Vor fast 1000 Jahren gab es in Hohensachsen Bergbau
Bericht zum Vortrag von Michael Vettel
 
 

Das Erzbergwerk "Marie" wurde 1895 endgültig eingestellt /Michael Fettel aus Kirschhausen beleuchtete die Geschichte

(GJ.) Das sogenannte ,,Bergloch" in Hohensachsen, das ehemalige Blei- und Erzbergwerk am Kohlbach unterhalb des 315 Meter hohen Roßbühls, gehört zu Hohensachsens historischen Schätzen. Ein Blick in seine Geschichte ist sehr lohnend und zeigt, daß man heute mit einer solchen historischen Einrichtung sorgsam umgehen und sie erhalten soll.

Die Freiwillige Wählervereinigung Hohensachsen hatte deshalb im Rahmen ihrer

kullturellen Arbeit zu einem Diavortrag über den ,,Ehemaligen Bergbau bei Hohensachsen " in die Mehrzweckhalle eingeladen, bei dem Michael Fettel aus Kirschhausen mit sehr informativ zusam gestellten Dias und einer Fülle von Material ein anschauliches Bild von der einzigartigen Bedeutung des ,,Bergloches für den Bergstraßenort vermittelte. An seiner Dias rekapitulierte der Referent die geschichtlichen Zusammenhänge und erklärte den Zuhörern, welche Schätze einst im ,,Bergloch" gewonnen wurden. Die erste Nachricht über einen Bergbau in Hohensachsen an der Kohlbach stammt aus dem Jahre 1012, in dem am 18. August König Heinrich II. den Lobdengau dem Bistum Worms verlieh, aber sich den ,,Colegenberg" vorbehielt. Wahrscheinlich ist dieser ,,Colegenherg" die heutige Kohlbach an Hohensachsens südlicher Gemarkungsgrenze. Hier fanden sich Erze, so daß bereits 1291 die Schriesheimer Grundherren, die ,,Strahlenberger", ein Bergwerk auf ,,Silber" betrieben.
 
 

Die Pfalz scheint nicht geruht zu haben, aufgrund des ihr von Kaiser Friedrich II. im Jahre 1219 verliehenen Regals, auf Gold, Silber und andere Metalle zu schürfen. Sie bewegte 1291 die Herren von Strahlenberg zur käuflichen Abtretung des Teiles, der ihnen an dem Berg zu Hohensachsen-Schriesheim zuständig war, um ihnen das Bergwerk dann wieder zu Lehen ~ geben. Schließlich verleiht und ordnet Kurfürst Friedrich I. am Elisabethentag 1474 das Bergwerk ,,im hinteren Kolnberg in Hohensachsenheimer Mark". Er verleiht das Bergwerk einer Gewerkschaft von 16 Stämmen, meist Adlige und Beamte aus seiner Umgebung.

Das geförderte Erz wurde wahrscheinlich in eine Schmelze nach Schriesheim gebracht, die Kurfürst Friedrich hatte einrichten lassen. Mit Brief vom Donnerstag nach Judica 1476 ermächtigte Friedrich seinen Zentgrafen zu Schriesheim, alle die das Bergwerk zu Sachsenheim bauen wollten, zu beleihen nach Form und Ordnung sowie auf Anleitung Jakobs Bergsteigers. Dieser war Michaelstag 1472 zum Bergvogt und Bereiter aller Bergwerke des Fürstentums ernannt worden.

Am Sonntag nach Lätare 1551 erließ Kurfürst Friedrich II. für die Bergwerke um Schriesheim eine neue Bergordnung, die eine Fundprämie für neu gefundene Silbergänge enthielt, um liegengebliebene Gruben neu zu beleben. Trotz dieses Anreizes war 200 Jahre lang von einem Bergbau bei Hohensachsen nichts zu hören. Erst 1773 wird die Kohlbach wieder erwähnt. 1779 bildete sich eine neue Gewerkschaft, die mit großen Kosten einen Stollen wasserfrei machte und mit dem Abbau von Blei- und Silbererzen begann.

Vermutlich vermaß für diese Gewerkschaft das Grubenfeld in der Kohlbach am Südhang des Roßbühls der Bergmeister A. E. Ludolph nach Befehl des Hohen Bergamtes.

In dieser Grube arbeiteten im Jahre 1780: ein Steiger, 11 Hauer, zwei Haspelknechte, zwei Anschläger, zwei Erzschläger, sechs Scheidjungen sowie im zugehörigen Pochwerk fünf Männer und zehn Waschkinder. Trotz dieser Belegschaft scheint der Bergbau nicht floriert zu haben, denn Ende der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde der Betrieb eingestellt. Im Jahre 1856 wurde die Grube unter dem Unternehmer J. Lommel neu eröffnet und wurde unter dem Namen ,,Erzbergwerk Marie" neu verliehen und auch auf Bleierz betrieben, bis sie nach
 
 

Eigentümerwechsel im Jahre 1895 endgültig eingestellt wurde. Ein neuer Interessent fand sich im Jahre 1917 mit der Fa. J. Berger aus Berlin, die das Vorkommen untersuchen ließ. Die Untersuchung verlief negativ.

Schließlich wurde am 9.1.1925 durch Beschluß des badischen Ministeriums der Finanzen, Abteilung Bergbau, das Bergwerk aufgehoben. Eine spätere nochmalige Untersuchung durch die Bergbehörde läßt das Vorkommen nach heutigen Maßstäben als unwirtschaftlich erscheinen.

Nach dem Ludolphschen Vermessungsbericht war das Bergwerk 1779 in zwei Stockwerke aufgeteilt. Der obere Stollen wurde auf 80 Meter Länge vorgetrieben, während der tiefere Stollen fast 150 Meter lang war. Der tiefe Stollen entwässerte zugleich das Grubengebäude in das Kohlbachtal. Beide Stollen waren mit einem 38 Meter tiefen Schacht verbunden. Der heute verstürzte Förderschacht, auch als Fahrschacht benutzt, ist noch sichtbar. Die Zimmerung aus mächtigen Eichenbalken ist in den mit Wasser gefüllten Stollen noch vorhanden. Doch größtenteils sind die Schächte und Stollen heute zerfallen und treten nur noch morphologisch in Erscheinung.

Ein nahezu vollständiges Bild vermittelte der Referent von der einstigen Erz- und Mineralführung dieses Bergwerks. Das Gebirge wird von zwei Spaltensystemen durchzogen, einem variskisch und einem herzynisch streichenden. Auf diesen Klüften und Verwerfungsspalten drangen erzführende Quarzlösungen auf. Der Granit ist praktisch erzfrei. Von den Erzen ist heute natürlich nicht mehr viel vorhanden. Die Bergleute haben nur Spuren des einstigen Erzbestandes zurückgelassen. Aufgrund von Überlieferungen und Untersuchungen fand man in den Erzgängen die Mineralien Bleiglanz und Kupferkies, die auch das begehrte Silber enthielten. Gefunden wurden auch: Fahlerz, Zinkblende, Vaesit Cattierit, Cerussit, Pyromorphit, Azurit, Malachit und möglicherweise auch gediegenes Silber.

Dieser Vortrag, in dem gezielt die theoretischen und geschichtlichen Aspekte des ehemaligen Bergwerks in Hohensachsen aufgegriffen wurden, wird im Herbst durch eine Begehung des ehemaligen Bergwerksgebietes von Hohensachsen im Bereich Kohlbach, Hundskopf, Heiligkreuz und Großsachsen ergänzt. Michael Fettel wird diese Exkursion führen.