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P R O L O G   irre

 

Können wir die Zeit anhalten ?

Nein, wir können es nicht !

 Wir können die Zeit zwar bremsen,
aber stehen bleiben wird sie nicht.

Wir können die Zeit vielleicht auch austricksen,
aber wirklich stehen wird sie nicht.

Wollen wir die Zeit anhalten,
so müssen wir in ein schwarzes Loch springen,
doch eines Tages wird es uns wieder ausspucken...

und die Zeit tickt weiter.

Wir können die Zeit nicht anhalten !

 

Südfrankreich. Sommer 89. Sternenhimmel. Waldbrand. Schach. 
Frage: Welchen Sinn hat die Welt ? Kennst du ihn, sag schon, welchen Sinn ???

Schippern wir die schöne blaue Donau hinab von Wien nach Budapest, so bemerken wir spätestens bei Mohács, dass die Menschen noch kurz vor der Jahrtausendwende versuchten, genau dies zu tun, nämlich die Zeit anzuhalten. Verdutzte Touristen mussten sich zum dritten Mal in einem Jahrhundert dem Diktat einer kriegerischen Grenze beugen, ihre Freiheit hinten anstellen und von der romantischen Weiterfahrt freier Menschen zum Schwarzen Meer träumen. Es soll Zeiten gegeben haben, da war der Krieg »der Motor aller Dinge«, heute ist der Krieg zur »Bremse aller Menschen« geworden, bestenfalls zu wissenschaftlichen Studien geeignet - fürs Handbuch: "Wie man es nicht machen sollte!" - und trotzdem, so verdammt real wie noch nie und das, obwohl er nichts mehr - aber auch gar nichts mehr - bewegt... In den vergangenen 13 Jahren, während ich dieses Buch verfasste verwüstete er in Europa Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien und das Kosovo, außerdem Afghanistan, Kuwait, Irak, Palästina, Armenien, Tschetschenien, Äthiopien, Somalia, Kongo  u.a. Länder unserer Erde und versucht unbeeindruckt weitere Landstriche zu vernichten.

Ostern 2000. In Bethlehem werden Holzkamele verkauft. In Jerusalem gehen zwei Verliebte, eine junge Frau in Militärkleidung und ein Jüngling gleichen Alters, Hand  in Hand vor der Grabeskirche Patrouille, die Schnellfeuergewehre über der Schulter.  Der Krieg liegt wieder auf der Lauer... Für all diejenigen, die heute mit den Hirnen von gestern leben und für die sich Zeit noch nie bewegt hat, sind solche Worte leer. Die schießen wieder bzw. weiter - sich gegenseitig tot. Künstler haben bisweilen einen hellseherischen Blick. Südwestlich von Mohács, nahe der ehemals ungarisch - jugoslawischen Grenze, gestaltete der Bildhauer Ido Maggi ein monumentales Werk mit der etwas merkwürdigen Bezeichnung »IR-RE/IRREAL-REAL«.



Abb 1.1: »IR-RE/IRREAL-REAL«

Wirft man einen Blick durch die mehr als drei Meter hohe, in der Mitte zerrissene, steinerne Wand, erahnt man im Dunst dahinter die vom jugoslawisch-yougoslawischen Krieg zerschossenen und zerbombten Städte Osijek und Vukovar. Zum dritten Mal im 20. Jahrhundert wurde die Bevölkerung dieser Orte Opfer militärischer Zerstörung mitten im modernen, aufgeklärten Europa. Auch wenn das Mauerwerk unwillkürlich an die Tore von Troja oder die mächtigen Festungen der alten Inkas erinnert, ist dessen Symbolik doch subtiler. » Die harte Realität, die Menschen umgibt, sprengen wir mit der Kraft unseres Geistes, der menschlichen Phantasie «. Ido hat für den schöpferischen Geist eine blasig-wolkige Struktur gewählt, die uns stark an die menschliche Hirnmasse erinnert.



Abb 1.2:
Skulptur vom Bildhauerberg bei Mohács (Ungarn)

Wer mitten ins Kunstwerk hineintritt ist allerdings froh, dass diese steingewordene Einbildung, die wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Betrachter schwebt, fest eingebunden, ja geradezu eingezwängt ist zwischen die Pranken der Wirklichkeit. Zwar mag so der Eindruck entstehen, dass Einbildungen, Visionen, Kreativität und Phantasie - gemeinhin der IRREALITÄT zuzuordnen - grundsätzlich unfrei seien, für immer dem Zwang der Tatsachen unterworfen, dennoch ist dies nicht so. Nur dem Geist - der Idee an sich - gelingt es, Mauern zu öffnen und einen Keil zwischen harte Fakten, die Widerstände aus Raum und Zeit, zu treiben. Es war eine kluge Entscheidung von Maggi, seine Visionen nicht völlig abheben zu lassen. Zur Freiheit braucht es die Vernunft und das ist das irre daran. Phantasie und Realität gehören zusammen und bilden eine IR-RE Einheit. Hätten die Menschen jenseits der kriegerischen Grenze nur ein wenig von der »irren« Message - früher sagte man Botschaft - verstanden, wären ihre Handlungen anders ausgefallen. Dass IDO MAGGI mit IRRE so ganz nebenbei die »Wiedervereinigung von Kunst und Wissenschaft« gelungen ist macht das Werk umso irrer.


Ernesto 95 

Abb 1.3: »One world vision« eine Vision - meine Vision...

Hinter der Vision der einen Welt steckt tatsächlich eine noch viel tiefere Vision - nämlich die der Überlebensfähigkeit der Menschheit und der Menschlichkeit. Beide sind unzertrennlich miteinander verknüpft. Wer Visionen nicht zur bloßen Träumerei verkommen lassen will, muss sich überlegen wie er den Weg von der "Irrealität" in die "Realität" gehen kann, um das "IRRE" zu erreichen. Visionen sind dazu da realisiert zu werden, also packen wir es an... wir haben keine Chance - nutzen wir sie. Trotz der Informationsschwemme des 20. Jahrhunderts habe ich mich auf den Versuch eingelassen, die wirklich wichtigen Fragen der Welt wenigstens prinzipiell aufzuklären. Ich werde dabei versuchen so tabulos wie möglich zur Sache gehen, und möchte daher meiner Leserschaft vorschlagen möglichst entspannte Situationen zu suchen, um sich mit den Inhalten der einzelnen Kapitel zu beschäftigen. Zwangsläufig werde ich, bedingt durch die Materie, mit der unsere geistige Auseinandersetzung stattfindet, inhaltliche und formale Fehler machen. Es werden aber - so hoffe ich - keine strukturellen Fehler, sondern bestenfalls Detailfehler sein, während die Grundschwingung stimmig ist. Die vorliegende Version von Space Wave... die kosmische Welle wurde auch äußerlich wie eine Welle konstruiert. Den Fuß der Welle bildet das Kapitel Nexial, das entsprechend meines Bewusstseinsstandes - zum Zeitpunkt der Niederschrift - eine (auch meine) Vorstellung vom Kosmos in groben Zügen vermittelt. Über Ursprünge, Evolution und Geschichte türmt sich die kosmische Welle immer weiter auf. Den Wellenkamm bildet das Kapitel Kommunikation, das genau dort angreift wo wir mitten im Alltagsdschungel stehen, also gerade den größten Überblick benötigen. Vielleicht hilft speziell dieses Kapitel den Schaum vor den Augen zu beseitigen, um schließlich mit dem Auslaufen der Welle über Umwelt, Zukunft und Zerfall ihren Niedergang zu erfahren. Den Endpunkt und zugleich den Abschluss der Beschreibung bildet das Kapitel Harmonie. Zuletzt folgt mit EXP-Nachwehen ein vorsichtiger und zaghafter, aber wichtiger  Versuch die ersten Schritte in Richtung Ziel zu unternehmen; praktische Vorschläge, was wir - die ganze Menschheit - tun können. Bis auf die beiden Kapitel 'Nexial' und 'Harmonie', deren statischer, grundlegender Charakter für mich persönlich wichtig ist, sind alle anderen Kapitel von erkenntnistheoretischer Dynamik geprägt. Dennoch ist es völlig gleich, ob sie beim Kapitel 'Evolution' zu lesen beginnen oder sich lieber zuerst dem 'Zerfall' widmen wollen. Dieses Buch ist so geschrieben, dass der rote Faden überall entdeckt werden kann, selbst wenn ich hin und wieder künstlerisch motivierte Verwirrung stifte. Deshalb habe ich mir besondere Mühe gegeben diesen Faden in den Kapiteln 'Nexial' & 'Harmonie' aus dem Wollknäuel der Wirklichkeit herauszulösen. Die ständige Unterschwingung - das Konzept - der kosmischen Welle ist nexialistischer Natur. Vereinfachend ist unter NEXIAL das Gegenteil von GENIAL zu verstehen. " GENIAL " = in etwa > aus dem Erbgut entwachsen <. " NEXIAL " = > aus der Zukunft bezogen <. Nex(ial) definiere ich als Ableitung von next > aus dem Englischen: next = nächstes, das Folgende <.

Einen kleinen aber feinen Anhang stellt deshalb schließlich die Reise in das Reich der Nexel dar: Etwas über Nexel....etwas das die ganze Komplexität der Sprache, wie des Universums an sich in das Zentrum unserer Gedanken rückt und uns bis zur Verzweiflung treiben könnte, wenn, ja wenn; unsere Sprache nicht im Grunde genauso einfach gestrickt wäre wie der Kosmos eben selbst.
Wie schwierig es allerdings ist die Phantasie Wirklichkeit werden zu lassen, haben viele Menschen - eigentlich alle - schon erfahren. Wir benötigen Beharrlichkeit ! Fehler auf dem Weg zum Ziel sind nichts Neues. Alle  Piloten und Pilotinnen auf ihrem Weg zum sicheren Flughafen machen im Grunde nichts anderes als ständig fehlerhafte Kursabweichungen zu korrigieren. Wer der Vision der einen Welt anhängt hat noch größere Probleme:

 Ist das Ziel von der "Ein(ig)en Welt" auch wirklich das Ziel ?

Wie viele andere Namen gibt es für das Ziel ?

Sind wir schon am Ziel und haben das Ziel nur nicht erkannt ?

Wenn wir noch nicht am Ziel sind, werden wir es dann wirklich erkennen ?

Wie viel Zeit haben wir zur Verfügung das Ziel zu finden ?

Wie lange werden wir auf dem Weg sein ?

Ist am Ende gar der Weg das Ziel ?

So viele Fragen - und Antworten ?

Schon bei der Frage der Zeit, die uns Verfügung steht, scheiden sich die Geister grundlegend. Da ich nicht an das Ende aller Zeiten glaube - schon eher an alle Zeiten nach dem Ende - "...und die Zeit tickt weiter", stehe ich sogleich im Streit mit einer Reihe von modernen Entropie-Physikern.  Stephen Hawking meint dazu: "Wenn wir um 5 vor 12 vom Rande eines schwarzen Loches in dasselbige hineinspringen würden, dann würde während unseres Sturzes jede weitere Sekunde immer länger und länger werden bis die letzte Sekunde vor 12 Uhr, so lang geworden wäre, dass sie ewig dauern würde und es für uns nie mehr 12 Uhr würde." So toll die Gedanken und Überschlagsrechnungen von Physikern sind, müssen sie doch nicht immer richtig sein (präzise genug). Warum gibt es neben objektiver Zeit auch subjektive Zeit ? Ist objektive Zeit nicht sogar eine Sonderform der subjektiven Zeit ?. Wenn schwarze Löcher wirklich "eines Tages" verdampfen sollten (auch diese Behauptung stammt von modernen Physikern), dann wird es zumindest für die schwarzen Löcher als solche "12 Uhr" - Was geschieht dann mit denen, die beim Sprung ins Schwarze Loch "noch nicht 12 Uhr" erreicht haben? "Die Wahrheit" können wir nur erfahren, wenn wir den Sprung gewagt haben. Tauchen wir also ein in die "Kosmische Welle".

2002. So viele Fragen. So viele Antworten. Es schlägt 13. Und die Zeit tickt weiter...  

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