Sprungleiste




G E S C H I C H T E

 

 

DIE ROLLE DER GESCHICHTE UND DIE GESCHICHTE DER ROLLE

Das Verhalten eines Dinosauriers, einer Klapperschlange oder eines Krokodils ist recht eindeutig genetisch determiniert. Bei einigen Säugetierarten, den Affen oder gar den Menschen kommt jedoch ein weiterer Faktor hinzu. Im Laufe der biologischen Evolution haben sich die Steuereinheiten der Lebewesen der Dynamik ihrer Umwelt angepasst und nach und nach entsprechend den Gegebenheiten verändert. Reduziert man die Evolution auf die Entwicklung des Gehirns und betrachtet diese Entwicklung mit einem Küsten-Evolutionsmodell (Wasser gegen Land und umgekehrt), so zeigt sich, dass ähnlich wie das Meer eine zerklüftete Felsenküste mit Überhängen und Nischen für Lebewesen aller Art erzeugen kann, auch die Umweltbedingungen solch einen Überhang im Gehirn geschaffen haben: das Großhirn. Da Kriechtieren und Amphibien, wie beispielsweise einem Krokodil,  ein echtes Großhirn fehlt, können sie nur wenige wichtige biologisch "vorprogrammierte" Aufgaben erfüllen, also vor allem sich fortzupflanzen oder Nahrung aufzunehmen. Affen oder gar Menschen können dank ihres flexibler programmierbaren Großhirns wesentlich mehr Rollen übernehmen. Die völlige Freiheit der Rollenwahl ist jedoch auch beim Menschen aufgrund der biologischen Voraussetzungen nicht gegeben, denn es ist ja nicht allein die Umwelt, die unser Verhalten bedingt. Sowohl Angeborenes als auch Erworbenes nimmt Einfluss auf die Verhaltensweisen der Menschen. Sicherlich spielte die Sozialisation - das Hineinwachsen in die Gesellschaft - eine ebenso wichtige Rolle bei der Entwicklung der Menschheit, wie die geschichtlich alten Hirnteile, Stamm- und Kleinhirn, nach deren Programm die elementaren lebenserhaltenden Körperfunktionen ablaufen (- der Vergleich mit alten und neuen Computern drängt sich auf).  

Die Art und Weise wie Kinder in ihrer gesellschaftlichen Umwelt aufwachsen wirkt prägend für das gesamte Leben und hinterlässt auch im Laufe der
Generationen genetische Spuren. Die Entwicklung der Vielfalt möglichen Rollenverhaltens ist also neben dem genetisch determinierten Programm, der zweite entscheidende Faktor, der die Grundlage der heutigen Weltgesellschaft bildet. Die fehlende Flexibilität der klassischen Teile des Hirns führt jedoch häufig zu einem Verhalten der Menschen, das in der Steinzeit zwar das Überleben sicherte, aber heute zunehmend Probleme produziert. Die Entwicklung der Fähigkeit Rollen zu füllen und zu erfüllen spiegelt die Sozialisation der Menschheit, das Hineinwachsen der Menschen in das Großsystem Erde wieder. Wenn wir aber wissen wollen warum die Geschichte der Weltgesellschaft so verlaufen ist und wie die Zukunft der Menschheitsgeschichte aussehen wird, müssen wir untersuchen, welche Rolle diese beiden Faktoren in der Vergangenheit der Menschen spielten.

 

 

SPUREN DER VERGANGENHEIT

Auf der Suche nach den Anfängen dessen, was wir heute als unsere Geschichte bezeichnen, müssen wir nicht nur fast 5 Millionen Jahre den Pfeil der Zeit zurückverfolgen, sondern zugleich in viel wärmeren Gegenden nach unseren Stammeltern suchen. Glaubt man den Untersuchungen der Archäologen, dann haben sie unsere "Wurzel-Uroma", LUCY, - frei nach dem Beatlestitel »Lucy in the sky with diamonds«  - im Afardreieck am Horn von Ostafrika gefunden. Was Lucy als Menschen ausweist, ist die Tatsache, dass ihr Knie sich bereits so eindeutig von den Affen unterscheidet, so dass ihr der nur den Menschen eigene typische aufrechte Gang möglich war. Viele Forscher/innen hielten Lucy daher zunächst für das langgesuchte 'Missing Link', das bis dahin fehlende Bindeglied der Evolution zwischen den Affen und Menschen. Leider war sie es nicht. So sucht man weiterhin das entscheidende Glied und die Frage, ob Lucys Vater noch Affe oder schon Mensch war, wird wohl noch eine Weile unbeantwortet bleiben. Ein Großteil der Verhaltensweisen früher Menschen und der Menschenaffen unterschied sich von niedrigeren Lebensformen dadurch, dass zum festen Überlebensprogramm des Klein- und Stammhirns ein immer größer gewordener freier Speicher - das Großhirn - zur Verfügung stand.  
Zwei wichtige Fragen drängen sich auf:
 

  • Warum wurde der freie Speicher im menschlichen Gehirn immer größer ? 

  • Wie haben die frühen Menschen ihren frisch gewonnenen freien Speicher genutzt ?  

Zwar lassen sich anatomische Veränderungen, nachlassende Körperbehaarung, Änderungen der Hautfarbe usw. leicht durch notwendige Anpassungen an Klimaschwankungen, Einflüsse des Biotops oder wachsenden Populationsdruck erklären, der die Ausbreitung der Menschen in neue Lebensräume wie die Savannen Afrikas bewirkte. Warum sich aber der frei nutzbare Speicher im Gehirn vergrößerte und der Spezies Mensch damit zu einem erweiterten Aktionsrahmen verhalf, lässt durchaus wilde Spekulationen zu. Jedoch geschieht noch heute analoges in der Computertechnik. So erhöhte sich in den 80ziger Jahren nach und nach die Speicherkapazität der Computer geradezu explosionsartig. Von anfänglich mageren 64 KB Hauptspeicher auf bald 1, 2, 4, 8 oder noch mehr Megabyte. 2001 sind 512 Megabyte Speicher-RAM keine Seltenheit mehr  Selbst Grafikkarten besitzen immer öfter 32000 KB eigenes RAM. Das Wechselspiel zwischen ökonomischem Zwang und Veränderung der Bedürfnisse ist heute die Ursache für den Speicherzuwachs in den Rechnerhirnen.  Die Wirkungszusammenhänge, die zu einer Vergrößerung der menschlichen Hirnmasse führten, müssen wohl komplexerer Natur gewesen sein, aber grundsätzlich handelt es sich um ein Parallelphänomen. Möglicherweise ist die Expansion des menschlichen Gehirns jedoch nichts weiter als eine Art Notwehrreaktion auf veränderte Umweltbedingungen gewesen. Biologen nennen so etwas Anpassungsdruck. Warum haben die Menschenaffen also ihren natürlichen Lebensraum verlassen ? Es ist müßig darüber zu streiten ob hier eher unsere Erbmasse oder mehr Änderungen im natürlichen Lebensraum als Ursache in Frage kommen. Tatsache ist, dass die natürliche Umwelt die Menschen zwar forderte, aber nicht die Teile des Hirns voll auslastete, die so über freie Kapazitäten verfügten. Dies führte vor allem auch zur Verstärkung der menschlichen Neugier. Eine Neugier, die auch heute noch anhält, einfach dadurch bedingt, dass - wie die Gehirnforschung gezeigt hat - die riesige Menge an Nervenzellen nicht einmal zu 50% benutzt wird. Prinzipiell gibt es Neugier bei Katzen, Fischen, sogar Mimosen oder der Venusfliegenfalle ebenso, der eigentliche Unterschied ist aber, dass Neugier bei den genannten Lebensformen viel stärker mechanistischer Art ist und die Betonung mehr auf der kurzfristigen Lebenserhaltung liegt, nicht jedoch auf dem Aspekt der Wandlung, dem Neuen. 

Die Neugier der Menschen sowohl als Individuum als auch ganzer Gruppen bis hin zur globalen Gemeinschaft trägt immer noch selbstverstärkenden Charakter. Einen exemplarischen Beweis für die Entwicklung von Geschichte durch Neugier können  wir an der frühen Astronomie bis zur Kopernikanischen Revolution verfolgen. (Quelle: ASTRO II von Gigasoft/DOS-Programm) 

Beschreibung der Entwicklungen 
in der frühen Astronomie

Entdeckungen & Erkenntnisse

 ... die ältesten astronomischen Zeugnisse stammen von bekannten alten Hochkulturen. Von der bereits recht hoch entwickelten Kunst der Sternbeobachtung zeugt die in ältesten Schriftdokumenten feststellbare Aufzeichnung eines Kalenders (z.B. Hilfe in Ackerbau und Viehzucht ). Die Ägypter, die sonst vorwiegend die Sonne verehren, setzen der Bedeutung der Nilflut entsprechend, neben ihr Sonnenjahr von 365 Tagen das Sothis-Jahr. Das Kalenderjahr beginnt stets mit dem ersten Erscheinen des Sirius am Morgenhimmel. Spätestens im 3.Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung wird erkannt, dass sich das Wiedererscheinen des Sirius alle 4 Jahre um einen Tag verschiebt. Wenn der erstmalige Morgenaufgang des Sirius einmal mit der Sonnenwende und Siriusverschiebung der Nilflut zusammenfällt, wie es um 3000 v.u.Z. der Fall war, so geschieht dies erst wieder 1461 Sonnenjahre oder 1460 Sothis-jahre später. Auf diese Weise wird die Länge eines Jahres mit 365,25  Tagen sehr genau festgestellt. Dennoch erreicht die Astronomie in Ägypten nicht die Tiefe und Wissensfülle wie bei den Babyloniern. Eine der bedeutendsten Leistungen der babylonischen Astronomie ist die ins 3.Jahrtausend v.u.Z. fallende Auffindung der als Saros-Zyklus bezeichneten  Wiederkehrperiode der Finsternisse von 18 Jahren und 11,3 Tagen. Die richtige Vorhersage einer Mond-  bzw. Sonnenfinsternis steigerte damals natürlich  das Ansehen der Priester. Auch die Einteilung des Jahres in 12 Monate zu je 30 Tagen und die Einteilung des Tages in 24 Stunden geht auf Babylonien zurück. Vieles deutet darauf hin, dass die Astronomie der ältesten Kulturen in Mittelamerika ( Mexiko, Guatemala ) eine ähnliche hohe Stufe erreicht hat  wie in der alten Welt. Maya-Astronomen beobachteten  von hohen Pyramiden aus den Lauf der Gestirne und spezielle Planetenkonstellationen. Bei den Griechen stellt die Erde eine auf dem Wasser schwimmende Scheibe dar mit dem Olymp im Zentrum. Erst vom Ende  des 6.Jahrhunderts v.u.Z. setzt sich in Griechenland die Erkenntnis durch, dass die Erde Kugelgestalt haben müsste. Im antiken Griechenland gelangt die Astronomie zu ihrer ersten großen Blüte, wenngleich einige der damaligen kosmischen Vorstellungen dem heutigen Betrachter geradezu absurd erscheinen müssen. Zum Beispiel THALES VON MILET (624-546 v.u.Z.), der Vater der griechischen Mathematik, sieht das Wasser als Grundstoff an, aus dem sich alles Andere entwickelt. PYTHAGORAS VON SAMOS (580-497 v.u.Z.) war der erste der die Erde als Kugel in den Mittelpunkt stellte. Sonne, Mond, Planeten und die Fixsterne bewegen sich auf Kreisbahnen um die ruhende Erde. In direktem Gegensatz zu den Pythagoreern sagt PLATON (427 -347 v.u.Z.): Alle Himmelskörper bewegen sich  mit gleichbleibender Geschwindigkeit auf  idealen Kreisbahnen ! ARISTOTELES (315-240)  greift Platons Gedanken auf und konkretisiert  ihn: Während auf der Erde jede Bewegung einen Anfang und ein Ende habe, sei am Himmel die ewige Kreisbewegung als natürliche Bewegung anzusehen. (Er kannte den Begriff Reibung nicht, so dass ihm auch der Trägheitssatz nicht geläufig war) Eine äußerst bemerkenswerte Theorie entwirft der Pythagoreer HERRKLEIDES VON PONTOS (388-315 v.u.Z.), der als erster die Bewegung der Gestirne durch die Drehung der Erde um ihre Achse erklärt.  Den letzten Schritt vollzieht ARISTARCH VON SAMOS (315-240 v.u.Z.). Er zeichnet sich aus durch höchste Genauigkeit bei seinen Messungen und ist  als großer Wissenschaftler auch weit über seine Zeit hinaus anerkannt. Er setzte die Sonne ins Zentrum, die Planeten bewegen sich um die Sonne.  Der Mond leuchtet nicht selbst, er kreist um die Erde und zeigt seine Phasen aufgrund der  Beleuchtung durch die Sonne. Aristarch stirbt, ohne namhafte Verfechter seiner Lehre zu hinterlassen. Das PTOLEMÄISCHE WELTBILD (geozentrisches Weltbild) stellt das Astronomische Vermächtnis der Antike dar. Während das Mittelalter in Europa eine für die Wissenschaft dunkle Epoche darstellt, führen die Araber die Astronomie der griechischen Antike fort. Noch heute weisen die vielen arabischen Sternnamen wie Riegel, Aldebaran, Deneb u.s.w. auf den arabischen Beitrag zu dieser Wissenschaft hin. Im Laufe des 11. und 12. Jhrd. kommt jedoch starke Kritik an der ptolemäischen Epizykeltheorie auf. In Europa wird um das Jahr 1000 die Kugelgestalt der Erde wieder allgemein anerkannt. Als ab dem 12. Jahrhundert die großen Werke der griechischen Antike über die Araber nach Europa gelangen, kommt allmählich etwas Bewegung in die dort erstarrte Astronomie.

Kalender

Rolle des
 Mondes bei
Ebbe und Flut

 

 

 

genaue Jahreslänge

 

Periodische Wiederkehr 
der Finsternisse von Sonne 
und Mond

Sternbilderbewegungen
Konstellationen

Weltmodell

Erde eine Kugel

 

Bahnen 
der Planeten
 
Kreisbahnen

Theorie 
Erddrehung

 

Messtechnik

Bewegung der Planeten um die Sonne


Mond kein Selbstleuchter

wachsende Kritikfähigkeit 

Abb. 5.1:  Entwicklung der frühen Astronomie 

Mag sein, dass ein Teil der Entdeckungen und Erkenntnisse der antiken und mittelalterlichen Astronomie direkt oder indirekt durch wirtschaftliche Zwänge zustande kamen, dennoch verdanken wir den größeren Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse der gnadenlosen Neugier der Menschen. Ohne die Lust neue Ufer zu entdecken, neue Wahrheiten zu erforschen und diese in alle Welt auszuposaunen, wäre Kolumbus wohl nie losgezogen, Galileo hätte nie sein trotziges "und sie dreht sich doch" von sich gegeben und Martin Luther hätte nie versucht Interpretationen seiner Heiligkeit in Frage zu stellen. Aus der naiven Neugier wurde so im Laufe der Jahrtausende nach und nach die Fähigkeit zur Kritik der Vernunft bis heute zum Beginn des 3. Jahrtausend daraus eine systematische Grundlagenforschung erwachsen ist, die mit großen Investitionen unsere schier maßlos gewordene Neugier vorantreibt. Diese Selbstverstärkung kann nur langfristiger Entwicklung dienen. Etwa dem Überleben des biologischen Lebens an sich, der Intelligenz überhaupt oder kosmischer Kooperation. Stellen wir uns einfach vor, dass es uns dank unserer Neugier gelingt Methoden zu entwickeln, die etwa den sicher kommenden nächsten Kometen- oder Großmeteoriteneinschlag verhindern könnten und damit die Menschen im Unterschied zu den Sauriern vor dem Aussterben bewahren würden.

Wie kam es nun eigentlich zur Selbstverstärkung von Neugier und weshalb eroberten die Menschen die Erde ? Ursache ist das Überschreiten einer kritischen Masse Gehirn - genauer gesagt: die Überschreitung eines minimalen Vernetzungsfaktors parallel zur Überschreitung einer notwendigen Mindestmasse des Gehirns (Kann jemand nachweisen, dass diese These nicht stimmt ?!). Falsch ist hingegen die Annahme der These, dass der Wandel der menschlichen Verhaltensmuster (vom Dschungelbewohner zum Nomaden, zur Sesshaftigkeit und letztlich zur Eroberung der ganzen Erdoberfläche...) in den Kleingruppen, wie sie damals existierten, allein durch den notwendigerweise entstehenden gesellschaftlichen Druck oder ausschließlich durch die Änderung von Umweltbedingungen entstanden ist. Genauso falsch ist die Annahme, dass der gesellschaftliche Wandel nur ein Ergebnis eines mangelhaften genetischen Programms sei. Erst die Potenzierung des Faktors Neugier, bedingt durch den vorhandenen freien Speicher (und umgekehrt ?) hat eine Art Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren Ende der heutige Mensch, der 'Homo technologikus' und leider auch die 'technokratische Atombombengesellschaft' steht.

 

EINE SCHÖNE GESELLSCHAFT

Bei dem Versuch die biologische Evolution von der Geschichte der Menschheit zu trennen, tun wir uns, dank einer amerikanischen Untersuchung, wesentlich leichter, als zu erwarten war. Untersuchungen der Nachgeburten amerikanischer Mütter, verbunden mit Nachforschungen zu deren genetischen Wurzeln und den Familienstammbäumen kommen zu dem Ergebnis, dass alle heute lebenden Menschen, völlig unabhängig von ihrer Rasse eine gemeinsame Stamm-Urmutter vor ca. 280 000 Jahren hatten. Damit sind wir alle verwandt! Mit dieser Konsequenz lassen sich nicht nur ganze Schulklassen erschrecken auch eine ganze Reihe erwachsener Menschen können sich nicht vorstellen, dass ein "rabenschwarzer Mohr" aus Zentralafrika mit den Bleichgesichtern des hohen Nordens verwandt sein soll. Dabei ist doch alles so einfach: Betrachten wir die Ereignisse der letzten maximal 10000 Jahre und die Veränderungen der Tierrassen und Pflanzenarten. Manipulationen der Lebensbedingungen sowie gezielte züchterische Auslese und Kreuzungsversuche haben aus manch einer Tierart genetische Krüppel, allen Bedenken zum Trotz, als lebensfähige Form hervorgebracht. Wenn es in wenigen Jahrtausenden möglich war manch einer Hunderasse das Fell ausgehen zu lassen, warum sollte es dann nicht möglich gewesen sein in immerhin drei Jahrhunderttausenden den Menschen die Farbpigmente zu entziehen oder aus gewöhnlichen Augen mandelförmige Schlitzaugen zu bilden ? Schließlich hat sich sogar die durchschnittliche Körpergröße der Menschen aus den Industrienationen in weniger als drei Generationen erheblich erhöht. Bedarf es weiterer sichtbarer Beispiele der Evolution ? Ich meine nicht. Wir können, ja wir müssen, als feststehende Tatsache akzeptieren, dass wir alle irgendwie verwandt sind. Welche Folgen hat nun unsere Verwandtschaft auf das Verhalten der verschiedenen Subgesellschaften ? Merkwürdigerweise keine, die bei der Beobachtung durch Außenstehende - das müssen nicht irgendwelche höherstehenden außerirdische oder göttliche Intelligenzyen sein - auf wirkliche Vernunft bei der 'Tierart Mensch' schließen lassen. Ja sind wir nicht sogar die dümmste aller Tierarten überhaupt ?

Erdrückende Fakten stehen gegen uns:

  • Wir vermehren uns rasend schnell und nehmen uns dadurch gegenseitig den Lebensraum

  • Wir sind so dumm, dass wir uns gegenseitig massenweise absichtlich oder fahrlässig töten

  • Wir haben zwar eine technologische Entwicklung, aber deren Motor ist kriegerischer Materialismus, der gegen die Menschheit selbst gerichtet ist

  • .............

Dies waren nur die härtesten Argumente, die sich aus der Geschichte der Menschen ablesen lassen. Eine ganze Reihe subtilerer Argumente ließe sich locker finden. Solange wir Menschen nicht einmal in der Lage sind, selbst in der kleinsten menschlichen Subgesellschaft, der Familie, ohne gegenseitigen Mord auszukommen - die biblischen Gestalten Kain und Abel mögen mir als Zeugen dienen - und stattdessen über Jahrtausende hinweg lediglich die Mordtechniken verfeinert haben, solange haben wir moralisch nicht das Recht uns als intelligent oder gar gleichberechtigt im Konzert einer größeren Gesellschaft, der 'kosmischen Gesellschaft', zu bezeichnen.

Dass wir nicht alleine im All sind, ist relativ wahrscheinlich, es wurden hierzu wiederholt interessante Berechnungen angestellt. Viele unserer heutigen Verhaltensweisen, waren vor Hunderttausenden von Jahren sehr erfolgreich, wie das Überleben des Menschentyps, der auf unsere Wurzel-Ur-Oma vor rund 300000 Jahren zurückgeht, beweist. Ob meine oder ihre Mutter in 300000 Jahren die genetisch noch erfolgreiche sein wird ist offen. Ob allerdings eine genetische Monokultur überhaupt noch in ferner Zukunft ein erfolgreiches Überleben garantieren kann erscheint ohnehin zweifelhaft. Ebenso fragwürdig bleibt, ob aus der ironisch gemeinten "schönen Gesellschaft" eine wirklich 'schöne Gesellschaft' wird. Jedenfalls müssen wir bis dahin die verinnerlichte Neandertalerstrategie ablegen, sonst werden wir genau da enden wo die Neandertaler auch geendet sind, im erdgeschichtlichen AUS !

 

 

FORTSCHRITT UND ERFAHRUNG

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts hat uns zwei Weltkriege, den Korea-, den Vietnam- und den Krieg in Afghanistan geliefert, dazu ein Fülle von sogenannten 'Stellvertreterkriegen', blutige Rebellionen, Bürgerkriege, sowie ein Kette von Nahostkriegen, deren letzter trauriger Höhepunkt, der Golfkrieg, im Jahre 1991 gerade beendet wurde und heute schon wieder (2000) vom Balkankrieg überholt wurde. Hat die Menschheit eigentlich nichts aus ihrer Geschichte gelernt ? Musste denn der II. Weltkrieg zwangsläufig dem I. Weltkrieg folgen ? Ist der III. Weltkrieg unausweichlich ? Frustrierende Fragen, die beim Blick auf die Weltgeschichte gestellt werden können. Bert Brecht beschreibt die kriegerische Logik der letzten 10000 Jahre Menschheitsgeschichte schaurig schön und leider treffend:



"Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. Die Beschreibungen, die der New Yorker von den Gräueln der Atombombe erhielt, schreckten ihn anscheinend nur wenig. Der Hamburger ist noch umringt von den Ruinen, und doch zögert er, die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben. Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen. Der Regen von gestern macht uns nicht nass sagen viele. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen. Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden."
Bertolt Brecht, Rede für den Frieden 1952


Tja Bertold, das Leben ist nicht hold, es ist hart und grausam, ein ständiger Kampf. Du solltest dir einmal die Zeichentrickfilmserie 'Es war einmal das Leben' ansehen, da kämpfen die Blutkörperchen und die Antigene mit Händen und Füßen gegen Viren und Fremdkörper im Blut was das Zeug hält. Oder hast Du vielleicht schon einmal ein Bilderbuch über Dinosaurier gelesen ? Auch da wird heute noch blutig tot gebissen, wie in deinen besten Jahren. Wir müssen es zur Kenntnis nehmen, die Geschichte war immer kriegerisch, wird immer kriegerisch sein und bleiben. Das ist in der SF-Literatur genauso wie im TV-Programm von heute - schon 20 Leichen eingeplant. Nur der Starke überlebt - Hitlers Rassismustheorem ist doch schlüssig, und wenn nicht, dann sorgen die Medien schon dafür, dass es richtig wird....*
Ernesto Ekaarini, Rede wofür? 1992 und 2000

* ich gehe davon aus, dass sie wissen was unter der literarischen Technik 
der Verfremdung (Erfinder: »Berthold Bretsch«) zu verstehen ist.

 

Wie bei der biologischen Evolution ist auch die Entwicklung menschlichen Kulturen von interaktiven Faktoren (Kampf/ Krieg ?) bestimmt, deren Synthesen die aktuelle Situation der Menschheit bestimmen. Haben wir im Zusammenhang mit Evolution bisher von Isolation und Attraktion gesprochen, so können wir hier Erfahrung und Fortschritt als treibende Faktoren herausfiltern. Jeder ist ein Opfer seiner Sozialisation, in dem Sinne, dass Er und Sie durch gesellschaftlichen Bedingungen (Familie, Schule, Beruf usw.) so geprägt werden, dass etwa ein armes Kind (Homeboy) aus Los Angeles, das plötzlich Millionär wird, sich noch lange unbewusst duckt, wenn ein langsam fahrender Chevy die Straße entlang kommt. Einen letzten Beweis für die Klammerwirkung der Sozialisation liefert die Comic-Industrie, deren ganze Attraktion darin besteht gesellschaftliche Rituale in witziger, überhöhter und visionärer Form attraktiv (zum Zwecke des Verkaufs) darzubieten. Nehmen wir den Multimilliardär Dagobert Duck, der in harten Zeiten als arme Ente auf die Welt kam und in jungen Jahren versucht durch fleißiges Graben nach Gold sein Glück zu machen. Nachdem er es endlich geschafft hat und sich auf seinen Multimilliarden ausruhen könnte, verhält er sich selbst im hohen Alter immer noch wie zu seinen Kindertagen, er scheffelt und scheffelt Geld. Dagobert Duck ist ein typisches Opfer seiner Sozialisation - sein Geiz ist geprägt durch die Erziehung der gesellschaftlichen und natürlichen Bedingungen. 

Auch real existierende Milliardärinnen und Milliardäre haben nicht die Absicht ärmer zu werden, und deshalb verhalten sie sich i.d.R. ihrer Milliardärssozialisation entsprechend: 1 Milliarde bringen schließlich bei 10% p.A. sage und ausgeschrieben 100 000 000 an Zinsen, selbst beim Spitzensteuersatz bleiben da noch mehr als 40 Mille übrig. Eine Zinssumme für die z.B. Menschen mit einem Standardverdienst von 50000 Jahresgehalt rund 800 Jahre arbeiten müssten, bzw. die Kinder der 15 nachfolgenden Generationen arbeiten lassen müssen. Hören wir auf, denn solche Berechnungen führen nur zu Sozial-Neid. Aber sind es nicht genau die Sozialisationsbedingungen, deren prägenden Charakter zu Sozialstreit und Verteilungskämpfen führt ? Im Rückspiegel der Zeit sind es immer wieder blutige Kriege und Verteilungskämpfe, die fortgesetzt das Gesicht der Welt verändert haben. Blutige Zerstörung und die Qualen des Wiederaufbaus kennzeichnen die Geschichte der Menschheit. Die Ursache für solche Verteilungskämpfe und 'Soziale Kriege' wird heutzutage von vielen in einem analytischen, kalt technokratischen, "männlichen Denken" gesehen. Einem Denken, das im Lichte marxistischer Theorien als geschickte Manipulation bzw. Aufhetzung der niedrigen gesellschaftlichen Klassen untereinander interpretiert werden kann. Mit dem Ziel, der Installation einer Art kultivierter Hühnerhof-Hackordnung, nur dass diese Hähne eben Menschen (männliche, i.d.R.) sind, die ganz gezielt und bewusst Unterdrückungsmechanismen einsetzen, je indirekter, desto besser die Wirkung. Der Daumenschraubenblues hinterlässt merkwürdige Geräusche: "Motivation ist die Fähigkeit, einen Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was man will, wann man will - weil er es selbst will". Oh Oh, O-Ton Dwight D. Eisenhowers, Ex-Präsident der selbstgefeierten amerikanischen Demokratie.  Jedoch ist dieses alte mechanistische - und wohl auch männliche - Weltbild nach Ansicht einer Reihe von modernen Aufklärern wie Fritjof Capra und anderen der Grund für die jetzige Krise und wird daher zwangsläufig als Gegenreaktion durch eine 'sanfte Verschwörung' für einen grundlegenden Paradigmenwechsel sorgen.

Brendan O'Regan stellt in dem Buch »The Aquarian Conspiracy« die Leistungen des alten Paradigmas, den Leistungen gegenüber, die vom neuen Paradigma erwartet werden. Die folgende Tabelle (mit eigenen Ergänzungen) zeigt dies in verkürzter Form:

gesell. Bereich Altes Paradigma Neues Paradigma

Macht 
und 
Politik

1. Betonung liegt auf starker, zentraler Regierungsmacht.



2. Entweder pragmatisch oder visionär. 

3. Regierungen halten die
Menschen in Gleichschritt (Disziplin) oder sind die großzügigen Eltern.


4. Menschheit als Eroberer
der Natur. Ressourcen dienen der Ausbeute.

Begünstigt den umgekehrten Trend: Dezentralisierung der Regierung wo immer möglich; horizontale  Machtverteilung. 

Pragmatisch und visionär. 



Regierungen fördern Wachstum, Kreativität, Kooperation, 
Transformation, Synergie und  Koordination. 

Menschheit als Partner der Natur. 
Betonung auf Erhaltung und ökologischer Gesundheit. 


Wirtschaft
1. Fördert Konsum, was immer es koste - durch geplanten Mangel, Werbungsdruck oder  künstliche "Bedürfnisse". 


2. Aggression, Wettbewerb,
Geschäft um des Geschäftes willen. 



3. Kurzsichtige Ausbeute 
begrenzter Ressourcen.


4. "Rational", nur zu Daten
Vertrauen.




5. Zentralisierte Unternehmen

Sinnvoller Konsum. Bewahren, Behalten, Wiederverwenden, Qualität, Handarbeit. 


Kooperation. Menschliche Werte transzendieren das "Gewinnen".
"Spiele hart und spiele fair, verletze niemand."
Erfolg für alle.

Ökologisch sensibel gegenüber Folgekosten. Verwalten und haushalten.

Rational und intuitiv. Datenlogik
wird erweitert durch Ahnung, Gefühl, Scharfblick, nichtlinearen (holistischen = ganzheitlichen) Sinn für Strukturen.(*1 

Dezentralisierte Operationen wo immer möglich. Mensch als Maßstab


Medizin
1. Behandlung von Symptomen.



2. Professionell sein heißt: 
emotional neutral. 

3. Körper und Geist sind getrennt. Psychosomatische
Erkrankungen sind mentaler Natur und werden an den Psychiater verwiesen.  

4. Placebo-Effekte beweisen
die Macht der Suggestion. 

Suche nach Struktur und Ursache, zusätzliche Behandlung von Symptomen.

Professionelle Fürsorge ist ein  Teil der Heilung. 

Körper-Geist-Perspektive: psychosomatische Erkrankungen fallen in die Zuständigkeit aller Heilberufe. 

Placebo-Effekte beweisen die Rolle des Geistes bei Krankheit und Heilung.


Erziehung

 

1. Betonung der Inhalte, in der Absicht, sich ein für allemal einen Satz richtiger Informationen anzueignen.







2. Lernen ist Ergebnis, ein Ziel. 


3. Vorrang hat etwas zu "machen", etwas zu leisten.


4. Betonung analytischen,
linearen... Denkens 




5. Befasst sich mit Normen 

Betont wird, das Lernen zu lernen wie man gute Fragen stellt, die Aufmerksamkeit auf die richtigen Dinge lenkt, offen ist für neue Konzepte und deren Analyse; zur Information Zugang haben. Was man jetzt "weiß" kann sich ändern. Wichtig ist dabei zuallerst der Sinnzusammenhang. 

Lernen ist ein Prozess, eine Reise 

Vorrang hat das Selbstverständnis
der Motor von Handlung und Leistung. 

Zielt auf eine Erziehung des ganzen Gehirns ab. Steigert die ...Rationalität durch holistische
nicht lineare und intuitive Strategie.(*2 

Befasst sich mit  individuellen Leistungen; sieht sie als Ausdruck eines Potentials, das entwickelt werden kann. 

Abb. 5.2: Altes und neues Paradigma im Vergleich

*1) Intuition = AnaLogik! Analogik wird von der bloßen Vorstufe der Logik (z.B. Vorahnung eines Ereignisses, Erahnung eines Grundes bzw. des Zustandes eines Sachverhaltes) zur vergleichenden oder gar strukturvergleichenden Logik - im Kapitel NEXIAL habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Analogik ein mächtiges Werkzeug zum Verständnis kosmischer Vorgänge sein kann. Als Meister der Analogik hat sich übrigens Douglas R. Hofstadter (Gödel, Escher, Bach & Metamagicum) erwiesen - bei der Entwicklung von KI (Künstlicher Intelligenz) bedarf es der ganzen Kunst der Analogik -, während alle Sozialdarwinisten als klassisches Beispiel für eine stümperhafte Anwendung der Analogik stehen - Rassismus, das Gegenstück zur biologischen Evolution, die totale Fehlanalyse - erfreulicherweise haben die vermeintlichen "Untermenschen" Juden, Neger, aber auch Behinderte, Homosexuelle und ethnische Minderheiten die mörderischen Angriffe der Rassisten im Kern überlebt. Die Menschheit wird sie alle noch dringend benötigen.

*2) Nexialistik beinhaltet neben einer ganzheitlichen Betrachtung der Welt (analytisch/ synthetisch/ thesisch/ antithesich) auch eine polytechnische Vielfalt der Methoden und Werkzeuge beim Lösen von Problemen. Verfolgen wir die Wurzeln dieses neuen Weltbildes, so landen wir bei der Rebellion der Jugend in den 60ziger Jahren, bei Flower Power, Emanzipation, Kriegsdienstverweigerung und Friedensforschung, Esoterik und anderen sanften Phänomenen. Schauen wir abschließend auf die letzten drei Jahre der Geschichte, so muss trotz lustiger Ansätze - die deutsche Wiedervereinigung, der Vision eines europäischen Friede-Freude-Eierkuchens und der Auflösung des 'Reich des Bösen' (n.Ronald Reagan) - konstatiert werden, dass Capras »Wendezeit« zur Miniwende verkümmert. Allerdings bestehen diese Ansätze eben doch noch. Auch wenn die ab 1992 jährlich in Berlin stattfindende LOVEPARADE - just unter dem Motto "Friede-Freude-Eierkuchen"- von der Polizei nicht als politische Demonstration anerkannt wird, kann sie trotz Kommerz als ein weiteres (schwaches ?) Zeichen (muss das Zeichen nicht sogar schwach sein ? - wie die kleine Quantenfluktuation vor dem Urknall !) gedeutet werden. Eines der Hauptprobleme des neuen Weltbildes ist, dass es wieder einmal zur bloßen Gegenreaktion im antithesischen Sinne gemacht wird, während das wirklich neue Paradigma synthesischen Charakter (auch synthetischen Charakter; sprich: Roboter & Co.) haben muss bzw. schon hat, und unter keinen Umständen zur bloßen Antithese degenerieren darf. Sollte dies geschehen, sind wir wieder da wo die Menschheitsgeschichte schon oft war - beim nächsten Sprung in der Geschichte (Männer voran - Fortschritt ade! - auweia).

Die Unterdrücker unterdrücken die Unterdrückten,
bis die Unterdrückten die Unterdrücker unterdrücken,
und wieder die Unterdrücker die Unterdrückten unterdrücken,
bis die Unterdrückten die Unterdrücker unterdrücken, und dann wieder
die Unterdrücker die Unterdrückten unterdrücken, bis die Unterdrückten die Unterdrücker unterdrücken, und dann schon wieder die Unterdrücker die Unterdrückten unterdrücken bis......


Soll das wirklich Geschichte sein ??????????

 

Dieses Hü Hott der Geschichte scheint auf eine Endlosschleife programmiert. Auch Erich Fromm, moderner Meister der Dialektik, diagnostiziert in seinem Werk »Haben oder Sein« exakt den Trip auf der historischen Achterbahn: "Was für den Krieg zwischen den Völkern gilt, ist ebenso gültig für den Klassenkampf. Es gab den Kampf zwischen den Klassen, zwischen den Ausbeutern und den Ausgebeuteten, in Gesellschaften, die auf dem Prinzip der Habgier begründet waren, immer schon. Es gab ihn dort nicht, wo es keine Ausbeutung gab, weil sie wirtschaftlich nicht möglich war. Aber notwendigerweise gibt es in jeder Gesellschaft, sogar in der reichsten, Klassen, wenn die Orientierung auf das Haben hin vorherrscht. Setzt man grenzenlose Bedürfnisse voraus, kann selbst die ausgedehnteste Produktion nicht Schritt halten mit den Phantasievorstellungen, mehr zu haben als die anderen. Notwendigerweise werden die, die vermeintlich stärker, klüger oder durch irgendwelche Umstände begünstigt sind, versuchen, sich eine Vorrangstellung zu sichern, und sie werden mit Zwang und Gewalt oder durch Suggestion versuchen, die zu übervorteilen, die weniger Macht haben als sie." Machen wir uns nichts vor - die modernste und effektivste Form der Sicherung von Macht (durch Suggestion) ist die der Werbung. Wo wir auch hinschauen - Werbung, Werbung, Werbung. Bedürfnisweckende Propaganda - massiv und penetrant - wie sexuelle Belästigung. Folglich trifft Fromm genau: "Unterdrückte Klassen werden ihre Beherrscher stürzen, um selbst Herrscher zu werden, und so endlos weiter. Der Klassenkampf kann mildere Formen annehmen, aber er kann nicht aufhören, solange Habgier das Herz des Menschen beherrscht. Die Vorstellung einer klassenlosen Gesellschaft in einer sogenannten sozialistischen Welt, die vom Geist der Habgier voll ist, ist ebenso illusionär - und gefährlich - wie die Idee eines immerwährenden Friedens zwischen habgierigen Völkern." Wie aber stellen wir Krieg durch Habgier den Strom ab ?


STOP THE VIOLENCE

Wer "Frieden" durch Krieg schafft hat nichts geschafft. Natürlich schafft Gewalt Gegengewalt und auch nach 40 Jahren 'Beinahe Frieden' auf der nördlichen Hemisphäre ist die Militarisierung der Gesellschaft offensichtlich jederzeit wieder möglich. Die Gespenster der dreißiger Jahre tauchen unvermittelt wieder auf und verfolgen uns bis in den Schlaf. Einige FriedensexpertInnen bezeichnen den Krieg als selbsterhaltendes System und es ist zu befürchten, dass je länger der Krieg schläft, er umso brutaler zurück schlägt. Michael Salewski, der in seinem Buch »Zeitgeist und Zeitmaschine« (Science Fiktion und Geschichte) eine vortreffliche Analyse des Krieges erstellt, weiß es; viele wissen es, auch viele Erwachsene und Jugendliche wissen es: "Der Krieg ist der Lehrmeister des Friedens!". Wenn wir nur nicht so vergesslich wären! Gegen die Gedächtnislücken der Menschen kann man Filme drehen »Die weiße Rose«, mit Radio und TV-Spots "Gegen Ausländerfeindlichkeit" werben oder Zeichen setzen "Lichterketten gegen Hass, Faschismus und Gewalt....". Doch Kids - so leid mir das tut - es reicht nicht wenn ihr STOP THE VIOLENCE an Hauswände sprüht. Es muss schon ein bisschen mehr sein.

 

 

STOP THE VIOLENCE WITH INTELLIGENCE

 

Dem Krieg können wir nur mit unserer Intelligenz den Dampf ablassen und das heißt erst mal

LERNEN

          LERNEN

                    LERNEN

                             LERNEN

                                      LERNEN

                                               LERNEN

von den Toten und Kindern,
von Pflanzen und Rindern,
von den lebenden Wesen,
Maschinen wie Besen,
von Steinen und Sternen. 

    
Es heißt: LERNEN

                                                                                LERNEN

                                                                                         LERNEN !

                                                                                                  LERNEN 

                                                                                                          LERNEN,

                                                                                                                   LERNEN

                                                                                                                           LERNEN.

                                                                                                                                   LERNEN

enthält immer noch selbstverstärkenden Charakter, dank unserer Neugier auf MIR (= Frieden). Den Berufskriegern der Welt muss klar werden, dass es Attraktiveres gibt als Gewalt anwenden. Im Sinne einer nexialen Vorgehensweise, gilt es zunächst, die dialektischen Pole zu erkennen und bloßzustellen. Dann sollte uns klar werden, dass Pazifismus nicht das Heilmittel vom Krieg ist, sondern die Kooperation. Wer aber fähig zur Kooperation sein will, muss unbedingt die Spielarten der Kommunikation verstehen.

Sprungleiste