnislücken der Menschen kann man Filme drehen »Die weiße Rose«, mit Radio und TV-Spots "Gegen Ausländerfeindlichkeit" werben oder Zeichen setzen "Lichterketten gegen Hass, Faschismus und Gewalt....". Doch Kids - so leid mir das tut - es reicht nicht wenn ihr STOP THE VIOLENCE an Hauswände sprüht. Es muss schon ein bisschen mehr sein.
STOP THE VIOLENCE WITH INTELLIGENCE
Dem Krieg können wir nur mit unserer Intelligenz den Dampf ablassen und das heißt erst mal LERNEN LERNEN LERNEN LERNEN LERNEN LERNEN
LERNEN LERNEN ! LERNEN LERNEN, LERNEN LERNEN. LERNEN enthält immer noch selbstverstärkenden Charakter, dank unserer Neugier auf MIR (= Frieden). Den Berufskriegern der Welt muss klar werden, dass es Attraktiveres gibt als Gewalt anwenden. Im Sinne einer nexialen Vorgehensweise, gilt es zunächst, die dialektischen Pole zu erkennen und bloßzustellen. Dann sollte uns klar werden, dass Pazifismus nicht das Heilmittel vom Krieg ist, sondern die Kooperation. Wer aber fähig zur Kooperation sein will, muss unbedingt die Spielarten der Kommunikation verstehen. |